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Restauriert: der „Löwenhof“ Patio de los Leones
Ein weiterer Raum leitet vom Mexuar zum „Myrtenhof“ Patio de los Arrayanes (auch: Patio de Comares) über, dem zentralen Innenhof des Serrallo. Spätestens hier beginnt man nun wirklich den Zauber des Orients zu spüren. Schlanke Säulen, hauchfeine Ornamente, ein wassergefülltes Zierbecken - alles atmet Leichtigkeit, ist von schwereloser Eleganz. Im Norden des Myrtenhofs beherbergt die Torre de Comares den gleichnamigen Saal, zu dem man durch einen schmaleren Vorraum gelangt. In dem auch als Sala de los Embajadores („Saal der Gesandten“) bezeichneten Prunkraum empfing der Herrscher ausländische Diplomaten und hohe Gäste, hier stand sein Thron. Entsprechend prachtvoll ist der Saal ausgestattet, mit einer Deckenkuppel aus feinstem Zedernholz und Wandarabesken in über 150 verschiedenen Mustern. Die Koransuren, Inschriften („Ich bin das Herz dieses Palastes“), geometrischen und pflanzlichen Ausschmückungen waren ein besonderes Steckenpferd von Yusuf I., der den beteiligten Meistern genaue Anweisungen gab. Lange währte seine Freude am Ergebnis nicht: 1354, kurz nach Fertigstellung der Dekoration, wurde er in der Moschee der Alhambra ermordet.
Harem
So großartig schon der Myrtenhof - der absolute Höhepunkt der Alhambra wird erst im Patio de los Leones erreicht. Der berühmte „Löwenhof“, Glanzstück islamischer Architektur, ist das Herz des Harems.
Dieser Trakt war das intime Privatreich Mohammeds V., zugänglich nur für ihn, seine Frauen, Konkubinen und Kinder; Diener zählten nicht. Den Mittelpunkt des von fast schwerelosen Arkaden umsäumten Hofs bildet der Brunnen mit zwölf Wasser speienden, gedrungenen Löwen. Vier kreuzförmig verlaufende Wasserrinnen gehen von ihm aus. Seit 2002 war der Löwenhof Objekt einer aufwändigen Restaurierung, die erst 2012 abgeschlossen wurde. Bei den Arbeiten wurde nicht nur der bisherige Bodenbelag durch einen neuen aus Macael-Marmor ersetzt, ganz ähnlich dem, der zu Zeiten Mohammeds V. verlegt war - man stellte auch bei der Restaurierung der Löwen selbst fest, dass jeder von ihnen unterschiedliche Gesichtszüge aufweist. „Wie in allen Teilen des Palastes zeigt auch hier die Architektur eher ausgesuchte Feinheit und exquisite Eleganz als bauliche Erhabenheit und Größe. Sie verrät einen zarten, anmutigen Geschmack, der den Neigungen der Bewohner zu besinnlichem Genuss und Vergnügen Rechnung trug“ (Washington Irving). Die drei um den Hof liegenden Säle sind ebenfalls wunderschön. Bevor man sie aufsucht, lohnt sich jedoch noch ein Blick auf die tropfsteinartigen Vordächer an den Schmalseiten.
Die Sala de los Abencerrajes an der Südseite des Hofs besitzt eine wunderbare, träumerisch beleuchtete Kuppeldecke in der Art von Honigwaben, die sich im Brunnen des Saals spiegelt. Herb ist der Kontrast des lieblichen Anblicks zu der blutigen Geschichte des Saals: Hier soll einst eine schaurige Metzelei an 36 Mitgliedern der Abencerrajes-Familie stattgefunden haben; die rostfarbenen Flecken im Brunnen und auf dem Fußboden, so die Legende, stammen von ihrem Blut.
In der Sala de los Reyes, an der Ostseite des Patios und ebenfalls prachtvoll mit Stalaktitenkuppeln geschmückt, ist ein Verstoß gegen den Koran zu sehen: ein Deckenfresko mit der Darstellung von zehn Männern, die man als Könige interpretierte (daher der Name „Saal der Könige“) - der islamische Glaube verbietet jedoch figürliche Darstellungen. Auch in mehreren Nischen sind solche Abbildungen erkennbar; vielleicht ein Zeichen der langsamen Aufweichung von Glaubensvorstellungen zum Ende der Dynastie hin.
