Artur Rubinstein zu nennen. (Vgl. Seeger, Horst, Musiklexikon in zwei Bänden, Erster Band, VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1966, S. 447)
Der namhafte Bogenmacher „Bogen-Schmidt“ in Dresden erzählte, dass Boris Belkin, israelischer Geiger russischer Herkunft, 1948 in Swerdlowsk geboren, in der Bogenmacherwerkstatt eine Aufnahme des Tschaikowski-Konzerts mit dem Solisten Funke hörte. Schmidt forderte ihn auf, zu raten, wer der Geiger sei. Belkin lauschte und sagte: „Wer es ist, weiß ich nicht, aber es ist einer von uns“. Christian Funke ist wohl in diesem Sinne, so sieht er es selbst, einer der letzten Vertreter „von uns“. Boris Belkin stammt auch aus der Traditionslinie der großen Pädagogen Abram Iljitsch Jampolski, (1890–1956, bedeutender Geiger und Musikpädagoge), Juri Jankelewitsch und Funkes Lehrer Igor Bezrodny, der sogar mit Jean Sibelius befreundet war. So sind die heute aktiven Künstler in Hinsicht auf ihre Ausbildung eine Art „Enkel“. Die Freundschaft seines Lehrers mit dem Komponisten war für die Interpretation des Violinkonzertes von Jean Sibelius durch Christian Funke von immenser Bedeutung. Funke ist einer der letzten Vertreter dieser Schule, denn die „goldene Zeit“ der sechziger und siebziger Jahre ist vorbei, die ganz Großen sind tot und seine eigenen Jahrgänge in aller Welt verstreut. Das Moskauer Konservatorium ist zwar immer noch eines der führenden Musikinstitute, aber eine solche Konzentration der Eliten gibt es nicht mehr.
Aus der Fülle begeisterter Rezensionen zu Sibelius seien beispielhaft die „Aachener Nachrichten“ nach einem Konzert des Gewandhausorchesters zitiert: „Doch musste sich Masur den Erfolg des Gastkonzertes mit einem Solisten teilen: mit dem Geiger Christian Funke, der das trotz aller Brillanz ergreifende Violinkonzert von Jean Sibelius spielte. Wie bekannt, ist dies ein sehr schwieriges Stück, das höchste technische Anforderungen an den Ausführenden stellt. In Gehalt und Substanz repräsentiert das Werk den ganzen Sibelius: der aus den Tiefen der Natur seiner herben Heimat schöpfte, der hinabstieg in die Seele seines Volkes. Das Erlebnis der Wälder und Berge, des Harten und Schönen, des Strengen und Milden von Landschaften und Jahreszeiten, was alles wir aus den großen symphonischen Schöpfungen kennen, das ist auch im Violinkonzert am Werke, und zwar dies hier besonders, da die Geige ein Instrument des Ausdruckes par excellence ist.
Solche Bekundung menschlicher Innerlichkeit mag manchen angerührt haben, doch mag bei dieser unerhörten Wiedergabe auch die seltene Erfahrung einer absoluten Beherrschung des Instrumentes in Staunen versetzt haben. Der Solist bot das Laufwerk, die zerlegten Dreiklänge, die arpeggierten Akkorde und vor allem die von Sibelius stark eingesetzten Oktavengänge schlechthin treffsicher und mit ungetrübter Intonation. Und dazu, zumal im Mittelsatz, die verträumten Kantilenen eines der letzten Romantiker, mit herber Süße. Alles Schwerblütige des Finnen wurde spürbar, alle Lebenskraft des das Dasein trotz allem liebenden Menschen erfüllte mit Mut, alle künstlerische Substanz erstrahlte vergleichbar einem Lichtbündel von Emanationen.“ (Norbert Weber, Aachener Nachrichten, 24.01.1980)
Mit dem Dresdner Bogenbauer hängt noch ein Leipziger Erlebnis Funkes zusammen: Yehudi Menuhin spielte in den achtziger Jahren mit dem Gewandhausorchester unter Kurt Masur das Brahms-Violinkonzert auf Schallplatte ein. Dabei hatte der große Meister gewisse Probleme mit der Bogenführung. Christian Funke, 1. Konzertmeister, bot ihm an, die Bögen zu tauschen. Und siehe da: Es funktionierte! Menuhins Bogen stammte allerdings aus der Werkstatt von Nikolai Kittel in Sankt Petersburg, einem der berühmtesten Bogenmacher der Welt, und war um ein Vielfaches kostspieliger. Als Christian Funke nach dem abschließenden Konzert seinen Schmidt-Bogen wiederhaben wollte, hatte Menuhin diesen schon eingepackt. Die Ehrlichkeit hat selbstredend gesiegt: Funke machte den Tausch rückgängig.
