öffne den Mund, um zu protestieren, doch Gram ist schneller.
„Tally, hör auf, sie jetzt schon zu ärgern, oder du machst ihr Angst.“
„Glücklicherweise bekomme ich nicht so schnell Angst.“ Ich lächele die beiden an.
„Er ist der Schlimmste der Familie“, sagt Gram und führt uns zum Esstisch. „Setzt euch und ich bringe alles.“
„Kann ich helfen?“, biete ich an, weil ich nicht will, dass seine Großmutter uns bedienen muss.
„Nein“, protestiert sie. „Du bleibst sitzen und überlässt das mir.“
Talon zieht einen Stuhl für mich hervor. „Sie liebt es, Leute zu bewirten. Und ich bin kein Schlimmer.“ Er setzt sich auf den Stuhl neben mich und streckt seine langen Beine unter dem Tisch aus.
„Er ist der Jüngste und wurde immer verwöhnt“, erklärt Gram, als sie mit einer Platte Schnittchen wiederkommt, und dann holt sie einen frischen Gartensalat. „Er hat mir erzählt, dass du kein Fleisch isst. Ich hoffe, vegetarische Wraps und Salat sind okay.“ Sie deutet mit der Hand über den Tisch und setzt sich uns gegenüber. „Ich liebe es, für Leute zu kochen, also haut rein.“
Talon gehorcht und türmt Wraps auf seinem Teller auf.
„Wie kannst du nach unserem großen Frühstück schon wieder Hunger haben?“, necke ich ihn.
„Er isst ununterbrochen. Schon immer“, sagt Gram.
„Ich habe einen unersättlichen Hunger nach Essen. Und anderen Dingen.“ Er sieht mich von der Seite an.
„Talon!“ Nicht zu fassen, dass er vor seiner Großmutter solche Bemerkungen macht. Peinlich berührt brennen meine Wangen.
Gram faltet auf dem Tisch ihre Hände. „Apropos, ihr habt also die Hochzeitsreise verschoben? Versteht ihr beide euch denn im Bett?“
Fast ersticke ich an meinem Schnittchen. Besprechen wir jetzt wirklich unser nicht existierendes Sexleben mit seiner Großmutter?
„Gram, das ist die abgefahrenste Situation meines Lebens. Ich habe keine Ahnung, warum man uns verkuppelt hat. Wir haben rein gar nichts gemeinsam, und wir finden uns nicht einmal attraktiv. Sieh sie dir an. Sieht sie aus wie mein Typ?“ Er beißt von seinem Wrap ab. „Und ich bin auch gar nicht ihr Typ“, fügt er mit vollem Mund hinzu.
Sie sieht uns für eine Weile prüfend an. „Wisst ihr was, ihr zwei? Manchmal ist das, was wir wollen, gar nicht das, was wir eigentlich brauchen.“
Talon stöhnt auf. „Gram, ich brauche Möpse. Und sie braucht kurze Haare und keine Tattoos.“
Am liebsten würde ich gleich hier und jetzt im Boden versinken.
„Ach was! Das ist doch lächerlich.“
Ich lächele sie schwach an. „Ich brauche das nicht wirklich. Ich habe nur nicht mit einem Mann wie ihm gerechnet.“
„Ich glaube, sobald ihr aufhört daran zu denken, was ihr erwartet habt, werdet ihr sehen, dass das, was ihr bekommen habt, viel besser ist.“
Oh, diese Frau könnte ich leicht lieb haben. „Der Gedanke gefällt mir. Ich hoffe, du hast recht, denn ich möchte schon, dass wir zusammen glücklich werden.“
„Sie hat eine Katze, die eine Tiara trägt“, gibt Talon bekannt. „Das habe ich weder erwartet noch gewollt.“
Gram beißt ein winziges Stück von ihrem Wrap ab und ihre Augen strahlen. „Also das ist faszinierend! Ich liebe Katzen. Ich hatte immer welche, aber die letzte ist vor zwei Jahren gestorben. Sie war schon zwanzig, und ich bin jetzt zu alt für noch eine.“
„Sie ist im Gästehaus, falls du sie sehen willst“, bietet Talon ihr an. „Du kannst gern Katzensitter machen, wenn wir auf Haussuche sind.“
Sie lächelt mich warm an. „Ich würde euch gern morgen besuchen kommen und die Katze kennenlernen.“
„Sie wird dich lieben. Sie ist sehr verschmust. Und vielen Dank, dass wir in deinem hübschen Gästehaus bleiben dürfen. Das ist sehr großzügig von dir.“
