Paul Rießler

Diverse apokryphe Schriften, Band 2


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lebte übel und gedrückt,

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      ward es doch bis zu dieser Zeit

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      von bösen Männern, übermächtiger Gewalt gepeinigt.

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      Es sah der König Pharao,

      wie unser Volk zu großer Zahl sich mehrte;

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      da ging er gegen uns mit ränkevollen Listen vor.

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      Die armen Leute plagte er mit Ziegelstreichen

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      an großen Bauten in den Städten und an Türmen,

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      so daß sie ein gar schwer Geschick erlitten.

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      Dann sagt er zum Hebräervolk,

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      man werfe alle Knäblein in den tiefen Strom.

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      Als nun die Mutter mich gebar,

      verbarg sie mich drei Monde lang;

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      doch blieb es nicht geheim, wie sie erzählte.

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      So hüllt sie mich in Kleider ein

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      und setzte mich an dem bewachsenen Stromesufer,

      im tiefen Sumpfe aus.

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      Die Schwester Mariam sah aus der Ferne zu.

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      Da stieg des Königs Tochter mit der Mägde Schar hernieder,

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      im Flusse sich zu baden,

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      und sie erblickte mich

      und hob mich schleunigst auf.

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      Und sie erklärt mich als Hebräerkind.

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      Da lief die Schwester Mariam schnell herbei

      und sprach zu der Prinzessin:

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      Beliebt’s, so such ich schnell

      dir eine Amme für das Kind aus den Hebräerinnen.

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      Die Jungfrau winkt

      und schnell verkündet sie’s der Mutter

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      und schleunigst kommt die Mutter selbst herbei

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      und nimmt mich auf den Arm.

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      Da sprach des Königs Tochter:

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      Ernähre diesen, Weib,

      und ich belohne dich dafür!

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      Sie legte mir den Namen Moses bei,

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      weil sie an jenes Flusses hohem Strand mich fand.

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      Als nun des Kindesalters Zeit für mich vorüber war,

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      da führte mich die Mutter zu dem Schlosse der Prinzessin;

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      dabei erzählte sie mir alles, was geschehen war,

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      und sprach mir von dem väterlichen Stamm

      und was uns Gott verheißen.

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      So lange wir der Knaben frohe Zeit genossen,

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      gab sie mir königliche Speis und Unterricht,

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      als ob ich ihrem eigenen Leib entsprossen wäre.

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      Doch als der Tage Schoß gefüllet war,

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      verließ ich auch die königlichen Schlösser;

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      denn zu des Königs Werken trieb mich das Gemüt.

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      Zuerst erblickt ich zwei im Handgemenge;

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      der eine war Hebräer,

      der andere vom Ägyptervolk.

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      Ich sah die beiden ganz allein,

      sonst keinen andern.

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      Und da befreite ich den Bruder;

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      denn jener fiel durch meine Hand

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      und ich verscharrte ihn im Sand,

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      daß niemand uns erblicke

      und diesen Mord vermelde.

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      Am andern Morgen sah ich wieder,

      wie zwei desselben Stammes hadern.

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      Da sagte ich:

      Was schlägst du jenen, der doch schwächer ist, als du?

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      Und jener sprach:

      Wer hat dich uns zum Richter und zum Herrscher hergesandt?

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      Du darfst mich nicht so töten,

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      wie gestern den Ägyptermann.

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      Und voller Angst frug ich darauf:

      Wie ward denn dies bekannt?

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      Wer hat dem König alles das so schnell gemeldet?

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      Da strebte Pharao mir nach dem Leben.

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      Als ich dies hörte, ging ich eilends fort

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      und jetzt irr ich in diesem fremden Land umher.

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      Nun seh ich sieben Jungfrauen dort.

      [Nachdem er gefragt, wessen die Jungfrauen wären, erwidert]

       Sepphora:

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      Dies ganze Land heißt, Fremdling, Libyen.

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      Bewohnt wird dies von Stämmen mancherlei Geschlechts,

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      von Äthiopen, schwarzen Angesichtes.

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      Im Lande herrscht nur einer,

      der König ist und Herzog.

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