war, als ob sie fest gefesselt wären.
235
Es ward vom Himmel her ein Strahlenglanz
gleich großem Feuer sichtbar.
236
Vermutlich war jetzt Gott mit seiner Hilfe ihnen gegenwärtig.
237
Als sie schon auf des Meeres anderm Ufer waren,
238
da wälzte eine große Woge sich heran und kam uns näher.
239
Dies sah ein Mann und schrie:
240
„Laßt vor des Höchsten Hand uns fliehen!
241
Denn diesen ist er Helfer;
doch uns Erbärmlichen bereitet er den Tod.“
242
Und also ward des Roten Meeres Furt geschlossen
und so das Heer durch ihn vernichtet.
[Über die Palmen und die zwölf Quellen mit Moses also redend wird
eingeführt]
Ein Kundschafter:
243
Merk auf, verehrter Moses,
welch guten Platz wir fanden
244
in jenem milddurchwehten Tal!
245
Denn du auch schaust vielleicht es selber dort.
246
Deshalb umleuchtete ihn auch ein Strahlenglanz,
247
wie zu der Freude Zeichen hoch die Feuersäule.
248
Wir fanden dort ein schattenreiches Tal
249
mit Wasserquellen, eine köstlich tiefe Stätte.
250
Zwölf Quellen sprudeln frisch aus einem Fels hervor
251
und viele Palmen, früchtereich und festen Stammes,
252
an siebzig, stehen dort
253
und üppig Kraut entsprießt im Überfluß,
zum Futter unserm Viehe dienend.
[Alsdann über einen Vogel]
254
Wir sahen fernerhin ein andres Tier,
255
noch nicht bekannt, anstaunenswert,
wie man’s noch nirgends sah.
256
Denn doppelt faßte er des Adlers Länge wohl,
257
mit buntgefärbten Fittichen.
258
Mit Farbenspiel erschien der ganze Leib versehen.
259
Die Brust erglänzte purpurfarbig;
260
die Beine waren rötelgleich
261
und in dem Nacken war er schön
mit safranreichgetränktem Wollenhaar geziert.
262
Am Kopfe glich er fast dem zahmen Haushahn.
263
Mit gelben Augensternen schaute er umher.
264
Wie Scharlachbeere schien der Augenstern im Kreis.
265
Ertönen ließ er auch den herrlichsten Gesang
266
und aller Vögel König schien schon er zu sein.
267
Denn Schrecken flößt er jeglichem Gefieder ein,
268
das hinter ihm im wirren Fluge schwirrend flog,
269
doch er voran, wie jener stolze Stier,
270
der schnellen Gangs einherschreitet.
[Fragment von Kains Brudermord]
271
O Schlange, alles Lasters Anfang wie auch Ende!
272
Du, Irrtum, der der Fehler großen Schatz erzeugt,
273
der blinden Unerfahrenheit Geleiter,
274
du Freund von Tränen und von Seufzern bei den Menschen!
275
Ihr habt dem Kain zum unerlaubten Stolz der Gleichgeborenen
276
die Rechte mit dem Bruderhasse schwer bewaffnet.
277
So ließet ihr den Kain mit Mordblut seinen Zorn verzeichnen
278
und aus des reinen Daseins Ewigkeit
279
ihn in den Staub der erstgeschaffenen Erde stürzen.
280
Ihr habt’s vollbracht
Erläuterungen
Ezechiel, „der Dichter der jüdischen Tragödien“ in jambischen Trimetern abgefaßt, (Clemens Alex. Strom. I 23, 155[WS 1]), war sicher ein Jude, wie schon aus seinem Namen hervorgeht. Er lebte wohl im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Nur eines seiner Dramen, „Der Auszug“ der Juden aus Ägypten, ist in größern Bruchstücken erhalten. Die Handlung schließt sich darin ziemlich genau an den Wortlaut der biblischen Erzählung an; doch fehlt es nicht an mancherlei Ausschmückungen. Der Verf. wollte mit seinen Dramen wohl dem jüdischen Volke die biblischen Geschichten nahebringen und zugleich die heidnischen Theaterstücke verdrängen; vielleicht rechnete er auch auf heidnische Leser und Zuschauer (s. Euseb. Praep. ev. IX 28. Clem. Alex. Strom. I 23, 155 ff, Philippson, Ezechiel 1830).
1 Moses befindet sich in Midian (Ex 2, 1 ff). Ein langer Monolog, worin Moses sein bisheriges Leben schildert. 59 Er sieht die sieben Töchter Raguels kommen. 60 Midian heißt hier merkwürdigerweise Libyen und wird von Äthiopen bewohnt. 96 Gott spricht unsichtbar aus dem Dornbusch. Deshalb erscheint er nicht selbst auf der Bühne; man hört nur seine Stimme. 153 Im Monat Nisan (März bis April). 175 Das Passahfest. 243 Der Bote war dem Zug der Israeliten vorausgeschickt. 244 Das Tal von Elim (Ex 15, 27, Num 33, 9). 254 Phönix.
Die Fastenrolle
Dies sind die Tage, wo man nicht fasten darf
und wo die Trauer untersagt ist.