Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


Скачать книгу

einen halben Meter.

      »Der Cairanische Friedensbund ist äußerst besorgt über den schrecklichen Zwischenfall auf Kesk-Kemi«, sagte er, kaum dass die beiden Transmittertechnikerinnen Platz genommen hatten. »Deshalb wende ich mich direkt an die Leitung des Etappenhofs. Ich fordere Aufklärung der Katastrophe!«

      »Die brauchst du nicht eigens zu fordern, Legat«, versuchte ter Tupun den hochrangigen Cairaner zu besänftigen. »Die Untersuchung läuft auf vollen Touren. Natürlich ist es auch unser Bestreben, die Vorgänge rückhaltlos aufzuklären.«

      Matetao Goniwari wirkte nicht gerade besänftigt. »Ich biete euch meine Mitarbeit und die meiner cairanischen Experten an«, fuhr er in einem Tonfall fort, der verriet, dass er eine abschlägige Antwort nicht akzeptieren würde.

      Glosiant ter Tupun beugte sich zu Benert von Bass-Thet hinüber, der neben ihm saß, und flüsterte ihm etwas zu. Die beiden hielten kurz Rücksprache.

      Dann richtete der Kommandant den Blick wieder auf den Cairaner. »Ich danke für das freundliche Angebot«, sagte er. »Wir werden zu gegebener Zeit darauf zurückkommen. Wie gesagt, die Untersuchung läuft. Wir werden ...«

      In diesem Moment erfüllte das gellende Jaulen von Alarmsirenen die Zentrale und machte die nächsten Worte des Kommandanten unverständlich.

      6.

      Ungebetene Besucher

      Rotes Licht hüllte die Zentrale in einen unwirklichen Schein, blendete auf und ab. Dann leuchtete es wieder hart und gelb. Die Alarmsirene verstummte.

      »Der Etappenhof wird angegriffen!«, meldete die Positronik. »Offenbar gleichzeitig von außen wie von innen.«

      »Zeig's mir in Holos!«, befahl Glosiant ter Tupun, und keine Sekunde später war er von Holoprojektionen umringt, die der Bordrechner für ihn zusammenstellte.

      Zwei der Holos zeigten den näheren Weltraum um den Planeten. Auf einem war ein Raumschiff zu sehen, ein kugelförmiges Modell, wie es von zahlreichen galaktischen Völkern benutzt wurde. Eine genauere Einordnung konnte Barbara Meekala nicht vornehmen, die Darstellung war zu verschwommen. Ein akonisches Schiff schien es jedoch nicht zu sein, es war an den Polen nicht abgeflacht.

      Seltsamerweise konnte sie auch nicht sagen, welchen Flugvektor das Schiff aufwies, ob es sich dem Etappenhof und dem Planeten näherte oder sich entfernte. Zum einen gab der Maßstab es nicht her, zum anderen fehlten ihr die nötigen Bezugsobjekte. Sie wunderte sich, dass die Positronik so unsauber arbeitete.

      Aber nur kurz.

      Die anderen Holos verschlugen ihr den Atem.

      Auf einer der beliebtesten – und belebtesten – Promenaden des Etappenhofs arbeitete sich ein Überfallkommando voran, ein Trupp bewaffneter Angreifer, der auf alles schoss, was ihm Widerstand leistete. Die meisten von ihnen waren Menschen; Barbara konnte auf die Schnelle mehrere Volkszugehörigkeiten erkennen, darunter Terraner, Arkoniden, Akonen und ein Jülziish, dessen diskusförmiger Schädel besonders hervorstach.

      Die Touristen, Journalisten und Besatzungsmitglieder von Kesk-Kemi, die die Promenade bevölkerten, stoben schreiend und fluchend auseinander und schlugen sich in benachbarte Gänge. Sie hatten kaum Kampferfahrung, ihnen blieb nichts anderes, als ihr Heil in der Flucht zu suchen. Doch einige Angehörige der Sicherheitskräfte versuchten, die Eindringlinge zurückzuschlagen oder zumindest aufzuhalten.

      Sie hatten keine Chance.

      Die Angreifer schossen gezielt. Sie benutzten keineswegs Paralysatoren, sondern das schwere Arsenal: Thermostrahler, Desintegratoren, Impuls- und Intervallstrahler. Die Getroffenen brachen zusammen. Die meisten Fliehenden sprangen einfach über sie hinweg, ohne zu versuchen, ihnen zu helfen. Nur einige wenige Passanten knieten neben den Liegenden nieder, zogen sie an den Rand der Promenade, versuchten, sie zu stabilisieren.

