Zellsignalmoleküle). Das ideale Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 in unserer Ernährung haben wir auf Seite 17 besprochen. Wenn dieses Verhältnis aus dem Gleichgewicht gerät – wie es oft der Fall ist, wenn wir diese reichhaltigen Omega-6-Quellen essen – können die Omega-3-Fettsäuren der entzündungsfördernden Wirkung der Omega-6-Fettsäuren nicht effektiv entgegenwirken, indem sie verschiedene, weniger entzündungsfördernde Zellsignalmoleküle produzieren.
Darüber hinaus können sowohl hoher Blutzucker als auch hoher Insulinspiegel im Blut die Entzündung antreiben. Daher sind alle Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an raffinierten Kohlenhydraten, Zucker und Stärke, die schnell in den Blutkreislauf gelangen (aufgrund des Fehlens von Verbindungen in der Nahrung, die die Verdauung von Kohlenhydraten verlangsamen), entzündungsfördernd. Diese Nahrungsmittel wirken sich wegen all der Effekte, die Insulin im Körper auslöst, auch negativ auf viele Hormone aus. Insulin ist ein Hormon, das viele andere Hormone und Organsysteme im menschlichen Körper beeinflusst, und es ist für die Gesundheit von entscheidender Bedeutung, dass Insulin im guten Mittelbereich liegt. Ein Überschuss an raffinierten Kohlenhydraten wirkt sich auch negativ auf zwei andere wichtige Hormone aus: Leptin und Ghrelin. Diese Hormone helfen unseren Appetit, unseren Stoffwechsel und unser Immunsystem zu kontrollieren.
Verarbeitete Lebensmittel, Fast Food und Junk Food stehen schon lange auf der Schwarzen Liste, weil sie keine ernährungsphysiologisch positiven Eigenschaften besitzen. Weniger bekannt ist, dass viele Lebensmittel, die als gesund gelten, wie z. B. Mehrkornbrot und fettarme Milchprodukte, auch den Blutzucker- und Insulinspiegel in die Höhe treiben. Außerdem können mehrere Verbindungen, die in Getreide (sogar Vollkornprodukten), Hülsenfrüchten und Nachtschattengewächsen (siehe Seite 45) vorkommen, entzündungsfördernd sein. Verbindungen, die als Agglutinine bezeichnet werden (insbesondere Weizenkeim-Agglutinin, Kidneybohnen-Lektin, Sojabohnen-Lektin, Tomaten-Lektin und Erdnuss-Lektin), und Glykoalkaloide (die in Nachtschattengewächsen wie Tomaten, Kartoffeln, Auberginen und Paprika vorkommen) sind so starke Entzündungsauslöser und Stimulatoren des Immunsystems, dass mehrere dieser Verbindungen für den Einsatz in der Chemotherapie oder für den Einsatz in Impfstoffen als Adjuvantien untersucht wurden, also als Chemikalien, die Impfstoffen zugesetzt werden, um das Immunsystem anzuregen. Sie sind ein notwendiger Aspekt der Wirkungsweise von Impfstoffen, aber keine wünschenswerte Eigenschaft von Lebensmitteln!
Lebensmittel, die den Darm schädigen
Einige Lebensmittel sind von Natur aus schädlich für den Darm, weil sie entweder die nützlichen Mikroorganismen schädigen, die im Verdauungstrakt leben, oder die Zellen schädigen bzw. verändern, die die Darmbarriere bilden, deren Aufgabe es ist, Nährstoffe in den Blutkreislauf zu transportieren und gleichzeitig alles andere am Eindringen zu hindern.
Die Mikroorganismen, die in unserem Darm leben, sind für unsere Gesundheit essenziell wichtig. Sie helfen uns bei der Verdauung von Nahrung, sie produzieren Chemikalien, die die Gesundheit der Zellen, die unsere Darmbarriere bilden, verbessern (wodurch die Gesundheit der Darmbarriere gefördert wird), sie regulieren direkt unser Immunsystem, und sie können sogar die Gesundheit des Gehirns beeinflussen, indem sie neuroaktive Chemikalien produzieren, die in den Blutkreislauf aufgenommen werden und ins Gehirn gelangen. Eine gesunde Vielfalt der richtigen Arten von Mikroorganismen im Darm ist einer der grundlegendsten Aspekte einer guten Gesundheit. Neben dem Verzehr von vielen Ballaststoffen zur Unterstützung des Wachstums der Mikroorganismen ist es auch wichtig, Lebensmittel zu vermeiden, die das Wachstum der falschen Bakterienarten fördern. Getreide, Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Nachtschattengewächse und Alkohol enthalten bekanntlich Verbindungen, die das Wachstum nützlicher Bakterienstämme behindern und gleichzeitig das Wachstum unerwünschter Bakterienstämme wie E. coli fördern können. Wenn zu viele der falschen Bakterienarten in unserem Darm wachsen, was als Darmdysbiose bezeichnet wird, wird die Verdauung behindert, die Gesundheit und Funktion der Darmbarriere beeinträchtigt und das Immunsystem stimuliert.
