Jürgen Stiefl

Finanzmanagement


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Sie sind aber häufig nicht minder wichtig. So sind die Erlangung von Marktmacht oder aber eine möglichst hohe Kreditwürdigkeit bei den Kreditinstituten typische qualitative Ziele, die sich dann aber bei näherer Betrachtung im nächsten Schritt sehr wohl quantifizieren lassen. So führt die Marktmacht zwangsläufig im Zeitablauf zu einem entsprechenden Umsatzvolumen verbunden mit einer »akzeptablen« Gewinnmarge, während sich eine hohe Kreditwürdigkeit später in einer guten Bonität verbunden mit niedrigen Fremdkapitalzinsen widerspiegelt.

      Leistungsziele leiten sich i. d. R. aus den strategischen, d. h. langfristigen, von der Unternehmensleitung vorgegebenen Zielen ab. Die Struktur des Produktionsprogramms bspw. wäre ein typisches Leistungsziel, das normalerweise langfristig geplant von der Geschäftsleitung vorgegeben wird.

      Erfolgsziele knüpfen an den Leistungszielen an und werden häufig zwischen der Unternehmensführung und den operativen Einheiten des Unternehmens vereinbart. Die Planung des Umsatzvolumens (in Geldeinheiten) verbunden mit einer vorgegebenen Umsatzrentabilität (Gewinn in Relation zum Umsatzerlös) sind typische Erfolgsziele.

      Finanzziele haben innerhalb der Zielkriterien häufig ein Alleinstellungsmerkmal. Innerhalb der Finanzziele werden bestimmte Vereinbarungen festgelegt, die den Fortbestand des Unternehmens sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig sichern müssen. Die jederzeitige Zahlungsbereitschaft des Unternehmens ist ein bedeutendes finanzwirtschaftliches Ziel.

      Die komplementären Ziele fördern sich in ihrem Zielerreichungsgrad gegenseitig, d. h. je höher der Zielerreichungsgrad des einen, desto höher auch der Zielerreichungsgrad des anderen Ziels. Gewinn und Dividende sind typische komplementäre Ziele, denn je höher der Gewinn einer Abrechnungsperiode, desto höher ist die mögliche Dividendenausschüttung (Gewinn/Aktie).

      Problematisch sind die in der Praxis häufiger anzutreffenden konkurrierenden Zielbeziehungen. Hier wirken sich die Ziele kontraproduktiv aufeinander aus. Hohe Liquiditätsbestände und eine hohe Umsatzrentabilität sind konkurrierende Zielbeziehungen, denn je mehr liquide Mittel in den Barreserven eines Unternehmens gebunden sind, desto weniger Kapital steht zur Verfügung, um es produktiv und damit gewinnbringend arbeiten zu lassen.

      Noch gravierender zeigt sich eine konkurrierende Zielbeziehung bei der Frage nach der Höhe des haftenden Eigenkapitals. Aus Sicht der Kredit gebenden Banken oder um drohende Überschuldungen zu vermeiden, sollte das Eigenkapital möglichst hoch, aus Sicht der Eigenkapitalverzinsung – mit Blick auf die so genannte Eigenkapitalrentabilität – möglichst niedrig sein. Hier offenbart sich der Zielkonflikt folglich bei einer einzigen Größe, nämlich dem Eigenkapital.

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      mit:

      EKR = Eigenkapitalrentabilität

      G = Gewinn

      EK = Eigenkapital

      EKQ = Eigenkapitalquote

      BS = Bilanzsumme

      Bei der Eigenkapitalrentabilität ist das Eigenkapital die Bezugsgröße, d. h., es steht im Nenner, bei der Eigenkapitalquote ist es die Ausgangsgröße, d. h. es steht im Zähler. Im vorliegenden Beispiel beträgt die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals 10 % und ist damit, wie später noch zu zeigen sein wird, eher zu gering, während die Eigenkapitalquote mit 25 % einen annehmbaren Wert aufweist. Würde man nun, unter sonst gleichen Bedingungen, der Unternehmung 50 TEUR Eigenkapital zu Gunsten von Fremdkapital entziehen, würde zwar die Rentabilität auf 20 % ansteigen, jedoch wäre nun die Eigenkapitalquote aus Risikoaspekten heraus mit 12,5 % eher zu gering.

