Gefahr – auch nicht für das eine Foto. Das ist es nicht wert. Treppen und obere Etagen sind eine gängige Gefahrenquelle. Schauen Sie sich den Zustand der Treppe und der Decke genau an. Nehmen Sie auch eine Taschenlampe für dunkle Räume und Keller mit.
6. Gehen Sie nicht allein Es ist ratsam, immer mindestens zu zweit, besser noch zu dritt einen Lost Place zu besuchen. Da gilt die alte Regel: Ist eine Person verletzt, bleibt die zweite vor Ort und die dritte holt Hilfe. Zudem weiß man nie, wen man vor Ort trifft. Plünderer, Spinner oder Betrunkene sind auch oft in Lost Places anzutreffen. Da ist es beruhigender, nicht allein unterwegs zu sein. Das alles gilt natürlich nur, wenn Sie die Erlaubnis haben, einen Lost Place zu betreten. Da die Lost Places in der Regel in Privatbesitz sind, heißt es sonst generell »Betreten verboten«. Auch, wenn das Tor angelweit aufsteht oder ein riesiges Loch im Zaun klafft.
Ausrüstung Wir empfehlen Folgendes beim Erkunden der Lost Places und ihrer Umgebung:
•Festes Schuhwerk, hohe Socken (Schutz vor Zecken)
•Reißfeste Kleidung, ggf. leichte Regenjacke
•Kamera inkl. Zusatzakku, Speicherkarten, Stativ
•Proviant und Getränke (nehmen Sie aber alles wieder mit)
•Kopf- oder Stirnlampe, um die Hände frei zu haben
•Taschenlampe mit weitem Winkel für Keller und dunkle Räume
•Taschenmesser
•Aufgeladenes Handy (ggf. Powerbank)
•Notizblock und Stift
•Pflaster und Taschentücher für Verletzungen
•Mücken- und Zeckenspray
Kapitel 24: Beelitz-Heilstätten
INDUSTRIE
Kapitel 4: Papierfabrik Wolfswinkel
1 Das »Schloss im Norden«
Bötzow-Brauerei an der Prenzlauer Allee
Die einst größte Berliner Privatbrauerei machte zu ihren Hochzeiten sogar den bayerischen Brauereien Konkurrenz. Doch warum wird nun kein Bier mehr gebraut?
Kollwitzkiez, Bezirk Prenzlauer Berg, Berlin Ort Prenzlauer Allee 242, 10405 Berlin GPS 52.530295, 13.418247 Anfahrt Mit der Tram M2 bis zum Halt Prenzlauer Allee/Metzer Straße und man ist direkt dort. Nimmt man die Tram M8 bis zum Halt Mollstraße/Prenzlauer Allee oder die U2 bis zum Senefelderplatz, ist es noch ein kleiner Fußweg bis zum Ziel.
Denkmalgeschütztes Areal mit langer Geschichte Die gelb-roten Klinkerbauten an der Prenzlauer Allee 242–247 sind – zumindest im Winter – nicht zu übersehen. Man kann auch jederzeit von der Saarbrücker Straße einen Blick auf das Gebäudeensemble werfen, was das Ganze nicht weniger beeindruckend macht. Am besten sollte man das Gelände und seine langjährige Geschichte jedoch bei einer offiziellen Führung erkunden. Dann sieht man auch die alten Lagerkeller, die sonst nicht zugänglich sind.
Klinkerbauten der Bötzow-Brauerei
Schier endlose Gänge verbanden die zahlreichen Gewölbekeller, in denen das Bier gelagert wurde.
Getränk des Volkes Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Berlin vor allem obergäriges Bier hergestellt. Das Lieblingsprodukt der Berliner Brauereien und ihrer Kunden war die Berliner Weisse. Sie wurde im Fass produziert und musste anschließend in der Flasche reifen. Das bekannte Berliner Bier konnte leider weder direkt ausgeschenkt noch lange gelagert werden. Das war mit den untergärigen Lagerbieren hingegen kein Problem, weshalb diese langsam ihren Siegeszug antraten. Julius Bötzow, der Enkel eines Spirituosenfabrikanten, hatte das früh erkannt. Zusammen mit seinem Onkel Franz gründete er 1864 eine Brauerei an der Alten Schönhauser Straße und beschloss, untergäriges Bier zu brauen. Auch wenn der Herstellungsprozess aufwendiger als bei obergärigem Bier war und Kühlkeller erforderlich waren, wurden diese vermeintlichen Mühen leicht durch die Vorteile der längeren Haltbarkeit und industriellen Herstellung aufgewogen. Die Nachfrage wuchs und Julius Bötzow produzierte bald mehr Lagerbier als die Konkurrenz.
