ähnlichen Umfang erwerbstätig sind und sich gleichermaßen um Familie und Haushalt kümmern. Die Realität sieht aber anders aus. Nur eine Minderheit, heißt es im 37. Monitor Familienforschung, lebe nach solch einem Modell. „Stattdessen entwickeln sich die Arbeitszeiten von Frauen und Männern nach der Familiengründung auseinander. Die meisten Paare leben nach der ersten Elternzeit, und oft auf Dauer, ein Modell, in welchem der Vater des Kindes weiterhin Vollzeit arbeitet, die Mutter jedoch in Teilzeit oder geringfügig erwerbstätig ist.“
4.4 Der maßgeschneiderte Arbeitsplatz
Um Familie und berufliche Tätigkeit zu vereinbaren, versuchen Frauen, wie die KfW-Studie Chefinnen im Mittelstand bereits 2011 aufgezeigt hat, mit Hilfe der Selbstständigkeit für sich einen maßgeschneiderten Arbeitsplatz zu schaffen. Um die Aufgaben als Mutter, Hausfrau, Partnerin und Unternehmerin in Einklang zu bringen, ziehen viele Frauen eine Nebenerwerbsgründung zunächst in Erwägung. Tatsächlich starten Frauen häufiger mit einem Nebenerwerb in die Selbstständigkeit als Männer. Bereits seit Jahren beginnen deutlich mehr als 60 % der Frauen ihre selbstständige Tätigkeit mit einer Nebenerwerbsgründung. Das spiegeln auch die Zahlen im KfW-Gründungsmonitor wider. Danach starteten 2017 32 % der Gründerinnen im Vollerwerb und 68 % im Nebenerwerb (2016: 31 zu 69 %). Dagegen begannen 48 % der Männer 2017 die selbstständige Erwerbstätigkeit im Vollerwerb (2016: 41 %). Betrachtet man alle Gründungen im Jahr 2017, waren Frauen mit 29 % an allen Vollerwerbsgründungen und mit 43 % an allen Nebenerwerbsgründungen beteiligt.
Die KfW-Research-Analyse Gründen mit Kindern: Mompreneurs bringen Familie und Beruf unter einem Hut macht zudem deutlich, dass für die meisten Mompreneurs, wie Gründerinnen mit minderjährigen Kindern genannt werden, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein herausragendes Gründungsmotiv darstellt. Mompreneurs starteten 2016 105.000 Existenzgründungen, was jeder sechsten Gründung entspricht. Die Aussage Ich habe mich beruflich selbstständig gemacht, um Beruf und Familie besser zu vereinen, trifft für knapp die Hälfte voll und ganz und für ein Viertel eher zu.
Doch nicht nur was die Aufnahme, sondern auch den Umfang einer selbstständigen Tätigkeit angeht, spielt die Familie nach der KfW-Research-Analyse eine herausragende Rolle. So ist für 38 % der Mompreneurs die Sorge Nummer eins die Sorge über eine zu hohe Belastung für Familie und Partnerschaft. Die Sorge um die Familie ist auch ein häufiger Grund, Gründungsvorhaben abzubrechen. Auch der Gründerreport 2018 des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bestätigt, dass trotz hohem Gründungsinteresse viele Frauen das Gründungsvorhaben wieder aufgeben. So weist der DIHK-Gründerreport unter anderem daraufhin, dass viele gründungsinteressierten Frauen von großen Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Vollzeiterwerbstätigkeit und Familie berichten. Danach übertrifft der Frauenanteil sowohl bei den Einstiegsgesprächen als auch den Gründungsberatungen und den Seminaren der IHK die 40-%-Marke, aber lediglich 30 % der Frauen würden dann tatsächlich gründen.
Obwohl von allen Gründerinnen, die minderjährige Kinder haben, und auch von Gründerinnen ohne Kinder jeweils ein Drittel im Vollerwerb starten, treten auch bei Vollerwerbsgründungen nach der oben genannten KfW-Studie Mompreneurs der Familie zuliebe kürzer. Begrenzen Mompreneurs die Wochenarbeitszeit im Vollerwerb auf 36 Stunden, geben im Vergleich dazu Gründerinnen ohne Kinder und männliche Gründerkollegen an, im Schnitt 50 Stunden pro Woche für die selbstständige Tätigkeit aufzuwenden.
Die Balance zwischen familiären und beruflichen Verpflichtungen zu finden, ist für alle Beteiligten nicht einfach. Wird auch nach der Gründung immer noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden, diesen gordischen Knoten zu lösen, ist eine Beratung ratsam, die zudem staatlich gefördert werden kann. Denn nach der Gründung eines kleinen oder mittleren Unternehmens oder nach der Aufnahme einer freiberuflichen Tätigkeit, können Frauen bei der Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen des Programms Förderung unternehmerischen Know-hows eine Förderung für eine spezielle Beratungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beantragen.
