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Philosophieren mit Dilemmata


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bei der Blatt-Kohlberg-Methode, inhaltlich in die Diskussion der Teilnehmer ein, sondern hilft nur durch Handzeichen, die beiden Regeln einzuhalten. Am Ende dankt er allen für die lebhafte und faire Diskussion, aber enthält sich jeder inhaltlichen Bewertung. Bei einer Methode, die die moralische Autonomie der Teilnehmer stärken soll, sind Zensuren fehl am Platz.

      Vorbereitung und Durchführung einer KMDD-Sitzung

      Die der KMDD zugrunde liegende Idee einer universalistischen Moral kann nur verwirklicht werden, wenn die Methode selbst inklusiv ist. Sie auf bestimmte Menschengruppen zu begrenzen, wäre ein Widerspruch in sich selbst. Natürlich kann es aus praktischen Gründen notwendig sein, die Teilnahme zahlenmäßig zu begrenzen. Aber die Teilnahme an KMDD-Sitzungen sollte an keine Bedingungen geknüpft werden. Die Wahl der Dilemmageschichte sollte sich immer an den Teilnehmern orientieren, die die wenigsten Voraussetzungen mitbringen, damit niemand von der Diskussion ausgeschlossen wird. Weitere Maßnahmen können sein: Vereinfachung der Dilemmageschichte, einfachere Sprache und längere Mikropausen beim Vortrag der Geschichte.

      An KMDD-Sitzungen können Kinder schon ab der dritten Grundschulklasse und Erwachsene bis ins hohe Alter teilnehmen. Es können auch problemlos lernbehinderte Schülerinnen und Schüler und demente Seniorinnen und Senioren teilnehmen. Die KMDD ist weder auf so genannte „Risikogruppen“ begrenzt, noch ist sie ausschließlich für „gute“ Klassen geeignet. Sie ist für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen gleichermaßen empfehlenswert, auch wenn Inhalt und Form der Dilemmageschichte den jeweiligen Bedürfnissen und Voraussetzungen angepasst werden müssen. Die KMDD ist in allen Gruppen gleich wirksam. Aber am augenfälligsten ist ihre Wirkung bei Menschen, die als schwierig gelten und denen man eine vernünftige Diskussion heikler Themen nicht zutraut. Besonders fruchtbar sind KMDD-Sitzungen mit bunt zusammengesetzten Gruppen, jungen und alten Menschen und Menschen mit einem unterschiedlichen kulturellen und ethnischen Hintergrund. Fraglos stellen diese aber besondere Anforderungen an die Lehrperson.

      Damit eine KMDD-Sitzung gelingt und die Moralkompetenz der Teilnehmer wirksam fördert, sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

¬ Die Teilnehmer bedürfen keiner Einführung oder Vorbereitung. Sie müssen außer grundlegenden Lese- und Schreibfähigkeiten keine Voraussetzungen erfüllen.
¬
¬ Je besser eine KMDD-Sitzung durchdacht und vorbereitet wird, desto weniger muss der Lehrer bzw. die Lehrerin in den Ablauf eingreifen und desto mehr kann er auf die Selbstregulierung durch die Teilnehmer vertrauen. Vor einer Sitzung sollte man sich zehn Minuten zurückziehen, um die Präsentation der Geschichte zu üben und sich den Ablauf vor Augen zu führen.

      Optimale Länge

      Eine KMDD-Sitzung sollte mindestens 90 Minuten dauern. Die Teilnehmer zeigen keine Ermüdung. Meist würden sie gern noch länger diskutieren. Das taktvolle Beenden einer KMDD-Sitzung gehört zu den Herausforderungen dieser Methode. Ich erlebe immer wieder, dass Teilnehmer beim Hinausgehen weiterdiskutieren und noch eine Weile vor dem Gebäude in kleinen Gruppen zusammenstehen. Ich kann nicht sagen, wann ein von KMDD-Sitzungen angestoßener Lernprozess endet. Einmal sprach mich eine Teilnehmerin nach einem Jahr auf der Straße an, um mir mitzuteilen, dass sie, ihr Mann und ihr Sohn, denen sie von der KMDD-Sitzung erzählt hatte, noch immer über den dort behandelten Fall diskutieren würden, sie aber noch immer keine Lösung gefunden hätten. Kürzer als 90 Minuten sollte eine KMDD-Sitzung nicht sein. Ich hatte versucht, die KMDD auf 45 Minuten zu kürzen, was jedoch nicht den gewünschten Erfolg brachte. Ich musste feststellen, dass alle Phasen für den Lernerfolg der Methode essentiell sind, ich also keine Phase auslassen durfte.

      Verteilung im Stoffplan

      KMDD-Sitzungen reichern den Fachunterricht an. Sie führen, wie mir Lehrer und Lehrerinnen immer wieder berichten, generell zu einer stärkeren Beteiligung der Schülerinnen und Schüler am Unterricht und fördern auch ihre Motivation zum fachlichen Lernen. Sie können den Schülerinnen und Schülern den Einstieg in ein Thema erleichtern und ihnen helfen, das Thema mit ihrer eigenen Erfahrungswelt in Beziehung zu setzen. Und sie eignen sich zur Behandlung kontroverser Themen.

      Resümee

      Die KMDD ist keine Methode, um Konflikte zwischen realen Personen zu lösen. Hierfür gibt es andere Methoden. Die KMDD ist auch keine Diskussion über abstrakte Themen, sondern über konkrete Fälle; sie ist kein Rollenspiel, sondern verlangt das Engagement für die eigene Meinung; sie ist kein Streitgespräch, bei dem es um die endgültige Lösung eines bestimmten Problems geht, sondern eine Gelegenheit, die eigene Moralkompetenz zu üben. Sie ist auch kein Debattierwettbewerb mit einem Sieger. Bei ihr gewinnen alle, nämlich die Erfahrung, dass man mit anderen auch über heikle Themen diskutieren kann, ohne dass man dabei persönlich werden muss, und dass Meinungsgegner keine Feinde sind, die man allenfalls tolerieren sollte, sondern dass sie wichtige Partner für die eigene Entwicklung sind. „Die Argumente der Gegner waren wichtig, weil ich dadurch nochmals meine eigenen Argumente überdenken musste“, resümierte