sehr, als er hörte, wie die Fee ihnen tausend Fragen stellte, nur um sich selbst sprechen zu hören; besonders fiel ihm eine Magd auf, die ständig die Weisheit ihrer Herrin zu loben wusste, ganz egal, was diese gerade gesagt hatte.
Als er sein Abendessen aß, dachte er: "Nun, ich bin wirklich froh, dass ich hierhergekommen bin. Das zeigt mir nur, wie vernünftig es gewesen ist, dass ich nie auf Schmeichler gehört habe. Solche Leute lügen uns ohne Scham ihre Lobpreisungen ins Gesicht und, übersehen unsere Fehler oder verwandeln diese in Tugenden. Ich für meinen Teil werde mich nie von ihnen überrumpeln lassen. Ich hoffe, dass ich meine Fehler kenne."
Armer Prinz Hyazinth! Er glaubte wirklich, was er da sagte, und hatte keine Ahnung, dass die Leute, die stets seine Nase gepriesen hatten, sich genauso über ihn lustig gemacht hatten wie die Zofe über die Fee; denn der Prinz hatte gesehen, wie sie verschlagen gelacht hatte, als die Fee gerade nicht hinschaute.
Er sagte jedoch nichts, und als sein Hunger gestillt war, sagte die Fee:
"Mein lieber Prinz, dürfte ich Euch bitten, ein wenig mehr in diese Richtung zu rutschen, denn Eure Nase wirft einen solchen Schatten, dass ich überhaupt nicht sehen kann, was ich auf meinem Teller habe. Ah! Danke. Jetzt wollen wir über Euren Vater sprechen. Als ich an seinen Hof ging, war er noch ein kleiner Junge; aber das ist vierzig Jahre her, und seitdem lebe ich an diesem trostlosen Ort. Erzählt mir, wie es in diesen Tagen dort zugeht: Sind die Damen so fröhlich wie eh und je? Zu meiner Zeit sah man sie jeden Tag bei Partys, Theaterstücken, Bällen und Spaziergängen. Meine Güte, was für eine lange Nase Ihr habt! Ich kann mich daran einfach nicht gewöhnen!"
"Wirklich, gnädige Frau", sagte der Prinz, "ich wünschte, Ihr würdet es unterlassen, ständig meine Nase zu erwähnen. Es geht Euch überhaupt nichts an, wie sie aussieht. Ich bin ganz zufrieden mit ihr und möchte sie nicht kürzer haben. Man muss nehmen, was einem gegeben wird."
"Jetzt seid Ihr mir böse, mein armer Hyazinth", sagte die Fee, "aber ich versichere Euch, dass ich Euch nicht ärgern wollte; im Gegenteil, ich wollte Euch einen Dienst erweisen. Aber obwohl ich es nicht ändern kann, dass Eure Nase ein echter Schock für mich ist, werde ich versuchen, nichts mehr darüber zu sagen. Ich werde sogar versuchen mir einzubilden, dass Ihr eine ganz gewöhnliche Nase habt. Um die Wahrheit zu sagen, man könnte drei daraus machen."
Der Prinz, der nun nicht mehr hungrig war, war so wütend über die ständigen Anspielungen der Fee, dass er sich schließlich auf sein Pferd stürzte und hastig davon ritt. Aber wo immer er auf seinen Reisen auch hinkam, hielt er die Leute für verrückt, denn sie sprachen alle von seiner Nase – und doch konnte er sich nicht dazu überwinden zuzugeben, dass sie zu lang war; immerhin hatte man ihm sein ganzes Leben lang gesagt, dass sie schön sei.
Die alte Fee, die ihn glücklich sehen wollte, ersann schließlich einen Plan. Sie schloss die liebe, kleine Prinzessin in einen Kristallpalast ein und stellte diesen dort auf, wo der Prinz ihn finden musste. Seine Freude darüber, die Prinzessin wiederzusehen, war riesig, und er versuchte mit aller Kraft, ihr Gefängnis zu durchbrechen; aber trotz aller Bemühungen scheiterte er auf ganzer Linie. In seiner Verzweiflung wollte er zumindest versuchen, nahe genug heranzukommen, um mit der lieben, kleinen Prinzessin zu sprechen, die ihrerseits ihre Hand ausstreckte, damit er sie küssen konnte; aber in welche Richtung er diese auch drehte, er konnte sie nie zu seinen Lippen erheben, weil seine lange Nase das immer verhinderte. Zum ersten Mal erkannte er, wie lang diese wirklich war, und rief:
"Nun, ich muss zugeben, dass meine Nase wirklich zu lang ist!"
