Eugen Reichl

SPACE 2021


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Nach der Bergung einer Stufe brauchen sie ähnlich lange wieder zurück. Bedenkt man, dass die genauen Starttermine aus den unterschiedlichsten Gründen häufig nicht eingehalten werden können, kommen leicht Aufenthaltsdauern auf See von drei Wochen oder mehr zusammen. Auf den Droneships gibt es Vorrichtungen, welche die gelandete Stufe auf Deck fixieren. Sie wurde konstruiert nachdem es einen Fall gab, bei der eine zuvor sicher gelandete Stufe einige Tage später beim Rücktransport nach Port Canaveral auf hoher See bei schwerem Seegang über Bord ging. Diese Vorrichtung wird „Octograbber“ genannt. Die beiden Droneships sind Umbauten der Marmac 303 (JRTI) und 304 (OCISLY) die 2013 von der Signal International Werft hergestellt worden sind. Sie sind jeweils 91 Meter lang und 52 Meter breit. Die Spannweite der Landebeine einer Falcon 9 beträgt 18 Meter. Für die Bergung der Nutzlastverkleidungen gibt es die GO Ms. Tree und die GO Ms. Chief. Gut erkennbar sind sie an den riesigen Netzen mit denen sie im günstigsten Fall die an einem Flächenfallschirm herabschwebenden Fairings aus der Luft auffangen. Aber auch aus dem Wasser gefischte Nutzlastverkleidungen werden wiederverwendet, vorausgesetzt sie bleiben unbeschädigt. Die Schiffe sind mit 63 Meter Länge und elf Metern Breite sehr schlank. Die Bruttoraumzahl beträgt etwa 500. Der Tiefgang beträgt etwa zwei Meter und die Höchstgeschwindigkeit etwa 25 Knoten. Für Unterstützungszwecke gibt es die GO Quest und die NRC Quest. Sie dienen dazu, Ausrüstung und Personal für die Droneships bereit zu halten. Auf dieses Schiff wechseln die Besatzungen der Drone Ships vor einer Bergungsaktion. In der Regel brechen diese Schiffe erst etwa ein bis zwei Tage nach den Drone-Ships auf, denn sie sind wesentlich schneller als die von Schleppern gezogenen Barken. Die GO Quest und die NRC Quest sind 52 Meter lang und 12 Meter breit. Für die Zwecke der Bergung der bemannten Crew Dragon Kapseln und der unbemannten Dragon Cargo Einheiten gibt es die GO Searcher und die GO Navigator. Sie sind ähnlich groß wie die GO Quest und die NRC Quest, haben aber ganz andere Aufbauten. Unter anderem eine Hubschrauber-Landeplattform, die fast 40 Prozent der Größe des Schiffes einnimmt. Gelegentlich hilft die GO Navigator bei der Bergung von Nutzlastverkleidungen aus. Und schließlich gibt es noch zwei gut motorisierte Schlepper, die „Finn Falgout“ und die „Lauren Foss“, mit denen die Droneships in das Zielgebiet und wieder zurück geschleppt werden. Die beiden sind jeweils etwa 45 Meter lang und 12 Meter breit mit einer Brutto-Raumzahl von 930 und 820. Die Finn Falgout ist übrigens bereits 45 Jahre alt, die Lauren Foss ist dagegen erst 17.

      Blue Origin Landing Platform

      Das Blue Origin „Landing Platform Ship“, oder kurz LPS, wird derzeit als schwimmende Landeplattform für die Erststufe der New Glenn-Rakete ausgebaut. Ursprünglich war es ein Ro-Ro-Schiff der Stena-Linie, die es im Jahre 2007 in Betrieb nahm. Dort lief es bis 2018 in einer bewegten Geschichte und unter wechselnden Namen, bis es schließlich von Blue Origin für den genannten Zweck gekauft und seither modifiziert wird.

      Das Schiff ist, verglichen mit den Landeplattformen die SpaceX verwendet, sehr groß. Es ist 183 Meter lang, 26 Meter breit und hat voll beladen einen Tiefgang von 7,4 Metern. Die Bruttoraumzahl beträgt 21.100. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 40 Kilometer pro Stunde. Neben den insgesamt sieben Antriebs- und Stromgeneratoren an Bord gibt es noch ein System von vier Schubdüsen und Propellern, mit denen das Schiff bei Landungen präzise auf der Stelle gehalten werden kann.

