Ruhepause mit Alhambra-Blick.
„Ein Paradies, für viele verschlossen, Gärten, für wenige geöffnet“
Soto de Rojas über Granada, zitiert von Lorca
La Antequeruela
Ornamentale Pracht im Cuarto Real de Santo Domingo
Eine weitere Möglichkeit des Abstiegs von der Alhambra zur Innenstadt, beziehungsweise des Aufstiegs in umgekehrter Richtung, bietet der Weg durch das Viertel Antequeruela.
Benannt ist das Gebiet nach den Mauren, die einst aus der Stadt Antequera vertrieben und dann hier angesiedelt wurden. Das ruhige Viertel mit seinen schönen, großzügigen Häusern erstreckt sich zwischen dem Campo del Principe und dem großen, im 16. Jh. angelegten Park des Alhambrahügels. Verehrer des Komponisten Manuel de Falla können nahe der Straße Antequeruela Baja sein Wohnhaus besichtigen, in dem das Museum Casa Museo Manuel de Falla (Di-So 9-14.30 Uhr; Führungen 3 €) untergebracht ist. Ganz in der Nähe liegt am Callejón Niños del Rollo 8 die Fundación Rodríguez-Acosta (tägl. 10-18.30 Uhr, im Winter bis 16.30 Uhr; 6 €), das von ihm selbst zwischen 1916 und 1930 gestaltete Anwesen des Malers José María Rodríguez-Acosta; interessant sind insbesondere die auf enger Grundfläche, aber in mehreren Ebenen angelegten, fast surrealistisch wirkenden Gärten mit Teichen, Patios, Statuen, Galerien und Balkonen. Ebenfalls nicht weit entfernt von der Casa Museo Manuel de Falla, jedoch in der Gegenrichtung, erstrecken sich am „Märtyrerfeld“ Campo de los Mártires die romantischen Gartenanlagen Carmen de los Mártires (Mo-Fr 10-14, 18-20 bzw. im Winter 16-18 Uhr, Sa/So 10-20 bzw. im Winter 18 Uhr; gratis), die überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammen. Als Abschluss, oder im Fall eines Aufstiegs als Auftakt, empfiehlt sich eine Rast in einer der Terrassenbars am Platz Campo del Príncipe.
Cuarto Real de Santo Domingo: Erst seit 2015 zugänglich sind die Reste dieses Nasridenpalasts nahe der Plaza de los Campos, der zur Zeit der Herrschaft von Mohammed II. (1273-1302) an die Stadtmauern gebaut worden war. Erhalten blieb nur ein Verteidigungsturm, der heute in ein modernes Gebäude integriert ist. Sein Inneres beherbergt die einstige Empfangshalle („Qubba“) des Palasts, die unter den Katholischen Königen von Dominikanern in eine christliche Kapelle umgewandelt wurde (daher der Name); ihre reizvolle ornamentale Dekoration gilt als ein direkter Vorläufer derjenigen des Königspalasts der Alhambra. Quasi eine Etage tiefer liegen die Grundmauern einer älteren Militäranlage. Die Gärten im Stil des 19. Jh. erstrecken sich an derselben Stelle, an der auch die Gartenanlagen des ursprünglichen Palasts lagen.
♦ Täglich 10-20 Uhr (Winter bis 19 Uhr); gratis, Einführung einer Eintrittsgebühr jedoch möglich.
Albaicín
Der älteste noch bestehende Ortsteil Granadas. Das Labyrinth engster Gassen, eleganter Höfe, weiß gekalkter Mauern und schmiedeeiserner Balkone im Geranienschmuck scheint sich seit Jahrhunderten kaum verändert zu haben. Nicht umsonst wurde der Albaicín 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
Granadas Moschee: die Mezquita Mayor
Der Río Darro trennt den Hügel des Albaicín von der Alhambrahöhe. Benannt ist der „Fluss, der Gold gibt“ nach den einstigen Vorkommen des Edelmetalls. Im Sommer zeigt sich der Darro zwar nur als trauriges Rinnsal, seine Umgebung glänzt jedoch mit romantischen Ecken. Ab der Plaza Santa Ana verläuft der Darro unter dem Pflaster, mündet später in den Río Genil. Der Albaicín selbst, oft auch Albayzin geschrieben, soll seinen Namen den im 13. Jh. hier angesiedelten Mauren aus Baeza verdanken. Bis heute ist er im Vergleich zu anderen alten Vierteln wie dem Barrio de Santa Cruz in Sevilla oder der Judería in Córdoba noch sehr ursprünglich geblieben. In den feineren Adressen des Albaicín - je höher, desto edler - residieren die carmen genannten schmucken Häuser, umgeben von sorgfältig gepflegten Gärten. Der Begriff stammt aus dem Arabischen karm und bedeutete ursprünglich „Weinberg“, dann „Landhaus“; heute ist damit eine Villa in der Stadt gemeint.