In diesem Augenblick platzte das Kristallgefängnis in tausend Splitter, und die alte Fee, die die liebe, kleine Prinzessin an der Hand nahm, sagte zum Prinzen:
"Nun, wenn Ihr jetzt nicht in meiner Schuld steht. Es war sehr gut, dass ich mit Euch über Eure Nase gesprochen habe! Ihr hättet nie erfahren, wie außergewöhnlich sie ist, wenn sie Euch nicht daran gehindert hätte, das zu tun, was Ihr wolltet. Ihr seht, wie sehr uns die Selbstverliebtheit davon abhält, unsere eigenen geistigen und körperlichen Mängel zu erkennen. Unsere Vernunft versucht vergeblich, sie uns zu zeigen, weil wir uns weigern, sie zu sehen, bis wir sie in unserem eigenen Interesse finden."
Prinz Hyazinth, dessen Nase nun genauso groß wie die eines jeden anderen Mannes war, nahm sich die Lektion, die er erhalten hatte, sehr zu Herzen. Er heiratete die liebe, kleine Prinzessin, und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Aus: Le Prince Desir et la Princesse Mignonne. Par Madame Leprince de Beaumont.
ÖSTLICH DER SONNE, WESTLICH DES MONDES
Es war einmal ein armer Mann, der viele Kinder und diesen wenig zu geben hatte – weder Nahrung noch Kleidung. Alle waren hübsch, aber die hübscheste von allen war die jüngste Tochter, deren Schönheit keine Grenzen hatte.
Einmal, an einem späten Donnerstagabend im Herbst, tobte draußen das Wetter. Es war fürchterlich dunkel, und es regnete so heftig und blies so stark, dass die Wände der Hütte wackelten. Alle saßen am Kamin und jeder war mit irgendetwas beschäftigt, als plötzlich jemand dreimal gegen die Fensterscheibe klopfte. Der Mann stand auf, um nachzusehen, was dort draußen los war, und als er hinausging, stand da ein großer weißer Bär.
"Ich wünsche dir einen guten Abend", sagte der weiße Bär.
"Guten Abend", sagte der Mann.
"Willst du mir deine jüngste Tochter schenken?", fragte der weiße Bär. "Wenn du einwilligst, wirst du so reich sein, wie du jetzt arm bist."
Der Mann hätte natürlich nichts dagegen gehabt, reich zu sein, aber er dachte sich: "Da muss ich erst meine Tochter fragen." Also ging er hinein und sagte seiner Familie, dass draußen ein großer, weißer Bär stand, der getreulich versprochen hatte, sie alle reich zu machen, wenn er nur die jüngste Tochter haben dürfe.
Aber diese sagte 'nein' und wollte nichts davon hören; also ging der Mann wieder hinaus und vereinbarte mit dem weißen Bären, dass dieser nächsten Donnerstagabend wiederkommen sollte, um seine Antwort zu erhalten. Dann überredete der Mann seine Tochter und erzählte ihr so viel über den Reichtum, den sie haben würden, und darüber, wie gut es ihr tun würde, dass sie sich schließlich entschloss, zu gehen; sie wusch und flickte alle ihre Lumpen, machte sich so hübsch wie möglich und hielt sich bereit, aufzubrechen. Sie hatte sowieso fast nichts, was sie mitnehmen konnte.
Am nächsten Donnerstagabend kam der weiße Bär, um sie abzuholen. Sie setzte sich mit ihrem Bündel auf seinen Rücken, dann machten sie sich auf den Weg. Als sie einen großen Teil des Weges zurückgelegt hatten, fragte der weiße Bär: "Hast du Angst?"
"Nein, habe ich nicht", sagte sie.
"Halte dich an meinem Fell fest, dann besteht keine Gefahr", sagte er.
Und so ritten sie weit, weit weg, bis sie zu einem großen Berg kamen. Dort klopfte der weiße Bär an, eine Tür öffnete sich, und sie gingen in ein Schloss, in dem es viele hell beleuchtete Räume gab, die vor Gold und Silber nur so glänzten; ebenso gab es einen großen Saal, in dem ein gut gedeckter Tisch stand; alles war so prächtig, dass es wirklich schwer ist, jemandem verständlich zu machen, wie toll es dort war. Der weiße Bär gab ihr eine silberne Glocke und sagte, dass sie nur damit läuten müsse, wenn sie etwas brauche, und dann würde das erscheinen, was sie sich wünschte. Nachdem sie also gegessen hatte und die Nacht nahte, wurde sie nach der langen Reise schläfrig und dachte, sie würde am liebsten ins Bett gehen. Sie läutete die Glocke, und kaum hatte sie diese berührt, fand sie sich in einer Kammer wieder, in der ein Bett für sie bereitstand, das so hübsch war, wie man es sich nur wünschen konnte. Es hatte Kissen aus Seide und auch die Vorhänge waren aus Seide und besetzt mit goldenen Fransen. Alles in dem Zimmer war aus Gold oder Silber, aber als sie sich