Edgar Rice Burroughs

Tarzan – Band 3 – Tarzans Tiere


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bei­de stür­zen, schoss es dem Af­fen­menschen durch den Kopf, und woll­te er heu­te und über­haupt je wie­der et­was zu bei­ßen be­kom­men, so hieß es rasch han­deln.

      Kaum hat­te der Hirsch ihn auf sei­nem glat­ten, wei­chen Fell ver­spürt, brach er auch schon auf die Knie nie­der. Tar­zan aber pack­te ihn am Ge­weih und riss ihm mit ei­nem ein­zi­gen blitz­schnel­len Ruck den Kopf her­um, bis das Ge­nick krach­te.

      Wü­tend brüll­te der Löwe hin­ter ihm … Den Hirsch ge­packt und dann hin­auf auf den nächs­ten star­ken Ast, das war für Tar­zan das Werk we­ni­ger Au­gen­bli­cke.

      Gera­de als Numa im Sprun­ge her­an­schnell­te, konn­te er sich und sei­ne Beu­te aus dem Be­rei­che der furcht­ba­ren Tat­zen ret­ten.

      Dumpf dröh­nend fiel das be­tro­ge­ne Kat­zen­tier zu Bo­den. Der Af­fen-Tar­zan aber brach­te sei­nen »Bra­ten« wei­ter nach oben ins Ge­äst. Da war er si­cher. Und dann schau­te er mit spöt­ti­schem Lä­cheln auf das Raub­tier, das mit sei­nen fun­keln­den gel­ben Au­gen von un­ten her­auf­starr­te. Wie ein Jun­ge konn­te er sich nicht ge­nug da­mit tun, die le­cke­re Beu­te sei­nem Geg­ner zu zei­gen. Dann ging er schmun­zelnd an sei­ne Mahl­zeit, wäh­rend der Löwe un­ten knur­rend auf und ab trot­te­te. Es schmeck­te Tar­zan wie­der ein­mal aus­ge­zeich­net.

      Ge­sät­tigt ver­wahr­te er die Res­te sei­ner Beu­te auf ei­ner ho­hen Ast­ga­bel sei­nes Bau­mes und eil­te dann, vom ra­che­durs­ti­gen Numa noch lan­ge ver­folgt, durch die Baum­kro­nen zu­rück zu sei­nem Baum­la­ger. Dort schlief er, bis die Son­ne wie­der hoch am Him­mel stand.

      Die nächs­ten Tage be­schäf­tig­te sich Tar­zan da­mit, sei­ne Waf­fen­aus­rüs­tung zu ver­voll­stän­di­gen und den Dschun­gel zu er­kun­den. Seh­nen des Hir­sches, der ihm sei­ne ers­te Abend­mahl­zeit hier ge­lie­fert hat­te, wur­den auf den Bo­gen ge­spannt. Bes­ser dazu wä­ren Shee­tas ge­trock­ne­te Ge­där­me ge­we­sen, aber er war doch vor­erst zu­frie­den. Es hieß eben war­ten, bis ihm ein­mal durch glück­li­chen Zu­fall eine der großen Kat­zen zum Op­fer fiel.

      Er flocht sich auch einen lan­gen Grass­trick – ge­nau wie den, mit dem er vor vie­len Jah­ren den bö­sen Tu­blat er­würgt hat­te. Was hat­te er als klei­ner Af­fen­jun­ge mit die­ser wun­der­vol­len Waf­fe nicht al­les an­stel­len kön­nen!

      Schei­de und Griff für sein Jagd­mes­ser wur­den fer­tig, dann auch ein Kö­cher für die Pfei­le und aus Ba­ras Fell Gür­tel und Len­den­schurz. Dann mach­te er sich auf die Wan­de­rung, um end­lich et­was mehr über das Land in Er­fah­rung zu brin­gen, nach dem er nun ein­mal ver­schla­gen war. Er merk­te wohl, dass er nicht an der ihm alt­be­kann­ten West­küs­te Afri­kas sein konn­te, denn die Son­ne er­hob sich all­mor­gend­lich aus dem Mee­re und glitt erst dann hoch über den Dschun­gel da­hin. Das Meer im Os­ten!

      And­rer­seits war er sich dar­über klar, dass er auch nicht an der Ost­küs­te Afri­kas sein kön­ne. Es war si­cher, dass die »Kin­caid« nicht durch das Mit­tel­län­di­sche Meer, den Suez­ka­nal und das Rote Meer ih­ren Weg ge­nom­men hat­te. Auch die Fahrt um das Kap der Gu­ten Hoff­nung war in die­ser kur­z­en Zeit un­mög­lich. Dann war es auch un­denk­bar, dass man den At­lan­ti­schen Ozean durch­quert und ihn auf ir­gend­ei­ner un­be­wohn­ten In­sel Süd­ame­ri­kas aus­ge­setzt ha­ben soll­te. Numa, der Löwe, war ja hier. Das konn­te also auf kei­nen Fall zu­tref­fen. Wo moch­te er denn nun ei­gent­lich sein?