Man verirrt sich fast unausweichlich auf dem Albaicín, landet schnell mal in einer engen Sackgasse, wo ein paar Katzen oder ein schläfriger Hund den fremden Besucher erstaunt mustern; kein Problem, das gehört einfach dazu. Schön ist es hier eigentlich überall, auch wenn in den unteren Bereichen, zur Innenstadt hin, der Verfall mancher Häuser nicht zu übersehen ist (nachts und zur Siesta sollte man hier auch ein wenig Vorsicht walten lassen). Zwar ist der Albaicín „in“ geworden in Granada, werden immer mehr Häuser aufwändig restauriert und deutlich zahlungskräftigerer Kundschaft, als sie bisher hier wohnte, zum Kauf oder zur Miete angeboten, doch scheint dadurch allein das Überleben des Viertels langfristig noch nicht gesichert. Lebten zur Zeit der christlichen Rückeroberung Granadas hier etwa 60.000 Menschen, Mitte der Sechzigerjahre immerhin noch etwa 30.000, so zählt der Hügel heute nur mehr etwa 16.000 Seelen. Vor allem wegen der hohen Preise hält sich das Interesse der Granadiner in Grenzen: Neu erbaute Apartments am Stadtrand, die - ganz im Gegensatz zu den hiesigen Häusern - problemlos mit dem Auto anzufahren sind, kosten nur etwa die Hälfte wie vergleichbare Wohnungen auf dem Albaicín.
Viele der Besichtigungsfahrten zur Alhambra schließen zwar einen Besuch des Albaicín mit ein. Am späten Nachmittag und Abend, wenn die Busgesellschaften abgezogen sind, gehört er jedoch wieder dem Alltagsleben seiner Bewohner. Dann ist auch die beste Zeit, das malerische Viertel zu besuchen, an der Plaza Larga ein paar Tapas zu nehmen und sich an der maurisch beeinflussten Architektur der weißen Häuser und der wunderbaren Aussicht vom Mirador de San Nicolás auf die Alhambra zu erfreuen.
♦ Busverbindungen zum Albaicín: Alle Abfahrten ab der Plaza Nueva. Hinauf zum Albaicín fahren die Kleinbuslinien C31 und C32, die Verbindung zum Sacromonte bildet die C34. Günstige Preise - zuletzt kostete die Fahrt gerade mal 1,40 €.
Santa Ana: Direkt an der Plaza Santa Ana steht diese ungewöhnliche, Mitte des 16. Jh. errichtete Kirche. Ihr platereskes Portal kontrastiert mit dem eleganten Turm im Mudéjar-Stil, der ganz offensichtlich einem Minarett nachempfunden wurde und teilweise mit einem blau-weißen Wellenmuster aus Kacheln verziert ist.
Museo Casa de los Pisa: Das schöne alte Haus an der Calle Convalecencia 1, ursprünglich im 15./16. Jh. von der Familie Pisa errichtet, ist das Sterbehaus eines deutschen Heiligen. Johannes von Gott (1485-1550) bzw. San Juan de Dios, schon seit früher Jugend fromm, war nach Spanien ausgewandert und hatte sich dort durch die Predigten von San Juan de Ávila zur tätigen Hilfe an seinen Mitmenschen inspirieren lassen. 1540 gründete er in Granada ein Krankenhaus, bald darauf einen Laienverein zur Krankenpflege. 1550 brach er beim Versuch, einen jungen Mann vor dem Ertrinken zu retten, zusammen. In die Casa de los Pisas gebracht, deren Besitzer ihm Obdach gewährt hatten, starb er kurz darauf an Entkräftung. Aus seinem Laienverein jedoch entwickelte sich der „Orden der Barmherzigen Brüder“ (Orden Hospitalaria de San Juan de Dios), der heute auf allen Kontinenten präsent ist. 1630 wurde San Juan de Dios selig- und 1691 heiliggesprochen. Die Casa de los Pisa wurde nach dem Aussterben der Familie Pisa Ende des 19. Jh. von den Barmherzigen Brüdern übernommen und ist heute ein Museum, das sich dem Orden und seinem Gründer widmet. Zu sehen sind (überwiegend sakrale)