Es gibt zwei grundlegende Möglichkeiten, wie Lebensmittel die Darmbarriere direkt schädigen: indem sie die Gesundheit der Zellen, die die Darmbarriere bilden, nachteilig beeinflussen oder die Bindung dieser Zellen beeinträchtigen. Beides führt dazu, dass die Barriere durchlässig oder »undicht« wird (das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom ist der Überbegriff für die mit diesem Problem verbundenen chronischen Krankheiten). Viele Verbindungen, die im Darm verbleiben sollen (wie Toxine, Abfallprodukte und sogar anderweitig nützliche Mikroorganismen), können dann in den Körper gelangen. Dort können sie das Immunsystem stimulieren, das zu 80 Prozent in den Geweben, die den Darm umgeben, angesiedelt ist. Dessen Aufgabe ist es, fremde Eindringlinge wie die eben genannten anzugreifen. Ein Immunsystem, das chronisch stimuliert wird, kann am Ende jedoch nicht nur Eindringlinge, sondern auch Körpergewebe angreifen, was zu vielen chronischen Krankheiten beitragen und zu Autoimmunkrankheiten führen kann. (Diese Mechanismen sowie andere Möglichkeiten, wie bestimmte Nahrungsmittel Ihre Gesundheit und viele damit zusammenhängende Themen beeinträchtigen können, werden in Sarahs Buch Die Paläo-Therapie viel ausführlicher beschrieben.)
Getreide, Hülsenfrüchte, Milchprodukte, Nüsse, Samen und Nachtschattengewächse enthalten alle Substanzen, die die Durchlässigkeit des Darms entweder direkt erhöhen, indem sie die Zellen schädigen, die die Darmbarriere bilden, oder die Bindungen zwischen ihnen öffnen. Oder sie können sie indirekt erhöhen, indem sie die falschen Arten von Mikroorganismen im Darm ernähren. Zu diesen schädlichen Substanzen gehören Prolamine (wie Gluten) und Agglutinine, Inhibitoren von Verdauungsenzymen, Glykoalkaloide und Phytinsäure.
Wie schädlich diese Substanzen sind, ist wahrscheinlich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Ihre Genetik, Ihre Nährstoffversorgung, wie viel Schlaf Sie bekommen, wie viel Stress Sie haben und wie aktiv Sie sind, beeinflussen sicherlich, wie stark Ihr Körper auf diese Lebensmittel reagiert und wie schnell Sie sich nach dem Verzehr erholen. Bis auf wenige Ausnahmen stehen diese Lebensmittel jedoch nicht auf der Liste der mikronährstoffreichen und funktionellen Lebensmittel. Wenn Sie an einer chronischen Krankheit leiden, kann es für Sie von großem Nutzen sein, diese Lebensmittel aus Ihrer Ernährung zu streichen. Und auch, wenn Sie einfach nur auf der Suche nach der optimalen Gesundheit sind, haben Sie nichts zu verlieren, wenn Sie diese Lebensmittel aus Ihrer Ernährung weglassen.
Das Gute gegen das Schlechte abwägen
Dies mag eine zu starke Vereinfachung sein, aber wir können alle gesundheitsfördernden Nährstoffe in Lebensmitteln als »gute Sachen« und alle gesundheitsschädlichen Verbindungen in Lebensmitteln als »schlechte Sachen« klassifizieren. Bei der Bewertung der Vorzüge eines einzelnen Lebensmittels können wir abwägen, wie viele gute Sachen in diesem Lebensmittel enthalten sind und wie viele schlechte. Einige Lebensmittel enthalten massenweise gute Sachen und gar keine schlechten – das sind die definitiv »erlaubten« Lebensmittel! Diese Lebensmittel können wir in großen Mengen ohne Schuldgefühle essen. Andere Lebensmittel enthalten jede Menge schlechter Sachen und sehr wenig gute Sachen – das sind die definitiv »nicht erlaubten« Lebensmittel. Diese sollten in den allermeisten Fällen vermieden werden.
Aber was ist mit den vielen Lebensmitteln, die irgendwo in der Mitte liegen? Wie viel Schlechtes kann um des Guten willen in einem Lebensmittel toleriert werden? Und wie viel Gutes muss in einem Lebensmittel enthalten sein, um das Vorhandensein von Schlechtem auszugleichen? Wie wirkt sich unsere Krankheitsgeschichte darauf aus, wo wir die Grenze ziehen? Ist die genetische Ausstattung ein wichtiger Faktor? Könnten einige Lebensmittel in Ordnung sein, wenn wir sie für besondere Anlässe reservieren? Und wie streng müssen wir sein, um chronische Gesundheitsprobleme zu lindern?
Verbindliche Antworten auf diese Fragen sind äußerst schwierig zu finden. Die Paleo-Ernährung konzentriert sich definitiv auf Lebensmittel, die viele guten Sachen und wenige oder gar keine schlechten Sachen enthalten. Dennoch gibt es viele Lebensmittel, die in der Paleo-Ernährung enthalten sind und in die Grauzone zwischen den erlaubten und nicht erlaubten Lebensmitteln fallen, wie z. B. Milchprodukte von Tieren aus Weidehaltung, Nüsse, Samen, Wein, Schokolade, Kaffee, unraffinierter und natürlicher Zucker, Nachtschattengewächse