Edgar Rice Burroughs

Tarzan – Band 1 – Tarzan und die weiße Frau


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Of­fi­zier ge­fal­len war, dach­te er dar­an, dass es Zeit sei, zu sei­ner Frau zu­rück­zu­ge­hen, da sonst ei­ner von der Mann­schaft sie al­lein fin­den könn­te.

      Ob­gleich äu­ßer­lich ru­hig und gleich­gül­tig, war Clay­ton doch ängst­lich und er­regt, denn er fürch­te­te für die Si­cher­heit sei­ner Frau in der Nähe die­ser Ent­mensch­ten, in de­ren Hän­de das Schick­sal sie so un­barm­her­zig ge­wor­fen hat­te.

      Als er sich um­dreh­te, um die Trep­pe hin­un­ter­zu­stei­gen, sah er zu sei­ner Über­ra­schung sei­ne Frau auf den Stu­fen ste­hen.

      Seit wann bist du hier, Ali­ce?

      Von An­fang an, ant­wor­te­te sie. Wie schreck­lich, John! O, wie schreck­lich! Das kön­nen wir aus den Hän­den sol­cher Men­schen er­war­ten?

      Ein Früh­stück, hof­fe ich, ant­wor­te­te er, tap­fer lä­chelnd, um ihre Furcht zu zer­streu­en.

      Ich will sie we­nigs­tens fra­gen, füg­te er hin­zu. Komm mit mir, Ali­ce. Wir dür­fen sie nicht glau­ben las­sen, dass wir et­was an­de­res als eine höf­li­che Be­hand­lung von ih­nen er­war­ten.

      Un­ter­des­sen um­ring­ten die Ma­tro­sen die to­ten und ver­wun­de­ten Of­fi­zie­re, und ohne Un­ter­schied und ohne Mit­leid be­gan­nen sie, Tote und Ver­wun­de­te über Bord zu wer­fen. Mit der­sel­ben Herz­lo­sig­keit ver­fuh­ren sie mit ih­ren ei­ge­nen Ver­wun­de­ten und mit den Lei­chen drei­er See­leu­te, de­nen ein gü­ti­ges Ge­schick einen so­for­ti­gen Tod durch die Ku­geln der Of­fi­zie­re be­schie­den hat­te.

      Plötz­lich be­merk­te ei­ner von der Mann­schaft die sich nä­hern­den Clay­tons, und mit dem Rufe: Hier sind noch zwei für die Fi­sche! stürz­te er mit er­ho­be­ner Axt auf sie zu.

      Aber der schwar­ze Mi­chel war flin­ker, so­dass der Ka­me­rad, ehe er noch ei­ni­ge Schrit­te ge­macht hat­te, durch einen Schuss nie­der­ge­streckt war.

      Mit lau­tem Ru­fen zog er die Auf­merk­sam­keit der an­de­ren auf sich, und, auf Lord und Lady Grey­sto­ke zei­gend, rief er: Die­se sind mei­ne Freun­de, und sie sol­len in Ruhe ge­las­sen wer­den. Ver­steht ihr? Ich bin jetzt Ka­pi­tän die­ses Schif­fes, und was ich be­feh­le, ge­schieht, füg­te er, sich zu den Clay­tons wen­dend, hin­zu. Blei­ben Sie für sich al­lein, und kein Mensch wird Ih­nen ein Leid zu­fü­gen! Da­bei sah er dro­hend zu sei­nen Ka­me­ra­den hin­über.

      Die Clay­tons be­ach­te­ten denn auch die An­wei­sun­gen des schwar­zen Mi­chels so ge­nau, dass sie nur we­nig von der Mann­schaft sa­hen und nichts von den Plä­nen der Leu­te er­fuh­ren.

      Ge­le­gent­lich hör­ten sie einen schwa­chen Wi­der­hall von Zank und Streit zwi­schen den Meu­te­rern, und zwei Mal er­schüt­ter­ten Schüs­se die stil­le Luft. Der schwar­ze Mi­chel eig­ne­te sich aber sehr gut zum Füh­rer die­ses zu­sam­men­ge­wür­fel­ten Vol­kes, denn er ver­stand es, sie in sei­ner Ge­walt zu be­hal­ten.

      Am fünf­ten Tage nach der Er­mor­dung der Of­fi­zie­re wur­de vom Aus­guck Land ge­mel­det. Ob es eine In­sel oder Fest­land war, wuss­te der schwar­ze Mi­chel nicht, aber er kün­de­te Clay­ton an, dass, wenn es sich her­aus­stell­te, dass die Ge­gend be­wohn­bar sei, er und Lady Grey­sto­ke mit ih­rem Ge­päck dort an Land ge­setzt wer­den soll­ten.

      Für ein paar Mo­na­te wer­den Sie dort gut auf­ge­ho­ben sein, er­klär­te er ih­nen, und un­ter­des­sen wer­den wir wohl an ir­gend­ei­ner un­be­wohn­ten Küs­te lan­den und uns zer­streu­en kön­nen. Dann will ich der bri­ti­schen Re­gie­rung mel­den, wo Sie sind und sie wird bald ein Kriegs­schiff sen­den, um Sie ab­zu­ho­len. Es wäre eine schwie­ri­ge Sa­che, Sie in ei­ner zi­vi­li­sier­ten Ge­gend lan­den zu las­sen, ohne dass eine Men­ge Fra­gen ge­stellt wür­den, die kei­ner von uns glaub­haft be­ant­wor­ten könn­te.

