Raymond Arroyo

Mutter Angelica


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      Raymond Arroyo

      Mutter Angelica

      Eine Nonne schreibt Fernsehgeschichte

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      Titel der amerikanischen Orginalausgabe:

      Mother Angelica

      The Remarkable Story of a Nun, Her Nerve, and a Network of Miracles

      2005 veröffentlicht von The Doubleday Broadway

      Publishing Group/Random House, Inc., New York,

       www.doubleday.com

      © 2005 by Raymond Arroyo

      Bibliografische Information: Deutsche Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

      in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

      Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar

      © 2009 der deutschsprachigen Ausgabe

      Media Maria Verlag, Illertissen

      Umschlaggestaltung: Atelier Lehmacher

      ISBN 978-3-9811452-7-4

      eISBN 978-3-9479317-7-4

      Für die Mutter meiner Kinder, Rebecca,

      meine Mutter Lynda

      und alle Mütter auf der ganzen Welt.

      Sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt,

      um die Weisen zuschanden zu machen,

      und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt,

      um das Starke zuschanden zu machen.

      1 Kor 1, 27

      Inhalt

       Einleitung

       Prolog

       1. Kapitel:Ein unglückliches Leben

       2. Kapitel:Der Schmerz als Geschenk

       3. Kapitel:Heilung und Berufung

       4. Kapitel:Braut Christi

       5. Kapitel:St. Klara

       6. Kapitel:Leid und Vorsehung

       7. Kapitel:Die Gründung

       8. Kapitel:Ein Familienkloster

       9. Kapitel:Der Geist bewegt …

       10. Kapitel:Das Lächerliche tun

       11. Kapitel:Eine Kathedrale am Firmament: EWTN

       12. Kapitel:Tod und dunkle Nacht

       13. Kapitel:Die Äbtissin im Äther

       14. Kapitel:Ein Zeuge für die Völker: WEWN

       15. Kapitel:Die Verteidigerin des Glaubens

       16. Kapitel:Der Hammer der Häretiker

       17. Kapitel:Wunder und Züchtigungen

       18. Kapitel:Die letzten Dinge

       19. Kapitel:Läuterung

      Einleitung

      Die Leute rund um Hanceville in Alabama nannten es „dieses Nonnengeschäft“, „den Palast“ oder auch „den Wallfahrtsort“, je nachdem, mit wem man darüber sprach. Dieser Ort sollte an den meisten kommenden Samstagvormittagen mein Ziel sein. Nachdem ich die Autobahn I 65 verlassen hatte, ging es weiter an den Rinderherden vorbei, die hier in der Hitze Alabamas vor sich hindösten. Bei Pitts Lebensmittelgeschäft bog ich rechts ab, fuhr schnell an einer Reihe neu erbauter Häuser vorbei, aus deren gepflegten Vorgärten mich Heiligenstatuen aus Gips anstarrten. Im Gegensatz zu den Menschen, die mit Wohnmobilen und klimatisierten Reisebussen hierher gekommen waren, interessierte mich weniger das Kloster Unsere Liebe Frau von den Engeln, sondern vielmehr die Frau, die es gebaut hatte.

      Während ich auf mein Ziel zufuhr, auf einem riesigen Gebäude, dessen Fassade mit Sandsteinen verkleidet war, das Mutter Angelica ihr Zuhause nannte, überdachte ich noch einmal im Stillen die Fragen, die ich ihr stellen wollte. Dies war die letzte Chance, mich auf das fünfstündige Treffen mit ihr vorzubereiten: ein Gespräch unter vier Augen mit der freimütigsten kontemplativen Ordensfrau der Welt. Da Ordensschwestern, die in Klausur leben, ein direkter Kontakt mit der Außenwelt nicht erlaubt ist, waren unsere Treffen auf das Sprechzimmer der Gemeinschaft beschränkt, einen schlichten Raum, in dem ein Eisengitter die Nonne vom Besucher trennt.

      Eigentlich erschien es mir ungünstig, ganz vertrauliche Details eines Lebens durch Gitterstäbe hindurch zu besprechen. Doch in unserem Fall verlieh diese Ausgestaltung dem Ablauf unseres Zwiegesprächs eine beichtähnliche Atmosphäre. Es war, als ob gerade das schwarze Eisengeflecht zwischen uns die neunundsiebzigjährige Äbtissin befreit hätte. Sie konnte dadurch ihre Vergangenheit mit einer Aufrichtigkeit und Offenheit lebendig werden lassen, die sie sich sonst hätte nicht erlauben können.

      Sie kam, bereit zum Gespräch.

      „Hey, Landsmann!“, krächzte Mutter Angelica, als sie das Sprechzimmer auf der anderen Seite des Gitters betrat. Sie blieb an der Türschwelle mit ausgebreiteten Armen stehen, geradeso, als würde sie eine Bühne betreten. Sofort durchflutete Herzlichkeit und Wärme das spärlich rosa gekachelte Zimmer.

      In ihrem schokoladenbraunen franziskanischen Ordensgewand schien sie heute mit ihren knappen 165 cm noch erstaunlich jung und geschmeidig zu sein. Ihre runden Wangen quollen an beiden Seiten über den Schleier heraus wie ein in eine Schuhschachtel gezwängtes rosarotes Kissen. Durch ihr Lächeln, geschätzt und geliebt von Millionen Menschen, wurden ihre Augen zu durchdringenden grauen Schlitzen zusammengepresst.

      Obwohl sie über vierzig Minuten zu spät gekommen war, gab es keine entschuldigende Erklärung. Mutter Angelica lebte einfach im gegenwärtigen Augenblick.

      „Na gut, dann fangen wir an“, verkündete sie, als ob ich der verspätete Gesprächsteilnehmer gewesen wäre. Als sie sich den Gitterstäben näherte und ihre Hände durch das Gitter streckte, tänzelte