Jonathan Wilson

Outsider


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altes Oberteil von Aberystwyth Town, das seit dem Sieg über die Druids im walisischen Pokalfinale nicht mehr gewaschen worden war.

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       Ein Exzentriker auf und neben dem Platz: Leigh Richmond Roose

      Er plauderte auch gern mit den Zuschauern. Im Victoria Ground steigerte das noch seine Beliebtheit, bei Auswärtsspielen machte es ihn jedoch zur Zielscheibe. An der Bramall Lane traf ihn eine Münze, nachdem er zum Besten gegeben hatte, dass Sheffield United „sich deutlich steigern muss“, um ihn zu bezwingen. Bei Manchester City wackelte er vor einem gehaltenen Strafstoß mit den Beinen, ganz so, wie es viele Jahre später der Liverpooler Torwart Bruce Grobbelaar tat. Danach drehte Roose sich mit einem breiten Grinsen in Richtung der Zuschauer, woraufhin ein wütender Fan einen Apfel nach ihm warf.

      Ein Torhüter, so sagte Roose, „muss das Tor doch nicht nach den üblichen Klischeevorstellungen hüten. Es steht ihm frei, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Wenn er verschiedene Methoden zur Verfügung hat, den Ball zu parieren und wieder loszuwerden, wird er die angreifenden Stürmer oft durcheinanderbringen und verwirren. Hat ein Torwart Erfolg mit seinen Paraden, ist sein Triumph groß. Versagt er, ist Nichtbeachtung sein Los.“ Hin und wieder versagte auch Roose. So wurde er beispielsweise gegen Sheffield Wednesday mit dem Ball am Fuß vor seinem Strafraum kalt erwischt und überließ dem gegnerischen Mittelstürmer ein leeres Tor. Doch unter dem Strich spielte er so erfolgreich, dass seine Mannschaftskameraden ihm schnell verziehen. „Er spielt, wie kein anderer Torwart im Lande zu spielen sich traut“, sagte Verteidiger Sam Ashworth. „Darum ist er ja der Mann, der er ist.“

      Stoke entging 1901/02 zwar knapp dem Abstieg, geriet jedoch durch die Rückzahlung eines Kredits für die Renovierung des Stadions in Geldprobleme. Folgerichtig musste der Verein die Ausgaben für Roose kürzen. Am letzten Spieltag der Saison 1903/04 gegen Derby County rannte Roose aus seinem Strafraum, verschätzte sich bei einem aufprallenden Ball, ging zu Boden und schenkte Steve Bloomer das Tor. Frustriert und ernüchtert saß Roose am Abend im Zug zurück nach London und beschloss, Schluss mit dem Ligafußball zu machen. Stattdessen wollte er – endlich – seinen zurückgestellten Abschluss in Medizin in Angriff nehmen, den er drei Jahre lang aufgeschoben hatte. Er schrieb an Stoke und den walisischen Fußballverband und teilte beiden seinen Rücktritt mit. Doch erst im August, als die Athletic News ihre Saisonvorschau druckte, kam die Nachricht auch an die Öffentlichkeit.

      Aber schon im November vermisste Roose den Fußball. Da er nach wie vor sein Medizinstudium weiterführen wollte, begann er nach Klubs Ausschau zu halten, die einen in London ansässigen Amateur nehmen würden. Als Everton aufgrund einer Schulterverletzung Bill Scott verlor und dessen Ersatzmann George Kitchen gleichzeitig von einer Grippe niedergestreckt wurde, bekam Roose seine Chance. Er sagte zu, für Everton zu spielen, bis Scott wieder gesund war.

      Roose gab sein Debüt gegen Sunderland. Vielleicht lag es an seiner fehlenden Spielpraxis, jedenfalls entglitt ihm fünf Minuten vor Schluss eine Flanke, und Arthur Bridgett bedankte sich für den Siegtreffer. Vor der nächsten Partie, zu Hause gegen Derby, schüttelte Roose eine Viertelstunde lang die Hände von Fans und entschuldigte sich für seinen Lapsus. Sein Ansehen stieg dadurch, und es sollte noch weiter steigen, da er ein gutes Spiel machte und das Publikum dadurch unterhielt, dass er sich während einer Verletzungsunterbrechung auf die Querlatte schwang und darauf sitzen blieb. Gegen Stoke, ein 4:1-Erfolg, hielt Roose dann einen Strafstoß und war so gut in Form, dass man ihn fragte, ob er nicht auch nach Scotts Genesung bleiben wollte.

      Everton schied erst im Halbfinale des FA-Pokals aus und landete in der Liga am Ende auf Platz zwei. An diesen Erfolgen hatte Roose bedeutenden Anteil. Doch er zerstritt sich mit Trainer William C. Cuff, nachdem er sich wegen des vollen Spielplans zum Saisonende beschwert hatte. Als er beim letzten Saisonspiel nicht berücksichtigt wurde, verweigerte er die Anreise. Damit war seine Zeit bei Everton vorbei, und ab dem folgenden September war er wieder für Stoke City im Einsatz. Er gab sein zweites Debüt bei einem 3:0-Sieg gegen Notts County. „Keiner ist so geschickt wie er, wenn er sich nach einem Flachschuss hinwirft, der eigentlich unhaltbar schien“, bestätigte der Spielbericht in der Athletic News.