Siehe Kapitel 19: Die kompetente Beratung
4.5 Die Absprache mit der Familie
Die Berufstätigkeit von Frauen ist heute selbstverständlich geworden, auch weitgehend der Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Dennoch ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer noch häufig ein echter Knackpunkt. Organisationstalent, gutes Zeitmanagement sowie die Unterstützung durch die Familie und/oder externe Hilfen sind notwendig, wenn der Spagat zwischen Familie und Beruf im Allgemeinen sowie Selbstständigkeit im Besonderen gelingen soll.
Unabdingbare Voraussetzung ist, dass Sie die Zeit für die Praxisgründung und spätere Praxisführung realistisch einschätzen. Das ist ziemlich schwierig, wenn man mit den Gründungsaktivitäten noch am Anfang steht. Am besten ist es, sich mit bereits etablierten Kolleginnen/Kollegen darüber auszutauschen. Leichter einschätzen lässt sich jedoch, wie viel Zeit für die familiären Verpflichtungen erforderlich ist. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Sie die Anforderungen im Haushalt, in der Familie sowie in der Praxis aufgrund Ihres Könnens und Wissens meistern können, aber – bitte – nicht gleichzeitig und alles auf einmal.
Als Mutter und Praxisinhaberin haben Sie zwei Berufe, denen Sie gerecht werden müssen, ohne sich dabei zu überfordern und aufzureiben. Suchen Sie deshalb von Anfang an zusammen mit Ihrer Familie nach tragbaren Lösungen für sich, Ihre Familie und Ihre Selbstständigkeit und lassen Sie sich nicht von Ratschlägen wie Haushalt und Kinder erledigt man so nebenher oder als Hausfrau hat man ja ohnehin nicht viel zu tun in die Irre führen.
Bereits bei den Vorbereitungen zur Gründung sollten Gründerinnen daher ihre Familie mit einbeziehen. Denn für die Gründung einer Podologie-/Fußpflegepraxis gilt, wie für jedes andere Unternehmen natürlich auch: Eine Unternehmensgründung kann nur dann ein Erfolg werden, wenn die gesamte Familie voll und ganz hinter Ihrem Vorhaben steht. Eine gute Möglichkeit, die Familie über die Pläne zu informieren und herauszufinden, was Partner und – je nach Alter – Kinder davon halten, ist, den Familienrat einzuberufen. Wichtig ist, dass Sie als angehende Gründerin mögliche Vorbehalte Ihrer Familie ernst nehmen, aber zugleich klar machen, wie wichtig Ihnen die Selbstständigkeit ist und dass letztendlich die Familie auch davon profitiert, z. B. weil Sie aufgrund einer erfolgreichen Gründung mehr Lebensfreude und Zufriedenheit ausstrahlen werden – ganz abgesehen von den finanziellen Aspekten.
Unbedingt sollten Sie die Fragen in der Checkliste: Wie steht die Familie zu Ihren Plänen? mit der gesamten Familie durcharbeiten. Auf diese Weise können Sie herausfinden, welche Haltung Ihre Familie Ihrem Vorhaben gegenüber hat, ob Sie mit zuverlässiger Unterstützung rechnen können, ob alle Beteiligten bereit sind, Veränderungen im Familienalltag mitzutragen und inwieweit Sie externe Hilfen benötigen. Sprechen Sie auch über Notfälle. Wer springt ein, wenn ein Kind krank wird oder der Unterricht unverhofft ausfällt?
Siehe Checkliste: Wie steht die Familie zu Ihren Plänen?
4.6 Die Organisation der Kinderbetreuung
In welchem Umfang Kinderbetreuung notwendig wird, hängt natürlich von Anzahl und vom Alter der Kinder ab. Ideal ist, wenn man auf ein familiäres Netz von Großeltern, Geschwistern, Tanten oder Onkeln zurückgreifen kann. Da aber die Verwandtschaft, auch wenn sie in der Nähe wohnt, nicht überstrapaziert werden sollte, ist es auf jeden Fall sinnvoll, zusätzlich innerhalb des Bekannten- und Freundeskreises oder der Nachbarschaft zu netzwerken.
Trotz allem wird es in den wenigsten Fällen ganz ohne professionelle Kinderbetreuung nicht gehen. Wichtig ist daher, sich vor der Gründung nach einer Betreuung umzusehen – in vielen Fällen ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Es ist hinlänglich bekannt, und die permanente Diskussion rund um die Schaffung von Kinderkrippen oder dem Ausbau von Ganztagsschulen macht es zudem deutlich, dass es um die Kinderbetreuungsangebote in Deutschland immer noch nicht zum Besten steht. “In Ländern wie Dänemark oder Frankreich“, war bereits im Monitor Familienforschung von 2006 zu lesen, „die ein verlässliches durchgängiges Betreuungssystem bieten, planen Frauen bereits vor der Geburt ihren beruflichen Wiedereinstieg. Deutsche Frauen müssen erst abwarten, ob die aufwändige und problematische Organisation der Kinderbetreuung