fort war, der Wind kälter blies und es anfing zu regnen, standen sie auf. Thilde wollte umkehren, Balrich aber strebte der Fabrik zu. Er wisse eine Unterkunft beim Regen. Auch Thilde sah sie wohl, es waren die Waggons, die von der Fabrik zum Bahnhof fuhren. Dort hielten sie, einer mit offener Tür. Das Mädchen sträubte sich, hineinzusteigen.
»Weil die Lumpen darin so schlecht riechen?« fragte er. Sie antwortete:
»Was soll mir das machen. Ich stehe mein ganzes Leben in einem Lumpensaal.«
Und sie ließ sich hineinhelfen.
»Es ist doch trocken hier auf den Lumpen,« sagte er.
»Und sogar warm,« flüsterte sie und überließ sich seinen begehrlichen Händen.
Da sie an seine Brust gedrängt im Dunkeln nach seinen Augen suchte, schloss er sie, allein mit seinen Gedanken. Dies war das Beste was wir hatten – und machte doch alles nur schlimmer. Die Liebe war eingesetzt, damit es mehr Proletarier gebe. »Für Heßling arbeiten wir, selbst hier, – und freilich auch für unsere Führer. Heßling und unsere Führer sind darin einig, dass wir nicht zahlreich genug sein können. Denn beide brauchen sie Menschenmaterial.«
Das Mädchen sagte:
»Dies haben wir doch. Dies nimmt uns keiner. Küß’ mich, du Lieber!«
Aber sie fuhren auseinander, ein Schlag dröhnte an der Wagenwand, und in die Tür trat ein großer Umriss. Der Aufseher! Er schalt auf das Gesindel, das in den schönen Lumpen seine Schmutzereien treibe. Als Balrich hervorkam, hielt der Beamte ihn fest und suchte ihm mit seiner Taschenlampe in das Gesicht zu leuchten. Balrich stieß ihn aber zurück, zog auch Thilde heraus, und schon liefen sie. Verfolgt von Schimpfreden liefen sie durch den Regen, jeder für sich, und wussten schon nicht mehr im Dunkeln, wo ist der andere. Nahe beim Friedhof erst fanden sie sich wieder. Da sah er unter der Laterne, wie durchnässt sie war, denn beim Fliehen hatte sie ihr Tuch in den Händen des Aufsehers gelassen. Er zog sogleich seine Jacke aus und hängte sie um sie und sich. Ganz aufeinander geneigt gingen sie nun, ein Kleid, und man konnte denken, ein Herz. Sie aber zitterte vor Kälte und er vor Zorn.
Die Kantine war nur noch schwach erhellt, kein Laut drang heraus, vor der Tür nur erkannten sie Simon Jauner – und bei ihm, an der Mauer, zwei Schatten, die aussahen wie Herren.
War dies nicht der Herr Oberinspektor selbst – und jener gar, o Gott! Geduckt schlichen sie vorüber, ein Kleid, ein Herz. Hinter ihnen sagte die Stimme eines Herrn:
»So gut haben es nur solche Leute.«
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