Die Sala de las Dos Hermanas („Saal der zwei Schwestern“) hat ihren Namen von den zwei großen Marmorplatten am Boden; ihre Stalaktitenkuppel und die gesamte Ausstattung übertrifft noch die des Saals gegenüber. Von hier gelangt man zu einem kleineren Raum, dessen Balkon als Mirador de Daraxa bekannt ist, als „Aussichtspunkt der Sultanin“. Danach führt der Weg durch eine Reihe von Räumen, die der christliche König Karl V. während seiner Flitterwochen und auch danach noch gelegentlich bewohnte. In diesen Habitaciónes de Carlos V. lebte und arbeitete 1829 der amerikanische Schriftsteller Washington Irving. Seine 1832 erschienenen „Erzählungen aus der Alhambra“ machten den allmählich verfallenden Palast weithin bekannt und verhinderten so dessen fortschreitende Zerstörung.
Die Baños Reales, die „königlichen Bäder“, erreicht man über Treppen und den „Zypressenhof“ Patio de los Cipreses. Die aus mehreren Räumen (Ruheraum, Baderäume, Dampfbad) bestehenden Bäder stammen ursprünglich aus der Zeit Yusufs I., wurden aber später mehrfach umgebaut.
Jardines de Partal
Aus den Baderäumen gelangt man in die wunderbaren Gärten der Alhambra. Bis ins 20. Jahrhundert waren die Jardines de Partal verödet; die ursprüngliche Form der Anlage war jedoch bekannt geblieben, so dass sie neu bepflanzt werden konnte. Die zu fast jeder Jahreszeit blühenden Gärten geben einen schönen Rastplatz ab, an ihrem Rand bietet der Palacio de las Damas weite Ausblicke auf Albaicín und Sacromonte. Durch ein Tor geht es hinaus aus dem Palastgelände, der Rückweg ist nicht möglich.
Palacio Carlos V.
Der gewaltige Palast, den König Karl V. ab 1527 in die Alhambra setzen ließ, ruft unterschiedliche Reaktionen hervor. Verständliches Befremden einerseits, passt er doch so gar nicht in diesen islamischen Mikrokosmos; Nachsicht andererseits, da er die vor allem nach innen gekehrte Architektur der Nasriden nicht allzusehr stört und gleichzeitig als bedeutendstes Bauwerk der Hochrenaissance in Spanien gilt. Der quadratische Palast auf einem Grundriss von 63 Meter Seitenlänge blieb unvollendet; fertiggestellt wurde jedoch der kreisrunde Innenhof mit umlaufenden Säulengalerien in jedem der beiden Stockwerke. Er wird oft mit einer Stierkampfarena verglichen, und genau so sieht er auch wirklich aus.
In den Gärten des Generalife
Der Palacio beherbergt zwei sehenswerte Museen. Im Museo de la Alhambra (Mi-Sa 8.30-18 Uhr, Di/So 8.30-14.30 Uhr; gratis) ist eine Ausstellung des maurischen Kunsthandwerks zu sehen, die auch eine ganze Reihe von Einrichtungsgegenständen der Alhambra selbst umfasst; ihr Prunkstück ist die wunderbar gefertigte Vase „Jarron de las Gacelas“ aus der Mitte des 14. Jh. Das Museo de Bellas Artes (Museum der Schönen Künste, Di-Sa 9-18 Uhr, So 9-15 Uhr; Eintritt für EU-Bürger frei, sonst 1,50 €) zeigt Skulpturen und Gemälde von Meistern wie Diego de Siloé und Alonso Cano. Die Ausstellung besitzt eine lange Tradition: Sie wurde bereits 1839 gegründet und residiert seit 1958 im Palacio Carlos V.
Generalife
Die Gärten des Generalife sind auf ihre eigene Art fast so reizvoll wie der Nasridenpalast und sie kommen den Schilderungen des Korans bezüglich des Paradieses wohl recht nahe - so nicht gerade mehrere Reisegruppen über sie herfallen.
Am Morgen, wenn sich alles auf die Alhambra stürzt, und am Abend kann man dieses kleine Paradies aus Wasser, Blüten und Licht am schönsten genießen. Der Generalife gibt aber auch einen feinen Ruheplatz an heißen Nachmittagen ab. Einst diente er als Sommersitz der Nasriden-Könige, die sich hier auch einen Palast hinstellen ließen. Von christlichen Herrschern mehrfach umgebaut, hält der Bau allerdings keinen entfernten Vergleich mit den Palacios Nazaríes aus. Es sind die Parkanlagen selbst, die diesen „schönsten aller Gärten der Welt“ so anziehend