Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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der Mann ganz langsam, wie in Zeitlupe, vorwärts auf den Boden. Seine Muskulatur war völlig erschlafft.

      Jemand hat ihn mit einem Paralysator außer Gefecht gesetzt!

      Barbara rollte sich herum, kroch zur Seite. Sie sah zwei Beinpaare über sich, hörte wieder ein lautes Sirren.

      Weitere Paralysatorschüsse erklangen, gleichzeitig laute Schreie und garstige Flüche.

      Dann herrschte Ruhe.

      Meekala blickte hoch.

      Atryon Limbachs betörend blaue Augen schauten auf sie herab.

      »Na, das ist ja eine Überraschung!«, vernahm sie dann Cayca Enders Stimme. »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, warst du gut anderthalb Meter größer und nicht so grün!«

      8.

      Schlagkräftige Argumente

      Verwirrt rappelte Barbara Meekala sich auf.

      »Ihr?«, sagte sie. »Ausgerechnet ihr? Wie kommt ihr hierher? Das ist doch kein Zufall!«

      »Nein, das ist es nicht«, bestätigte Limbach. »Aber eine lange Geschichte ...« Er bückte sich und sammelte ein paar Waffen der Terroristen ein.

      »Wieso habt ihr uns geholfen? Nur euer Eingreifen hat uns gerettet!«

      Limbach lachte. »Wir können wohl kaum mit ansehen, wie eine so reizende junge Dame mit lindgrüner Haut von grobschlächtigen Verbrechern massakriert wird!«

      »Vielleicht sollten wir das später klären«, warf Rohonzori ein, »und erst einmal zusehen, dass wir Land gewinnen. Oder seid ihr taub?«

      Barbara spitzte die Ohren. Offenbar waren die vier Paralysierten nicht die Einzigen, die Genner zur Verfolgung losgeschickt hatte. Oder er hatte reagiert, als seine Schergen sich nicht nach angemessener Zeit zurückgemeldet hatten. Wie dem auch sein mochte, sie waren längst nicht aus dem Schneider.

      »Folgt mir!«, sagte sie. »Ich weiß, wo wir uns verstecken können.« Sie wollte den Kopf drehen, spürte aber einen stechenden Schmerz im Nacken und stöhnte leise auf.

      »Alles in Ordnung mit dir? Oder brauchst du Hilfe?«, fragte die Swoon.

      »Das können wir auch anders regeln«, sagte Limbach, kniete nieder und streckte die Hand aus.

      Barbara verdrehte die Augen, kletterte seinen Arm hinauf und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Für falschen Stolz war nicht die richtige Zeit.

      Die Swoon hatte sich auf Cayca Enders Schultern niedergelassen, und die beiden Terraner – falls sie das denn waren – liefen los.

      »Den rechten Gang nehmen!«, sagte Barbara. »Und danach sofort wieder links!«

      Die Hektik und das Chaos in den Gängen des Etappenhofs waren kaum in Worte zu fassen. Verwirrte und verängstigte Touristen drängten sich dicht an dicht, schrien durcheinander, redeten aufeinander ein, doch niemand konnte sagen, was genau geschehen war. Und selbst die letzten Journalisten schienen erkannt zu haben, dass es womöglich nicht um die Story ihres Lebens ging, sondern um ihr Leben selbst.

      Das Fauchen eines Paralysators erklang.

      Wenigstens schießen unsere Verfolger nicht mit tödlichen Waffen in die Menschenmenge!, dachte Barbara.

      Aber sie hatten sich auf ihre Fährte gesetzt und wirkten nicht so, als würden sie die Jagd aufgeben. Was würden sie tun, wenn sie ihre Opfer gestellt hatten? Würden sie die Einstellung des Kombistrahlers ändern? Barbara traute es ihnen zu. Ihnen lag nichts an den beiden Technikerinnen.

