Paul Rießler

Diverse apokryphe Schriften, Band 2


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in dieser Stadt regiert und spricht das Recht ein Priester;

      65

      er ist mir Vater, wie auch diesen da.

      [Es wird über Sepphoras Heirat redend eingeführt]

       Chus:

      66

      Du mußt mir dies, Sepphora, auch erzählen.

       Sepphora:

      67

      Es gab der Vater diesem Fremdling mich zur Gattin.

      [Über den von Moses geschauten Traum redend, werden eingeführt]:

       Moses:

      68

      Auf einer Bergesspitze sah ich einen großen Thron,

      69

      der bis zum Himmel reichte.

      70

      Drauf saß ein Mann,

      dem edelsten Geschlecht entsprossen.

      71

      Ein Diadem auf seinem Haupt

      und in der Linken ein gewaltig Zepter,

      72

      so winkt er mir mit seiner Rechten.

      73

      Ich stellte mich vor seinen Thron.

      74

      Da reicht er mir das Zepter dar

      75

      und hieß mich seinen großen Thron besteigen.

      76

      Auch gab er mir sein königliches Diadem;

      er selber stieg herab.

      77

      Darauf erblickte ich der Erde ganze Rundung,

      78

      zugleich der Erde Tiefen und des Himmels Höhen.

      79

      Da fiel der Sterne Schar mir vor die Füße

      80

      und alle zählt ich sie

      81

      und mich umgab es, wie von Sterblichen, ein Kriegerlager.

      82

      Und so erwacht ich aus dem Schlaf,

      die Brust von Furcht bewegt.

       Raguel

      83

      Es zeigte Gott dir, Fremdling, Herrliches.

      84

      Möcht ich noch leben, wenn ein solches Los dich trifft!

      85

      Denn einen großen Thron wirst du einst stürzen

      86

      und selber Kampfespreise austeilen

      und Volkesführer sein.

      87

      Du schautest die bewohnte Erde ganz,

      88

      was unter Gottes Himmel weilt und über ihm

      das heißt:

      89

      Du wirst erschauen,

      was ist, was war und werden wird.

       Moses:

      90

      Sieh da!

      Was soll das Zeichen aus dem Dornbusch mir?

      91

      Gar wundersam und Sterblichen unglaublich ist es.

      92

      Denn plötzlich brennt der Strauch in hohen Flammen auf

      93

      und doch bleibt jedes Zweigchen unversehrt.

      94

      Was nun?

      Ich gehe hin und schau der Wunder größtes an;

      95

      es weckt ja keinen Glauben bei den Menschen.

       Gott:

      96

      Halt, Bester!

      Komm nicht näher, Moses,

      97

      bevor der Füße Binden du gelöst!

      98

      Denn sieh!

      Das Land, worauf du stehst, ist heilig

      99

      und dir erglänzt aus diesem Strauche Gottes Geist.

      100

      Faß Mut, mein Sohn!

      Hör meine Worte!

      101

      Denn dir, dem Sterblichen ist’s unmöglich,

      mein Angesicht zu schauen.

      102

      Doch meine Worte kannst du wohl verstehen.

      103

      Deshalb kam ich hieher.

      104

      Denn ich bin deiner Ahnväter, wie du sie nennest, Gott

      105

      Des Abraham, des Isaak und des Jakob Gott bin ich.

      106

      Und jener eingedenk

      sowie auch meiner eigenen Verheißungen,

      107

      bin ich bereit,

      mein eigenes Hebräervolk zu retten;

      108

      ich sehe ja die Mühsal,

      das Leiden meiner Diener.

      109

      Eil fort

      und meld mit diesen meinen Worten

      110

      zuerst dem ganzen Volke der Hebräer,

      111

      sodann dem König, wie’s von mir befohlen ward:

      112

      „Du sollst mein Volk aus dem Ägypterlande führen!“

       Moses:

      113

      Ich bin nicht guter Rede fähig;

      114

      die Zunge stockt mir oft und stammelt,

      115

      daß ich mit meiner Sprache

      in Gegenwart des Königs nicht bestehen kann.

       Gott:

      116

      So sende schleunigst deinen Bruder Aaron

      117

      und künd ihm alles, was ich dir befahl!

      118

      Er selbst kann vor dem Könige die