Edgar Rice Burroughs

Tarzan – Band 3 – Tarzans Tiere


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Tar­zan da­mals vor Jah­ren, als er sich auf die Su­che nach Ge­schöp­fen sei­ner Art und Fär­bung ge­macht hat­te, je­nen Ter­kop klein krieg­te, so ging er jetzt mit dem­sel­ben Griff, den ihm ein Zu­fall in je­nem Kamp­fe of­fen­bar­te, auf dies neue ge­wal­ti­ge Un­ge­heu­er los.

      Schon moch­te die klei­ne Schar wü­ten­der Men­schen­af­fen das lei­se Knacken ver­neh­men, das sich un­heim­lich in ih­res Kö­nigs schreck­li­ches Jam­mer­ge­brüll misch­te.

      Und dann gab es plötz­lich einen Krach, als wür­de ein Baum, eben noch fest und trot­zig in der Erde ver­wur­zelt, vom ra­sen­den Or­kan ge­knickt wie ein Streich­holz. Nach vorn sank das rie­si­ge Haupt, nie­der auf die be­haar­te Brust. Schlaff die Hals­mus­keln, zu Ende das Krei­schen und Ge­brüll …

      Die klei­nen »Schwein­sau­gen« der Zuschau­er wan­der­ten un­schlüs­sig von ih­res Füh­rers re­gungs­lo­sem Kör­per zu dem wei­ßen Af­fen. Der er­hob sich und trat zur Sei­te. Und dann bohr­ten sich ihre Bli­cke wie­der in die Ge­stalt ih­res Kö­nigs, gleich als wun­der­ten sie sich, warum er nicht auf­sprän­ge und die­sen ver­mes­se­nen Fremd­ling nie­der­schlü­ge.

      Sie sa­hen, wie der Neu­ling sei­nen Fuß in den Na­cken sei­nes Geg­ners setz­te, – und der zuck­te sich nicht! Tar­zan warf mit ei­nem Ruck sein Haupt zu­rück, und un­sag­bar wild ent­quoll sei­ner Keh­le der ge­wal­ti­ge Af­fen-Ruf. Da wuss­ten sie: der Kö­nig war tot.

      Und weit­hin trug der Dschun­gel je­nen schreck­li­chen Sie­ger­ruf. Das Schnat­tern der klei­nen Af­fen in den Baum­kro­nen ver­stumm­te, es schwie­gen die Stim­men der bunt­ge­fie­der­ten Vo­gel­welt, und von fern her kam ei­nes Leo­par­den kla­gen­de Ant­wort und das tie­fe Brül­len ei­nes Lö­wen.

      Der alte Tar­zan war’s, der sei­ne Au­gen jetzt fra­gend auf die­sen klei­nen Af­fen­trupp vor sich rich­te­te. Der alte Tar­zan, wie er jetzt sein Haupt schüt­tel­te, als hät­te er die Fül­le sei­nes Haa­res aus dem Ge­sich­te zu­rück­zu­wer­fen: Eine alte Ge­wohn­heit aus den Ta­gen, da ihm das Haar in dich­ten schwar­zen Sträh­nen bis auf die Schul­tern her­ab­hing und ihm gar oft den frei­en Blick zu neh­men droh­te, wenn es auf Le­ben und Tod ging.

      Tar­zan wuss­te, dass er mit so­for­ti­gem An­griff von ei­nem der Über­le­ben­den – es schi­en ihm, als sei die­ser ganz be­son­ders gut ge­baut, ja als hiel­te er sich al­lein zum Kamp­fe um die Kö­nigs­wür­de sei­nes Stam­mes be­ru­fen – zu rech­nen hat­te. Es war ihm aber auch von frü­her her in der Erin­ne­rung, dass man einen völ­lig Frem­den bis­wei­len in die Stam­mes­ge­mein­schaft auf­nahm, ja dass die­ser sich nach Er­le­di­gung des Kö­nigs so­gar zum Stam­mes­ge­bie­ter und Ober­haupt der al­ten kö­nig­li­chen Fa­mi­lie auf­schwin­gen konn­te.

      Wenn er an­der­seits jetzt ih­nen nicht zu fol­gen such­te, wür­den sie sich viel­leicht auch weg­schlei­chen, fort aus sei­nem Be­rei­che, und dann nur un­ter­ein­an­der um die Füh­rer­schaft kämp­fen … Dass er ihr Kö­nig sein kön­ne, wenn er nur woll­te, so viel war ihm klar; nicht aber, ob er auch die man­cher­lei läs­ti­gen Pf­lich­ten, die not­wen­dig mit die­ser Wür­de zu­sam­men­hin­gen, auf sich neh­men woll­te. Denn dar­in lag ja­wohl kein be­son­de­rer Vor­teil.

      Der Affe, noch jung, aber mit furcht­ba­ren Mus­keln ge­rüs­tet, rück­te nä­her an ihn her­an. Aus dem weit­ge­öff­ne­ten Mun­de blitz­ten statt­li­che Fang­zäh­ne, und ein tie­fes, un­wil­li­ges Brum­men ließ sich hö­ren.

      Wie in Stein ge­mei­ßelt stand Tar­zan da. Kei­ne Re­gung sei­nes Ge­gen­über schi­en ihm zu ent­ge­hen. Ei­nen Schritt zu­rück­wei­chen? Oder sich vor­stür­zen? Bei­des wür­de wohl nur einen un­mit­tel­ba­ren An­griff aus­lö­sen, dach­te er. Oder? Könn­te er nicht auch so den Kampf­lus­ti­gen in die Flucht schla­gen? Nun, das hin­ge eben al­les von des jun­gen Af­fen Mut ab.