Eine Expansion war unausweichlich Mit dem nahe gelegenen Windmühlenberg, einem hügeligen Gelände vor den Toren Berlins, war schnell der ideale Ort für die neue Produktionsstätte gefunden. Hier gab es ausgezeichnetes Grundwasser und ausreichend Platz für die 4000 Quadratmeter großen Gewölbekeller, in denen das Bier kühlen und reifen sollte. 1884 wurde der Grundstein gelegt und bereits ein Jahr später mit der Bierherstellung begonnen.
Größte Privatbrauerei Norddeutschlands Das Brauereigelände war weitläufig und beeindruckte mit neuester Technik wie Tiefbrunnen, Dampfmaschine und elektrischem Licht. Neben der technischen Ausstattung legte Julius Bötzow aber auch Wert auf ein ansehnliches Äußeres. Die gelb-roten Klinker und vielen Rundbogen verliehen der Brauerei ihr besonderes Antlitz. Der riesige Biergarten mit einem im Rokoko-Stil erbauten Orchesterpavillon bot 6000 Gästen Platz und wurde schon nach kurzer Zeit zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Berliner strömten zum Windmühlenberg, der fortan nur noch Bötzow-Berg hieß. Am Ende des 19. Jahrhunderts gehörten Bierkutscher ebenso wie der Duft von Bierwürze zum Berliner Alltag. Die Stadt war mit ihren etwa 130 Brauereien zeitweise sogar der größte Bierproduzent Europas. In diesem Zusammenhang wurde Julius Bötzow 1886 eine besondere Ehre zuteil. Als erster Brauer im Deutschen Reich durfte er sich mit dem Titel »Hoflieferant Seiner Majestät des Königs von Preußen« schmücken. Diese Auszeichnung steigerte den Bekanntheitsgrad verdientermaßen zusätzlich. In den Folgejahren wurde die Brauerei immer wieder um- und ausgebaut, sodass sie zeitweise als größte Brauerei Norddeutschlands galt. Von besonderer Bedeutung waren für die Familie Bötzow aber nicht nur die Firmengebäude, sondern auch der Bau des eigenen Wohnhauses auf dem Areal der Brauerei. Wegen ihrer Größe und der prunkvollen Ausstattung erhielt die im Jahr 1900 fertiggestellte Villa den Namen »Schloss im Norden«. Ob dies der Work-Life-Balance des Schlossherren Julius Bötzow dienlich war, ist nicht überliefert, aber mit seinem Ableben kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hinterließ er seiner Familie ein florierendes Unternehmen.
Niedergang der Brauerei Auch wenn der Familienbetrieb technisch nach wie vor auf dem neuesten Stand war, konnte er in den Folgejahren nicht mehr mit den in Aktiengesellschaften (AG) umgewandelten Großbrauereien mithalten. 1927 wurde die Bötzow-Brauerei zwar selbst zur AG und unterstützte mit den Aktienerlösen zahlreiche kulturelle und soziale Projekte innerhalb Berlins, doch die goldenen Zeiten waren nun endgültig vorbei. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Großteile des Brauereigeländes zerstört. Der Rokoko-Pavillon, das »Schloss im Norden« und einige Produktionsanlagen fielen den Kriegswirren zum Opfer. Auch wenn die Produktion 1948 wiederaufgenommen und ab 1949 als VEB Bötzow fortgeführt wurde, konnte das nicht die Stilllegung des Betriebs zum Ende desselben Jahres abwenden. Die Anlagen wurden 1950 demontiert und größtenteils von anderen Ostberliner Brauereien übernommen. Die Gebäude der ehemaligen Brauerei dienten nun vor allem als Lagerhallen für Fisch und Genussmittel.