      »Jetzt wieder nach links!«, sagte Barbara. »Wisst ihr, wie die Attentäter an Bord des Hofs gekommen sind?«

      »Wir haben herausgefunden, dass sich ein Vortrupp von ihnen schon seit einer ganzen Weile an Bord aufgehalten haben muss«, gab Cayca Ender zurück. »Vielleicht war einer der beiden Tomopaten schon früher an Bord, gemeinsam mit einer kleineren Gruppe.«

      »Oder beide. Wir wissen ja nicht einmal, wie viele es sind. Aber das beantwortet meine Frage nicht. Wie gelangen Tomopaten an Bord eines Etappenhofs? Die sind ja nicht gerade unauffällig. Und wie haben sie die Waffen an Bord schaffen können?«

      »Vielleicht werden wir das nie erfahren. Es ändert aber nichts an der Situation, mit der wir fertig werden müssen.«

      »Jetzt nicht mehr so schnell! Geht zu der Tür da!« Barbara zeigte auf die linke Seite des Ganges und aktivierte ihr Armbandgerät.

      Sie gab einen Code ein, und die Tür öffnete sich. »Schnell hinein!«

      Limbach und Ender liefen in den Raum. Licht flammte auf, und die Tür schloss sich wieder hinter ihnen. Mit kleinen Containern gefüllte Regale säumten die Wände des kleinen Raums bis zur Decke.

      »Wo sind wir hier?«

      »In einem Lagerraum für Transmitter-Ersatzteile«, antwortete Barbara. »Seht ihr keine Trivid-Krimis? Da verstecken sich die Helden immer in Lagerräumen.«

      Limbach lachte leise auf.

      »Noch einmal vielen Dank für die Rettung aus höchster Not«, sagte Barbara.

      »Und ihr habt uns dank eurer Ortskenntnis in Sicherheit gebracht. Wir sind quitt.«

      Barbara ließ sich von dem blauäugigen Herzensbrecher wieder absetzen, aktivierte ihr persönliches Holo und schoss auf eine Größe von 170 Zentimetern in die Höhe. Nun fühlte sie sich schon viel besser. Auch der stechende Schmerz im Nacken ließ allmählich nach.

      »Und wer seid ihr nun wirklich?«, fragte sie.

      Limbach zögerte kurz und wechselte einen Blick mit seiner Begleiterin.

      Ender nickte.

      »Das ist Giuna Linh«, sagte er, »und ich heiße Lanko Wor. So viel Ehrlichkeit muss sein. Wir verdanken einander gegenseitig das Leben.«

      »Seid ihr Geheimagenten?«

      »Nicht direkt. Was das betrifft, haben wir die Wahrheit gesagt.«

      »Aber irgendwie schon?«

      »Irgendwie schon«, bestätigte Wor. »Wir verstehen uns ganz gut mit dem Geheimdienst. Derzeit jedenfalls.«

      »Seid mal still!« Giuna Linh hatte ihr Armbandgerät aktiviert. »Eine Nebenzentrale des Etappenhofs gibt bekannt, dass sich Galuu Alvaraidse an die Angreifer gewandt hat.«

      Barbara hatte mehrere Holos der Cairanerin gesehen. Die Konsulin war eine Frau, die auch unter Terranern als Schönheit gelten würde: hochgewachsen, souverän, charmant, eloquent, voller Spottlust.

      »Sie fordert die Einstellung sämtlicher Kampfhandlungen«, sagte Giuna Linh. »Und von den Cheborparnern verlangt sie bedingungslose Kooperation mit einem bereitstehenden Einsatzteam der Cairaner, das in Kürze in den Etappenhof eindringen wird!«

      Barbara atmete scharf ein. »Und das verkündet sie ganz offen?«, fragte sie.

      »Eine Drohung an die Invasoren!«, antwortete Giuna Linh.

      *

      Ein Moment herrschte Stille in dem kleinen Lagerraum.

      »Und eine Warnung für alle anderen«, sagte Barbara dann. »Es ist noch lange nicht vorbei Wenn die Konsulin so etwas verkündet, steht ein militärisches Eingreifen unmittelbar bevor. Die Cairaner werden mit brachialer Gewalt vorgehen, und die Besatzung des Etappenhofs sollte sich darauf vorbereiten.«

      Ihr Armbandkom summte. Sie aktivierte es, und ein kleines Holo bildete sich vor ihr. Sie ging davon aus, dass es von allen öffentlichen Holostationen im Etappenhof gezeigt und in Räumen, in denen keine einsehbar waren, an Privatgeräte geschickt wurde.

      Es zeigte den Ara in der violetten Phantasieuniform, der kaltblütig eine Geisel ermordet hatte, um sich den Zugang zur Zentrale zu erzwingen. Er lächelte in das Aufnahmegerät, doch das Lächeln