„Ihr könnt bleiben, solange ihr wollt. Alle meine Enkelkinder wohnen praktisch ständig hier. Es würde mich freuen, wenn ihr immer zum Essen kommen würdet, solange ihr hier seid.“
Talon mischt sich ein. „Dieses Angebot nehmen wir auf jeden Fall an. Ich hatte noch keine Gelegenheit, die Kochkünste meiner Frau zu testen, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie versuchen wird, mich mit Tofu-Turkey umzubringen.“ Er faltet seine Serviette und legt sie auf den Tisch. „Ich habe ein paar Extrasachen in einem der Schlafzimmer hier. Davon werde ich mir etwas nehmen, damit ich heute nicht mehr in meine Wohnung und mich mit dem betrunkenen Idiot Mikah herumschlagen muss.“
Als Talon außer Hörweite ist, lächelt mich seine Großmutter strahlend an. „Hast du Angst, dass du den größten Fehler deines Lebens gemacht hast?“, fragt sie. „Du kannst ruhig ganz ehrlich sein.“
„Ich bin mir noch nicht sicher“, antworte ich wahrheitsgemäß. „Wir scheinen wirklich nicht gut zusammenzupassen.“
„Gib der Sache Zeit. Ich weiß, dass er anstrengend sein kann, aber hinter seinem albernen, sarkastischen Gehabe steckt ein tiefgründiger, leidenschaftlicher, junger Mann. Das tarnt er nur gut.“
„Nun ja, wir haben uns beide dazu verpflichtet, es ernsthaft zu versuchen, das ist schon mal ein Anfang. Ich hoffe, wenn wir länger zusammen sind, werden wir Gefühle füreinander entwickeln.“
„Das wird sicherlich passieren, meine Liebe. Ich habe diese Kinder praktisch selbst erzogen und kenne ihre Herzen wie mein eigenes.“
Das klingt nach einem Hoffnungsschimmer am Ende dieses verrückten Tunnels.
Nach unserem Besuch bei Gram gehen wir ins Gästehaus zurück. Dort steht der erste Video-Chat mit Dr. Hollister an. Einmal die Woche findet ein getrennter Chat statt, und ab und zu ein gemeinsamer, um zu besprechen, wie die Sache läuft. Nach dem ersten Monat finden die Chats nur noch alle zwei Wochen statt.
„In einem der Schlafzimmer ist ein Laptop, den wir benutzen können“, schlägt Talon vor. „Da kann jeder von uns allein sein.“
„Klingt gut“, stimme ich zu. „Willst du zuerst?“
Er schüttelt den Kopf, holt den Laptop aus dem Schreibtisch und steckt das Kabel hinein. „Nein. Ich stelle die Verbindung her, aber du darfst zuerst.“
Na toll.
Mit fünfminütiger Verspätung sitze ich allein in dem Zimmer, und plötzlich erscheint Dr. Hollister auf dem Bildschirm.
„Asia! Schön, Sie zu sehen. Wie läuft es so?“
Es fühlt sich seltsam an, mit einem Bildschirm zu reden. Als ob ich mit dem Fernseher spreche. „Interessant.“
„Interessant?“ Sie macht sich eine Notiz. „Können Sie das bitte genauer definieren?“
„Also … wir sind beide verwirrt, weil keiner von uns die Aspekte oder körperlichen Attribute hat, die wir angegeben hatten.“
„Ich verstehe. Wie in den Gesprächen erwähnt, haben wir uns die größte Mühe gegeben, Partner zu finden, die sich gegenseitig am besten ergänzen und auf tieferen Ebenen zusammenpassen.“
„Er ist ein Multimillionenrockstar mit Tattoos. Seine Haare sind länger als meine. Er trinkt Alkohol, isst Fleisch, raucht, trinkt gesüßte Getränke und ist besessen von Sex und allem, was groß ist. Zu allem Überfluss behauptet er, mich nicht im Geringsten anziehend zu finden, und er hat bis kurz vor der Hochzeit noch herumgevögelt. Haben Sie mich jemals kennengelernt? Nichts davon habe ich mir an einem Ehemann gewünscht! Ich bin mit der ganzen Sache nicht zufrieden. Es ist schlimmer als die Dating-Katastrophen, die ich hinter mir habe.“
Wie eine Verrückte macht sich Dr. Hollister handschriftliche Notizen. „Und