mangeln, welche dadurch zu der Meinung kämen, die Taufe des Johannes sei vorzüglicher als die Taufe Christi. Denn sie würden sagen: So sehr ist jene Taufe vorzüglicher, daß einzig Christus mit ihr getauft zu werden verdiente. Damit uns also vom Herrn ein Beispiel der Demut gegeben würde zur Annahme des Heiles, das aus der Taufe kommt, hat Christus empfangen, was für ihn nicht notwendig war, was aber für uns notwendig war. Und wieder, damit nicht eben das, was Christus von Johannes empfing, der Taufe Christi vorgezogen würde, durften auch andere von Johannes getauft werden. Aber die von Johannes getauft wurden, für diese war das nicht hinreichend; denn sie wurden auch mit der Taufe Christi getauft, weil die Taufe des Johannes nicht die Taufe Christi war. Jene, welche die Taufe Christi empfangen, begehren nicht die Taufe des Johannes; jene aber, welche die Taufe des Johannes empfingen, begehrten die Taufe Christi. Also für Christus genügte die Taufe des Johannes. Wie sollte sie nicht genügen, da nicht einmal sie notwendig war? Denn er bedurfte keiner Taufe, sondern um uns zum Empfang einer Taufe zu ermuntern, empfing er die Taufe des Dieners. Und damit nicht die Taufe des Dieners der Taufe des Herrn vorgezogen würde, wurden auch andere mit der Taufe des Mitknechtes getauft. Allein die getauft wurden mit der Taufe des Mitknechtes, mußten noch mit der Taufe des Herrn getauft werden; die aber getauft werden mit der Taufe des Herrn, haben die Taufe des Mitknechtes nicht nötig.
6.
Weil also Johannes die Taufe empfangen hatte, welche insbesondere die Taufe des Johannes heißen sollte, der Herr Jesus Christus aber seine Taufe niemand geben wollte, nicht damit niemand mit der Taufe des Herrn getauft würde, sondern damit immer der Herr selbst taufe, so ist dies bezweckt worden, daß der Herr auch durch die Diener taufe, d. h. daß diejenigen, welche durch die Diener des Herrn getauft werden sollten, der Herr taufe, nicht jene. Denn etwas anderes ist es, im Auftrage zu taufen, etwas anderes, aus eigener Machtvollkommenheit zu taufen. Denn die Taufe ist so beschaffen, wie der ist, in dessen Macht sie erteilt wird, nicht so, wie der ist, durch dessen Dienste sie gespendet wird. Die Taufe des Johannes war so, wie Johannes: eine gerechte Taufe, als die eines Gerechten, jedoch eines Menschen, der aber vom Herrn diese Gnade empfangen hatte, und zwar eine solche Gnade, daß er würdig war, vor dem Richter herzugehen und auf ihn mit dem Finger hinzuweisen und das Wort jener Weissagung zu erfüllen: „Stimme des Rufenden in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg“128. Die Taufe des Herrn aber ist so, wie der Herr; also ist die Taufe des Herrn göttlich, weil der Herr Gott ist.
7.
Es konnte aber der Herr Jesus Christus, wenn er gewollt hätte, irgend einem seiner Diener die Macht verleihen, seine Taufe gleichsam an seiner Statt zu spenden, indem er die Gewalt zu taufen von sich weggab und irgend einem Diener übertrug und der auf den Diener übertragenen Taufe dieselbe Kraft gab, welche die vom Herrn gespendete Taufe hätte. Das wollte er deshalb nicht, damit die Hoffnung der Getauften auf dem ruhte, von dem sie wußten, daß er sie getauft. Er wollte also nicht, daß der Diener seine Hoffnung auf den Diener setze. Und darum riet der Apostel, als er Menschen sah, die ihre Hoffnung auf ihn setzen wollten: „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden? Oder seid ihr im Namen des Paulus getauft worden?“129. Es taufte also Paulus als Diener, nicht als Machthaber; es taufte aber der Herr als Machthaber. Merket auf. Es konnte der Herr diese Macht den Dienern geben, aber er wollte nicht. Denn wenn er diese Macht den Dienern gegeben hätte, d. h. also, daß ihnen gehörte, was des Herrn war, dann gäbe es so viele Taufen, als Diener wären, so daß man, wie man von einer Taufe des Johannes spricht, auch von einer Taufe des Petrus, einer Taufe des Paulus, einer Taufe des Thomas, des Matthäus, des Bartholomäus reden würde; denn jene hieß die Taufe des Johannes. Allein vielleicht entgegnet einer und sagt: Beweise uns, daß jene den Namen „Taufe des Johannes“ hatte. Ich will es beweisen durch die Worte der Wahrheit selbst, als sie die Juden fragte: „Woher ist die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen?“130. Also damit nicht so viele Taufen genannt würden, als Diener wären, die in der vom Herrn empfangenen Macht tauften, behielt der Herr die Macht zu taufen für sich, während er den Dienst den Dienern gab. Es sagt der Diener, er taufe; er sagt es mit Recht; wie der Apostel sagt: „Ich habe auch das Haus des Stephanus getauft“131, aber als Diener. Wenn er darum auch schlecht ist, aber den Dienst hat, so läßt Gott, wenn auch die Menschen ihn nicht kennen und Gott ihn kennt, durch ihn taufen, er, der die Macht für sich behielt.