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      Nachfolgend sind zu den einzelnen Zielkriterien einige Beispiele dargestellt.

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      Abb. 13: Finanzwirtschaftliche Zielkriterien

      ZielkriteriumBeispiel

      Was sind nun die wichtigsten unternehmerischen Ziele aus finanzwirtschaftlicher Sicht, die für das vorliegende Buch bedeutsam sind?

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      Abb. 14: Die wichtigsten finanzwirtschaftlichen Ziele

      • Einkommensmaximierung = Maximierung der periodischen Ausschüttungen an die Anteilseigner des Unternehmens, wobei sich die Ausschüttung am Jahresergebnis orientiert.

      • Endvermögensmaximierung = Maximierung des am Ende des Planungshorizontes vorhandene Vermögen (z. B. nach 10 Jahren).

      Neben der Rentabilität ist die Liquidität das zweite wichtige quantitative Ziel. Liquidität kann unterschiedlich verstanden und interpretiert werden, bspw. als

      • positiver Zahlungsmittelbestand,

      • Eigenschaft von Vermögensgütern, in Zahlungsmittel umgewandelt werden zu können,

      • Deckungsverhältnis von bestimmten Vermögensteilen zu bestimmten Schulden (Liquiditätsgrade), oder aber als

      • Eigenschaft des Unternehmens, seinen Zahlungsverpflichtungen zu jedem Zeitpunkt nachkommen zu können (jederzeitige Zahlungsfähigkeit).

      Die Sicherheit stellt das erste bedeutende qualitative finanzwirtschaftliche Ziel dar. Verstanden wird es hier in Form der Minimierung von

      • Geschäftsrisiken (betriebswirtschaftliche Risiken) und

      • aktuell besonders Zinsänderungsrisiken (volkswirtschaftliche Risiken).

      Neben der Sicherheit ist die Unabhängigkeit das zweite qualitative finanzwirtschaftliche Ziel. Man findet die Unabhängigkeit in Form der

      • Dispositionsfreiheit des Unternehmers und der

      • finanziellen Flexibilität

      vor.

      Als Fazit der finanzwirtschaftlichen Ziele bleibt festzuhalten: Das finanzwirtschaftliche quantitative Hauptziel ist die Steigerung der Rentabilität. Die finanzwirtschaftliche quantitative Nebenbedingung ist die Sicherung der jederzeitigen Zahlungsbereitschaft (Liquidität) des Unternehmens. Da aus den Zielbeziehungen heraus bereits klar geworden ist, dass es sich bei diesen beiden Zielen um konkurrierende Ziele handelt, ist die Frage, wie dem in der Realität zu begegnen ist.

      Allgemein kann als unternehmerische Maxime festgehalten werden, dass man die Liquidität möglichst niedrig halten sollte, um das überschüssige Geld zur Steigerung der Rentabilität investiv einsetzen zu können. Was aber bedeutet eine »möglichst niedrige Liquidität«? Genau mit dieser Fragestellung beschäftigt sich der Finanz- und Liquiditätsplan, denn in ihm werden die voraussichtlichen Ein- und Auszahlungen so aufeinander abgestimmt, dass einerseits die jederzeitige Zahlungsbereitschaft gewährleistet ist (ausreichende Liquidität als quantitative Nebenbedingung) und andererseits nicht benötigte Liquidität an den betrieblichen Prozess abgegeben werden kann, um die Rentabilität steigern zu können (quantitatives Hauptziel).

      Aus dem oben beschriebenen Zielsystem des Unternehmens leiten