      Chinas Raumfahrt-Flotte

      Für Raumfahrtzwecke hat China die Yuanwang-Flotte (das könnte man mit „Weite Sicht“ übersetzen) etabliert. Von diesen Schiffen gibt es zwei vollständig unterschiedliche Baureihen: Bahnverfolgungsschiffe und Transporter. Die Schiffe mit den Nummern Yuanwang 1 bis Yuanwang 7 gehören zur ersteren Klasse. Diese Schiffe werden auch für militärische Zwecke verwendet, beispielsweise um Telemetriedaten von Interkontinentalraketen bei Übungseinsätzen zu empfangen oder deren Bahnen genau zu vermessen, oder Raumfahrzeuge oder Teile davon zu bergen. Sie sind mit riesigen Antennenanlagen ausgerüstet. Drei der älteren Schiffe sind inzwischen außer Dienst gestellt. Die Einheiten Yuanwang 3, 5, 6 und 7 sind weiterhin als Bahnverfolgungsschiffe im Dienst. Sie können zwischen drei und vier Monaten ohne weitere Versorgung auf See bleiben und verfügen über mehrere hundert Besatzungsmitglieder. Die Schiffe sind sehr groß. Ihre Länge liegt zwischen 210 und 240 Metern, die Bruttoraumzahl liegt bei über 50.000 und sie sind für ganz andere Zwecke gebaut als Raketenteile zu transportieren. Bahnüberwachungsschiffe, das nur nebenbei, existierten und existieren auch in der Sowjetunion und in Russland. Diese Schiffe wie die „Juri Gagarin“, die „Kosmonaut Wladimir Komarow“ und die „Marschall Krylow“ erlangten einige Berühmtheit. Insgesamt verfügte die Sowjetunion zu ihren besten Zeiten über zehn solcher Schiffe. Natürlich gab es sie auch in den USA vor der Zeit, als die TDRS-Satelliten diese Aufgabe weitgehend übernahmen.

      Doch hier wollen wir uns nur die die beiden Einheiten Yuanwang 21 und 22 ansehen. Bei ihnen handelt es sich um klassische Transportschiffe. Ihre Hauptaufgabe besteht derzeit darin, die großen Komponenten der Trägerraketen des Typs Langer Marsch 5 und Langer Marsch 7 vom Herstellerwerk zum Startzentrum Wenchang zu transportieren.

      Das Kosmodrom Wenchang ist vorläufig nur für die Starts von Trägerraketen der Typen Langer Marsch 5 und 7 vorgesehen. Mittelfristig wird sie noch die Langer Marsch 8 aufnehmen, langfristig auch die Langer Marsch 9, Chinas zukünftige Großrakete für Schwerlast-Transporte. Anders als die anderen chinesischen Startzentren verfügt Wenchang auch über einen Seehafen, an dem die großen Komponenten der neuen Trägerraketengeneration angelandet werden können. In Xichang, Jiuquan und Taiyuan dagegen können Raketenkomponenten nur mittels Schienentransport angeliefert werden. Schon aus diesem Grund starten Chinas neue Großraketen nicht von dort. Yuanwang 21 und 22 haben jeweils eine Brutto-Raumzahl von 9.100. Sie sind 130 Meter lang, 19 Meter breit und haben einen Tiefgang von 5,8 Metern. Ihr Anlande-Hafen befindet sich im nahe gelegenen Quinglan. Von dort werden die Komponenten auf einer Spezialstraße zum technischen Bereich des Spaceports gebracht.

      Die Yuanwang 21 wurde am 6. März 2013 in Dienst gestellt, Yuanwang 22 am 28. Juni desselben Jahres. Konstruiert wurden die beiden Schiffe von der China Southern Shipbuilding Ltd., gebaut wurden sie von der Jiangnan Shipyards Ltd. Ganz am Schluss soll nicht unerwähnt bleiben, dass China seit Juni 2019 für einige Starts der Langer Marsch 11 eine umgebaute Barke einsetzt, die im Gelben Meer vor der Küste der Provinz Shandong stationiert wird. Über technische Daten dieser Barke ist so gut wie nichts bekannt. Ausgehend von den verfügbaren Bildern scheint sie etwa 110 x 80 Meter groß zu sein. Auf dieser Barke wurden zwei Bauten errichtet, von denen eine ein Startturm ist.

      Schifffahrt und Raumfahrt, wie man hier sieht, gehören auch im 21. Jahrhundert noch eng zusammen.

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