      Ru­hi­ges Ab­war­ten schi­en ihm also der rech­te Mit­tel­weg zu sein. Brum­mend und zäh­ne­flet­schend wür­de der Affe bis dicht an ihn her­an­kom­men, so fin­gen sie ja ge­wöhn­lich an; er wür­de sich dann ganz vor­sich­tig um ihn her­um­zu­schlei­chen su­chen, im­mer dar­auf aus, sei­ne Schul­ter zu pa­cken. Und so kam es auch.

      Soll­te das ein be­son­ders kö­nig­li­cher Trick sein, oder wür­de eine plötz­li­che Re­gung der im­mer un­be­stän­di­gen Af­fen­na­tur plötz­lich und ohne je­den war­nen­den Laut den zot­ti­gen Ko­loß wie einen rei­ßen­den Wolf über sei­nen Geg­ner her­ein­bre­chen las­sen?

      Das Un­ge­heu­er kreis­te. Tar­zans Au­gen wi­chen kei­ne Se­kun­de von ihm, denn, so jung es sein moch­te: Es schi­en ihm vollauf eben­bür­tig dem eben ver­en­de­ten Stam­mes­haupt, ihn dünk­te, es wür­de ei­nes Ta­ges oh­ne­hin auch über je­nen her­ge­fal­len sein. Wie wun­der­bar die For­men die­ses Un­tiers, wie es so da­stand und die kur­z­en ge­krümm­ten Bei­ne mit dem wuch­ti­gen Lei­be um mehr als zwei Me­ter über­rag­te! Selbst in die­ser Hal­tung reich­ten sei­ne großen, dicht be­haar­ten Arme bis zur Erde, und wie lang und scharf schie­nen gar die Fang­zäh­ne, als sie jetzt sich dro­hend Tar­zans Ge­sicht zu­wand­ten! Nur we­nig Un­ter­schied glaub­te Tar­zan zwi­schen die­sem Stamm hier und den Af­fen, bei de­nen er sei­ne Ju­gend zu­ge­bracht, zu be­mer­ken.

      Zu­erst, als Tar­zan die zot­ti­gen Men­schen­af­fen ge­wahr­te, war es ihm wie ein Hoff­nungs­schim­mer vor­ge­kom­men: Vi­el­leicht hat­te ihn doch die Lau­ne ir­gend­ei­nes un­er­gründ­li­chen Schick­sals nun ge­ra­de zu sei­nem al­ten Stam­me zu­rück­ge­führt? Aber als er jetzt nä­her hin­sah, war er über­zeugt, dass ihm hier doch an­de­re ge­gen­über­stan­den.

      Uner­müd­lich kreis­te das Un­ge­tüm wei­ter, hart­nä­ckig blieb es in sei­ner dro­hen­den Hal­tung, und ab und zu schi­en es jetzt zu ei­nem plötz­li­chen Vor­stoß an­zu­set­zen. Als wä­ren sie zwei Hun­de, die ein­an­der zum ers­ten Male in den Weg lie­fen, so kam es ihm vor. Dann fiel ihm mit ei­nem Male ein, dass er doch pro­bie­ren müs­se, ob ei­gent­lich die Spra­che die­ses Af­fen­stam­mes ir­gen­det­was Ge­mein­sa­mes mit der sei­ner al­ten Ge­nos­sen auf­wei­se. Und so wand­te er sich in Ker­schaks wohl­be­kann­ten Lau­ten an sein Ge­gen­über. Wer bist du? frag­te er. Wer wagt sich ge­gen den Af­fen-Tar­zan?

      Über­ra­schung flamm­te in des strup­pi­gen Un­ge­heu­ers Au­gen auf.

      Akut bin ich, kam die Ant­wort von drü­ben.

      Wie Tar­zan ver­mu­te­te: Ganz die glei­chen urein­fa­chen Lau­te, wie die sei­nes al­ten Stam­mes, bei dem er die ers­ten zwan­zig Jah­re sei­nes Le­bens zu­ge­bracht! So we­nig ent­wi­ckelt je­des Wort, dass es gar nicht an­ders sein konn­te.

      Akut bin ich, sag­te der Affe. Mo­lak ist tot, jetzt bin ich der Kö­nig. Fort mit dir, oder ich wer­de dich tö­ten.

      Du sahst, wie leicht ich Mo­lak tö­te­te, er­wi­der­te Tar­zan. Ver­lang­te ich Kö­nig zu sein, gin­ge es dir eben­so. Aber der Af­fen-Tar­zan will nicht über den Stamm der Akuts herr­schen. Nichts wei­ter will er als fried­lich le­ben in sei­nem Lan­de. Wir wol­len Freun­de sein. Der Af­fen-Tar­zan kann euch hel­fen, ihr könnt dem Af­fen-Tar­zan hel­fen.

      Du kannst Akut nicht tö­ten, ent­geg­ne­te der an­de­re. Nie­mand ist so groß wie Akut. Hät­test du Mo­lak nicht ge­tö­tet, wür­de Akut es ge­tan ha­ben, denn Akut war ge­rüs­tet, die Macht an sich zu rei­ßen.

      Der Af­fen­mensch ant­wor­te­te hier­auf