      Clay­ton wehr­te sich ge­gen die Un­mensch­lich­keit, sie an ei­ner un­be­kann­ten Küs­te zu lan­den und den wil­den Tie­ren und viel­leicht noch wil­de­ren Men­schen preis­zu­ge­ben.

      Sei­ne Wor­te wa­ren aber ver­geb­lich und nur ge­eig­net, den schwar­zen Mi­chel zu er­zür­nen. Schließ­lich ließ er es da­bei be­wen­den, und such­te nur noch sei­ner üb­len Lage die bes­te Sei­te ab­zu­ge­win­nen.

      Ge­gen drei Uhr nach­mit­tags ka­men sie in die Nähe ei­ner wun­der­vol­len be­wal­de­ten Küs­te, an der eine Lan­dungs­stel­le zu sein schi­en.

      Der schwar­ze Mi­chel sand­te ein klei­nes, mit ei­ni­gem Mann be­setz­tes Boot aus, um zu un­ter­su­chen, ob die »Fu­wal­da« dort ein­fah­ren könn­te.

      Nach etwa ei­ner Stun­de kehr­ten sie zu­rück und mel­de­ten, das Was­ser sei tief ge­nug, so­wohl in der Ein­fahrt, als auch im In­nern der Bucht.

      Ehe es dun­kel­te, lag das Schiff fried­lich vor An­ker auf der stil­len, spie­gel­glat­ten Flä­che des Bu­sens.

      Die Um­ge­bung des Stran­des war von präch­ti­gem, halb­tro­pi­schem Grün be­wach­sen, wäh­rend in der Fer­ne die Ge­gend, die sich als Hü­gel- und Ta­fel­land vom Ozean ab­hob, fast lücken­los mit Ur­wald be­deckt war.

      Kein Zei­chen ei­ner mensch­li­chen Woh­nung war sicht­bar, aber dass Men­schen sehr wohl dort le­ben konn­ten, be­wies die Fül­le der Vö­gel und an­de­ren Tie­re, die man vom Deck der »Fu­wal­da« er­blick­te, als auch der Schim­mer ei­nes klei­nen Flus­ses, der in die Bucht mün­de­te und fri­sches Was­ser in Fül­le spen­de­te.

      Als sich die Nacht auf die Erde senk­te, stan­den Clay­ton und sei­ne Frau noch an der Re­ling, in stil­les Nach­den­ken über ihr künf­ti­ges Schick­sal ver­sun­ken. Aus dem fins­te­ren Schat­ten des mäch­ti­gen Wal­des ka­men die Lock­ru­fe der wil­den Tie­re.

      Das dump­fe Brül­len des Lö­wen und ge­le­gent­lich der schril­le Schrei ei­nes Pan­thers.

      Die Frau drück­te sich fes­ter an ih­ren Mann, von ah­nungs­vol­lem Schau­der er­grif­fen über das Grau­si­ge, das im schreck­li­chen Dun­kel der kom­men­den Näch­te vor ih­nen lag, wenn sie bei­de ganz al­lein auf die­ser wil­den ein­sa­men Küs­te sein wür­den.

      Spät am Abend kam der schwar­ze Mi­chel zu ih­nen und wies sie an, ihre Vor­be­rei­tun­gen zu ih­rer für den nächs­ten Tag an­ge­setz­ten Lan­dung zu tref­fen. Sie ver­such­ten ihn zu be­we­gen, sie an ei­ner wohn­li­che­ren Küs­te zu lan­den, so­dass sie hof­fen könn­ten, in freund­li­che Hän­de zu fal­len, aber kei­ne Bit­ten, kei­ne Dro­hun­gen und kei­ne Ver­spre­chun­gen konn­ten ihn rüh­ren.

      Er ant­wor­te­te ih­nen:

      Ich bin der ein­zi­ge Mann an Bord, der Sie bei­de nicht lie­ber tot sähe, und wenn ich auch weiß, dass dies der ein­zig ver­nünf­ti­ge Weg wäre, un­sern ei­ge­nen Kopf zu si­chern, so ist der schwar­ze Mi­chel doch nicht der Mann, der eine Wohl­tat ver­gisst. Sie ha­ben mir ein­mal das Le­ben ge­ret­tet, — ich ret­te das Ih­ri­ge, aber das ist auch al­les, was ich tun kann. Die Leu­te wol­len sich nicht län­ger hier auf­hal­ten, und wenn wir Sie nicht schnells­tens lan­den, so könn­ten sie leicht an­de­ren Sin­nes wer­den. Ich will al­les, was Ih­nen ge­hört, ans Land set­zen, eben­so Kü­chen­ge­rä­te und ei­ni­ge alte Se­gel­tü­cher für Zel­te und ge­nug Es­sen, bis sie Früch­te und Wild fin­den wer­den. Da Sie auch ihre Ge­weh­re zum Schutz ha­ben, kön­nen Sie hier leicht le­ben, bis Hil­fe kommt. Wenn ich glück­lich von hier fort