      Im November stand Stoke auf dem dritten Tabellenplatz. Die Daily Mail nominierte Roose für ihre Weltauswahl gegen eine Mannschaft von einem anderen Stern. Und ein Reporter der Bristol Times schrieb über ihn:

      

      „Kaum ein Mann stellt seine Persönlichkeit in seinem Spiel so lebhaft zur Schau wie L. R. Roose. Man kann keine fünf Minuten zusammen mit ihm verbringen, ohne dass seine Lebhaftigkeit, seine Verwegenheit, seine Kenntnis von Menschen und Dingen Eindruck hinterlassen – ganz gewiss ein schlauer Mann, aber vollkommen ungehemmt in Wort oder Tat. Nur höchst selten steht er lustlos am Torpfosten, selbst wenn sich der Ball am anderen Ende des Rasenvierecks befindet. Stattdessen folgt er dem Spiel aufmerksam und genau. Sobald sein Schutzobjekt in Gefahr ist, bewegt er sich auch schon. Er denkt sich nichts dabei, zehn oder 15 Meter hinauszulaufen, selbst wenn seine Verteidiger eine ebenso gute Gelegenheit zur Bereinigung haben wie er selbst. Auch wird er die Seitenlinie entlangstürmen, den Ball auf dem Platz spielen und selbst ein Schüsschen wagen, um die Partie munter zu erhalten.“

      Diese Beschreibung sagt viel über den sonst üblichen Torwartstil jener Zeit aus: Offensichtlich lehnten sich viele Torhüter leger an ihren Torpfosten, und dass ein Keeper zehn oder 15 Meter herauskam, war ganz eindeutig etwas Außergewöhnliches

      Roose verhalf Wales auch zum ersten Gewinn der British Home Championship. Bei Stoke liefen die Dinge weniger erfreulich. Als dem Verein das Geld ausging, musste Roose seinen Vertrag neu aushandeln. Nachdem Stoke abgestiegen war, ließ es Einzelheiten über einen „in London ansässigen Spieler“ durchsickern, der eine Spesenabrechnung für einen Aufpasser für seinen Hund geschrieben hatte, obwohl er gar keinen Hund besaß. Vermutlich stand dahinter der Versuch, Rooses Forderungen zu zügeln. Wie nicht anders zu erwarten, reagierte er wütend, und sein Verhältnis zum Verein kühlte sich merklich ab. Obwohl er die Saison 1907/08 im Victoria Ground begann, war sein Wechsel nur noch eine Frage der Zeit. Als Sunderland ihm ein Angebot machte, nahm er ohne langes Zögern an.

      An der Wearside verbrachte er zwei schöne Jahre, und auch dort verließ er bei jeder Gelegenheit sein Tor und seinen Strafraum. „Die Regel besagt, dass jeder Torwart über seine Hälfte des Spielfeldes laufen darf, bevor er sich des Balles entledigt“, erklärte er. „Das trägt nicht nur dazu bei, die angreifenden Stürmer zu verwirren, sondern bildet auch das Fundament für ein schnelles, präzises Konterspiel. Warum bloß nutzen das so wenige aus?“ George Holley, sein bereits erwähnter Mannschaftskamerad aus Sunderland, erklärte das damit, „dass er der Einzige war, der einen Ball derart genau über große Distanzen schießen oder werfen konnte, was ihm genügend Zeit verschaffte, ohne Sorge um einen Gegentreffer in sein Tor zurückzukehren“.

      Trotzdem ging die Sache ab und zu auch schief. Sheffield Uniteds Torwart Ernest Needham beispielsweise war mit einem Abschlag gegen Roose erfolgreich, der über dessen Kopf hinweg ins Tor segelte. Doch Roose grübelte nie lange über seine wenigen Fehler nach. Er gab Needham an dem Abend einfach einen aus und markierte ansonsten weiterhin den dicken Max. Als er gegen Aston Villa einen Schuss über den Querbalken lenkte, berührte er mit den Händen die Latte. Also umgriff er sie einfach, schwang sich hoch, setzte sich auf sein Tor und genoss den Beifall. Gegen Woolwich Arsenal stoppte er einen Schuss mit der Brust, ließ das Leder auf seinen Fuß tropfen, hielt es ein paar Mal hoch und schoss es dann weg.

      Abseits des Platzes war sein Leben nicht weniger extravagant. Unter anderem hatte er eine Affäre mit Marie Lloyd, einem Music-Hall-Star, wodurch sein Ruhm noch weiter stieg. Als er sich im November 1910 in einem Spiel gegen Newcastle das Handgelenk brach, war sein Karriereende jedoch im Grunde besiegelt. Er spielte zwar noch für ein paar andere Klubs – Celtic, Port Vale, Huddersfield Town, Aston Villa und Arsenal –, konnte aber nie wieder an seine alten Leistungen anknüpfen. Der endgültige Genickschlag kam 1912, als man seine Art des Torhütens praktisch unmöglich machte. Zwei Mitglieder des Regelkontrollausschusses waren in London Augenzeugen einer Partie von Roose für Sunderland geworden. Ihrer Meinung nach ruinierte er den Unterhaltungswert