      Die schwer bewaffneten Eindringlinge ignorierten sie größtenteils, ließen sie auf ihrem blutigen Weg zurück, arbeiteten sich zielstrebig und unaufhaltsam voran.

      Was ist ihr Ziel?, fragte sich die Siganesin. Doch sie befürchtete, die Antwort schon längst zu kennen.

      »Wie viele dieser Gruppen sind es?«, fragte Kommandant Glosiant ter Tupun. »Und was ist ihr Ziel?«

      »Bislang wurden acht dieser Gruppen bemerkt. Es ist zu befürchten, dass es weitere gibt, die sich bislang zurückhalten und aus Tarngründen bislang noch keine Gewalt ausüben. Alles lässt darauf schließen, dass ihr Ziel die Zentrale von Kesk-Kemi ist. Sie arbeiten sich sternförmig darauf zu.«

      »Verschlusszustand! Niemand darf herein!«

      »Befehl ausgeführt. Zentrale abgeschottet.«

      Der Kommandant wandte sich wieder den Holos zu.

      Barbara Meekala fragte sich, wie diese Verbrecher in den Etappenhof gekommen waren.

      Das dürfte kein großes Problem gewesen sein, lieferte sie sich die Antwort, bei den Unmengen von Gästen, die sich im Hof befinden.

      Viel interessanter war, wie sie die Waffen an Bord geschafft hatten. Die Sicherheitsregeln waren rigoros, jede Waffe musste einzeln genehmigt werden.

      Eine weitere Frage hatte die Siganesin sich noch gar nicht gestellt: Was wollen sie überhaupt? Den Hof erobern? Bei dessen Ausmaßen war dafür eine ganz Armee nötig, nicht nur zehn oder zwanzig Trupps.

      Die Angreifer gingen zielstrebig und konsequent vor. Immer wieder kam es zu Feuergefechten, doch sie rannten die Sicherheitskräfte förmlich über den Haufen und näherten sich unaufhaltsam der Zentrale.

      Und erreichten sie schließlich.

      Ein Holo bildete sich vor dem Kommandanten. Es zeigte einen Ara, vielleicht einhundert Jahre alt, hochgewachsen und hager, bekleidet mit einer violetten Phantasieuniform. Ein kurzer Umhang in der gleichen Farbe vervollständigte die Montur. Der spitz zulaufende hohe Schädel wurde von einem ganz schmalen silbernen Haarkranz gesäumt, der im Verhältnis zum Kopf viel zu klein wirkte.

      Er blickte direkt in das Aufnahmegerät. »Ich verlange Zutritt zur Zentrale.«

      »Den werde ich dir nicht gewähren«, antwortete Glosiant ter Tupun. »Im Gegenteil. Was immer du willst, du wirst es nicht bekommen. Gib auf! Unsere Sicherheitskräfte sind euch hoch überlegen, und ich ziehe sie bereits zusammen.«

      Der Holoausschnitt wurde größer. Nun zeigte er eine Handvoll Zivilisten, die von den Angreifern umzingelt waren. Verloren standen sie da, von Handfeuerwaffen in Schach gehalten.

      »Bist du sicher, dass du uns keinen Zutritt gewähren möchtest?«, fragte der Ara.

      »Gib auf! Eure Lage wird von Sekunde zu Sekunde aussichtsloser! Ihr habt keine Chance!«

      Der Ara hob eine Hand. Zwei seiner Leute gingen langsam zu den Umzingelten und wählten einen von ihnen aus, einen Akonen von vielleicht 50 Jahren. Sie packten ihn an beiden Oberarmen, schleiften ihn zu ihrem Anführer und hielten ihn fest.

      Der Ara richtete seinen Kombistrahler auf den Kopf des Gefangenen. »Wie sieht es aus mit dem Zutritt?«

      »Das wagst du nicht!«, rief der Kommandant. »Die Augen der ganzen Galaxis sind auf dich gerichtet! Dieses Holo wird schon gesendet!«

      »Wenn das so ist ...«, sagte der Ara.

      Und drückte ab.

      Der fein gebündelte Thermostrahl drang in die Schläfe des Akonen und fuhr auf der anderen Seite wieder hinaus. Die Geisel brach zusammen.

      Barbara ließ ter Tupun nicht aus den Augen.

      Der Kommandant wurde bleich, öffnete den Mund, schnappte nach Luft. »Das war kaltblütiger Mord!«, flüsterte er tonlos.

      Der Ara im Holo winkte mit Zeige- und Mittelfinger der linken Hand. Dieselben Freischärler wie zuvor gingen wieder zu der Gruppe Gefangener, ergriffen diesmal eine wesentlich jüngere Frau und zerrten sie vor. Sie begriff, was vielleicht in den nächsten