Mit Yehudi Menuhin im Gewandhaus (Foto: Barbara Stroff)
Bogenmachermeister Schmidt, der Bögen auch für den Export herstellte (um das Devisenkonto der DDR aufzubessern), musste sich auch der Qualitätskontrolle seiner Erzeugnisse durch das „Amt für Standardisierung und Messwesen“ in Markneukirchen unterziehen. Das war, wie Funke sagt, so eine Art Doping-Kontrolle für hochwertige Produkte. Auch Funkes Bogen, mit dem der Maestro Yehudi Menuhin ja das Brahms-Konzert eingespielt hatte, wurde geprüft. Schmidt war sich sicher… Allerdings fiel der Bogen durch, und da können einem schon Zweifel an der Zuverlässigkeit solcher Prüfungen kommen. „Kunst“, so Funke, „kann man nicht messen“.
Igor Oistrach äußerte sich nach vielen Jahren des gemeinsamen Musizierens: „Der Name Christian Funke wurde meiner Familie und mir schon vor langer Zeit bekannt - in Moskau, wo er einen Ruf als einer der wundervollsten ausländischen Geiger genoss - während er ein Student am Moskauer Staatlichen Tschaikowski-Konservatorium war. Er studierte in der Klasse des außerordentlichen Violinisten Igor Bezrodny, der seinerseits Nachfolger der großen Schule von A. I. Jampolsky war. Das hatte einen großen positiven Einfluss auf Christian Funke. Ich denke, dass die außerordentlichen Qualitäten von Christian Funke als Violinist und Leiter des Bachorchesters auf einer glücklichen Kombination von tiefer musikalischer Kultur, die er sich in Deutschland zu eigen gemacht hatte, und der brillanten russischen Geigenschule, die er in Moskau durchlief, beruhen. Für mich selbst ist es immer ein großes Vergnügen, mit einem solchen wundervollen Kollegen, wie es Christian Funke ist, Musik zu machen und zugleich in Kontakt zu kommen mit authentischen, tiefsten Traditionen der Interpretation der Musik von J. S. Bach - Traditionen, die bewahrt und entwickelt werden in LEIPZIG [Versalien im Original], der Stadt, in der Bach die meiste Zeit seines schöpferischen Lebens verbracht hat.
Igor Oistrach, Brussel, 23/VII/2002“
(englisch, handschriftlich)
Mit Igor Oistrach, Italien 2003, bei der Vorbereitung des Doppelkonzerts von Johann Sebastian Bach
Christian Funke hat mit Igor Oistrach im Laufe der Jahre sehr oft das Doppelkonzert für zwei Violinen, BWV 1043, gespielt. „David hatte bei Auftritten von Vater und Sohn immer nur die 2. Violine spielen ‚dürfen‘. Der Part ist natürlich dem der 1. Violine total ebenbürtig. Bei meinen gemeinsamen Konzerten mit Igor Oistrach wollte er allerdings auch immer, wie gewohnt, die 1. Geige spielen. Einmal sagte Igor nach einem Auftritt zu mir: ‚So wie du spielst muss ich immer an die gemeinsamen Konzerte mit meinem Vater denken‘. Ein größeres Kompliment als dieses aus dem Munde vom Sohn David Oistrachs kann man wohl kaum bekommen.“
Christian Funke und Igor Oistrach
Auf Igor Oistrach traf nie zu, was Christian Funke leider auch mit Geigern aus dieser Schule erlebte, nämlich eine gewisse Arroganz und Rücksichtslosigkeit der Kollegen ihm gegenüber bei gemeinsamen Auftritten. Woher dieses Verhalten rührt, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich hatte es vielfältige Gründe, zu denen durchaus ein Vorbehalt gegen Deutschland gehören konnte, immer noch als mögliche Kriegsfolge.
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