8.
Dies aber kannte Johannes an dem Herrn nicht. Daß er der Herr war, wußte er; daß er von ihm getauft werden mußte, wußte er; und er bekannte, daß jener die Wahrheit war und er als wahrhaft von der Wahrheit gesandt war; das wußte er. Aber was kannte er an ihm nicht? Daß er die Macht der Taufe für sich behalten und sie nicht weggegeben und auf irgend einen Diener übertragen werde, sondern daß, ob nun ein guter oder ein schlechter Knecht im Dienste taufte, der Getaufte wissen sollte, er sei von keinem anderen getauft als von dem, der die Macht zu taufen für sich behielt. Und damit ihr wisset, Brüder, daß dies Johannes an ihm nicht kannte und dies erst durch die Taube kennen lernte ― denn den Herrn kannte er, aber daß er die Macht zu taufen für sich behalten und sie keinem Diener geben werde, wußte er noch nicht; demgemäß sagte er: „Und ich kannte ihn nicht“ ― damit ihr ersehet, daß er dies dort kennen gelernt hat, so beachtet das Folgende: „Aber der mich gesandt hat, im Wasser zu taufen, sprach zu mir: Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es“. Was ist der? Der Herr. Aber den Herrn kannte er bereits. Denket euch also, bis hierher habe Johannes gesprochen: „Ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, im Wasser zu taufen, der sprach zu mir“. Wir fragen, was er gesagt hat. Es folgt: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben“. Ich führe das Folgende nicht an; indes gebet acht: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es“. Aber was ist er? Was wollte der durch die Taube mich lehren, der mich gesandt hat? Daß er der Herr war? Ich kannte den bereits, von dem ich gesandt war; ich kannte den bereits, zu dem ich sprach: „Du kommst zu mir, um getauft zu werden? Ich muß von dir getauft werden“. Soweit also erkannte ich den Herrn, daß ich von ihm getauft werden wollte, nicht daß er von mir getauft werden sollte; und dann sprach er zu mir: „Laß es nur; es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden“132; ich kam zu leiden; soll ich nicht auch kommen, um getauft zu werden? „Es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden“, sprach mein Gott zu mir; es soll alle Gerechtigkeit erfüllt werden, ich möchte in vollem Maß Demut üben; Ich kenne Übermütige in meinem künftigen Volke, ich kenne gewisse Menschen, die irgendwie höher stehen werden in der Gnade, so daß sie beim Anblick der Unwissenden, die getauft werden, weil sie selbst sich für besser halten, sei es wegen Enthaltsamkeit oder Freigebigkeit oder Wissen, vielleicht sich weigern, das zu empfangen, was jene Niedrigen empfangen haben; ich muß sie heilen, damit sie es nicht verschmähen zur Taufe des Herrn zu kommen, da doch ich zur Taufe des Dieners kam.
9.
Bereits also kannte Johannes das und kannte den Herrn. Was also lehrte die Taube? Was wollte durch die Taube d. i.durch den in dieser Weise kommenden Heiligen Geist derjenige lehren, der den gesandt hatte, zu dem er sprach: „Über welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es“? Wer ist er? Der Herr. Ich weiß es. Aber hast du etwa das schon gewußt, daß jener Herr, der die Macht zu taufen hat, diese Macht keinem Diener geben, sondern sie für sich behalten werde, damit jeder, der durch den Dienst des Dieners getauft wird, die Taufe nicht dem Diener, sondern dem Herrn zuschreibe? Hast du dies etwa schon gewußt? Das wußte ich nicht, bis er zu mir sagte: „Auf welchen du den Geist herabsteigen siehst, wie eine Taube, und auf ihm bleiben, der ist es, welcher tauft im Heiligen Geiste“. Er sagt nicht: der ist der Herr; er sagt nicht: der ist Gott; er sagt nicht: der ist Jesus; er sagt nicht: der ist der aus der Jungfrau Maria Geborene, der nach dir kommt, aber vor dir war; dies sagt er nicht; denn das wußte Johannes bereits. Aber was wußte er nicht? Daß der Herr selbst die so große Macht der Taufe haben und für sich behalten werde, mag er auf Erden gegenwärtig sein oder dem Leibe nach im Himmel abwesend und der Majestät nach (buf Erden) gegenwärtig; daß er die Macht der Taufe für sich behalten werde, damit nicht Paulus sage: Meine Taufe, noch Petrus sage: Meine Taufe. Darum sehet zu,