      Tar­zan zog ein­sam durch den Dschun­gel da­hin, im­mer in ge­wis­sem Ab­stand vom Stran­de. Wenn er nur et­was Ge­sell­schaft ge­habt hät­te! Er be­dau­er­te es all­mäh­lich, dass er sich nicht neu­lich den Af­fen an­ge­schlos­sen hat­te. Nichts hat­te er wie­der von ih­nen seit je­nem ers­ten Tage ge­se­hen, an dem er im Grun­de noch den gan­zen Bal­last der Kul­tur­welt mit sich schlepp­te.

      Jetzt war er schon bald wie­der ganz der alte Tar­zan. Wenn er auch fühl­te, dass er nur we­nig ge­mein­sa­me In­ter­es­sen mit die­sen großen Men­schen­af­fen ha­ben könn­te: Sie schie­nen ihm doch we­nigs­tens bes­ser als nichts zu sein.

      Ohne zu has­ten, bahn­te er sich sei­nen Weg bald un­ten am Bo­den, bald zwi­schen den her­ab­hän­gen­den Zwei­gen. Da fand er Früch­te, dort schob er einen Baum­stamm bei­sei­te oder stieß auf eine klei­ne Beu­te.

      Eine Mei­le oder mehr moch­te er an die­sem Tage so zu­rück­ge­legt ha­ben, als ihm der Wind Shee­tas Na­hen an­kün­dig­te.

      Gera­de Shee­ta, der Leo­pard! Noch nie war er ihm so will­kom­men ge­we­sen: Die Där­me der großen Kat­ze soll­ten ihm für sei­nen Bo­gen ge­ra­de recht sein und das Fell für einen Kö­cher und einen neu­en Len­den­schurz. Wäh­rend er bis­her bei­na­he ge­dan­ken­los da­her­ge­schlen­dert war, ver­kör­per­te er jetzt ge­ra­de­zu laut­lo­se Span­nung und größ­te Vor­sicht.

      Rasch und doch lei­se ar­bei­te­te er sich auf der Fähr­te der wil­den Kat­ze durch die Bü­sche, und trotz all sei­ner ed­len Ab­kunft schi­en sei­ne gan­ze wild­wü­ti­ge Art der des wil­den Raub­tiers, an das er sich jetzt her­an­pirsch­te, völ­lig ver­wandt zu sein.

      Tar­zan über­leg­te noch, wie er das Tier über­lis­ten kön­ne, als ihm ein Wind­hauch von rechts neue Wit­te­rung brach­te: Dem durch­drin­gen­den Ge­ruch nach muss­ten meh­re­re große Af­fen in der Nähe sein.

      Der Leo­pard hat­te sich in den un­te­ren Äs­ten ei­nes Baum­rie­sen hin­ter den Stamm ge­duckt. Er ge­wahr­te un­ten in ei­ni­ger Ent­fer­nung Akut mit sei­nen Ge­nos­sen, wie sie es sich in ei­ner Wald­lich­tung gut sein lie­ßen. Ei­ni­ge schlie­fen, mit dem Rücken an einen Baum ge­lehnt, an­de­re spran­gen her­um, ris­sen die Rin­de von den Bäu­men und hol­ten sich le­cke­re Ma­den und Kä­fer zum Schmau­se.

      Akut war Shee­ta am nächs­ten.

      Die große Kat­ze lag ge­duckt auf ei­nem di­cken Ast, des­sen dich­tes Laub­werk sie den Bli­cken des Af­fen ver­ber­gen muss­te. Ge­dul­dig war­te­te sie, dass der Men­schen­af­fe auf Sprung­wei­te her­an­käme.

      Vor­sich­tig kroch Tar­zan hin­über. Jetzt war er dicht über dem Leo­par­den und zück­te mit der Lin­ken sei­ne schar­fe Stein­klin­ge. Viel lie­ber hät­te er zu sei­nem Fangstrick ge­grif­fen, doch zu dicht war die Blät­ter­wand zwi­schen ihm und der mäch­ti­gen Kat­ze. Der Wurf wür­de wahr­schein­lich sein Ziel ver­fehlt ha­ben.

      Akut hat­te sich in­zwi­schen di­rekt auf den Baum zu be­wegt, in des­sen Zwei­gen der Tod auf ihn lau­er­te. Der Leo­pard schob sich lei­se noch ein Stück auf dem Aste vor­wärts, bis er fast ge­nau über ihm war. Ein wü­ten­des Rol­len – und er setz­te an, um sich auf den großen Af­fen her­ab­zu­schnel­len. Al­lein noch den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de zu­vor hat­te sich ein an­de­res Raub­tier über ihn ge­stürzt: Un­heim­lich und wild über­tön­te des­sen Kampf­schrei sein Brül­len.

      Als Akut, zu Tode er­schro­cken, auf­blick­te, sah er den Leo­par­den und auf des­sen Rücken je­nen wei­ßen Af­fen, der ihn neu­lich am großen Was­ser zum Kamp­fe her­aus­for­der­te.

      Die Zäh­ne des Af­fen­menschen hat­ten sich fest in Shee­tas Na­cken ver­bis­sen, sein rech­ter Arm spann­te sich ei­sern um die vor Wut be­ben­de Keh­le, und in der Lin­ken schwang er einen schlan­ken Stein­dolch, hol­te aus und bohr­te ihn mit mäch­ti­gem Sto­ße dicht hin­ter dem lin­ken Blatt