Papierfabrik. Die Wasserräder ersetzte man durch Dampfmaschinen. In den Folgejahren wechselte das Unternehmen mehrfach den Besitzer und wurde weiter ausgebaut. Mit der voranschreitenden industriellen Entwicklung kamen Neuerungen und Erweiterungen hinzu. Ab 1910 bezog die Fabrik ihren Strom vom Märkischen Elektrizitätswerk, das als Musteranlage moderner Kraftwerke galt und Vorbild für viele weitere im In- und Ausland war. Ähnlich oft wie die Eigentümer änderte sich auch das Sortiment der Papierfabrik. Es umfasste sowohl Schreib- und Buchpapier als auch Karton für Postkarten und Aktendeckel. Später kam die Herstellung von Kabel- und Isolierpapier für die Berliner Siemens-Schuckertwerke hinzu, die die Fabrik 1917 komplett übernahmen. Mit diesem Inhaberwechsel gingen bauliche Veränderungen einher, an denen auch der Architekt Hans Hertlein beteiligt war, der als Bauleiter bei Siemens großen Anteil an der Gestaltung der Berliner Siemensstadt hatte.
Große Fenster für große Maschinen
Vielleicht versteckt sich hier noch irgendwo ein Papiertiger …
Verlassenes Fabrikgelände mit Wasserturm
Wiederbelebung einer alten Tradition Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das auf dem Territorium der DDR liegende Unternehmen in Volkseigentum umgewandelt und so 1946 der VEB Papierfabrik Wolfswinkel gegründet. Ebendiesem Volk ist es auch zu verdanken, dass nicht die gesamte technische Ausstattung nach Kriegsende von den Sowjets demontiert wurde. Ehemalige Mitarbeiter schafften rechtzeitig bedeutende Teile der Anlage beiseite. 1956/57 besann man sich auf seine Wurzeln und stellte neben technischen Papieren auch wieder handgeschöpftes Büttenpapier her. Die Büttenabteilung war einzigartig in der DDR und hatte große Bedeutung für das Export- und Devisengeschäft. Die feinen Papiere waren weltweit gefragt. Selbst die britische Queen bestellte hier.
Mit dem Fall der Mauer war alles Geschichte Nachdem das Unternehmen 1992 privatisiert wurde, folgte 1994 der Konkurs. Das Inventar wurde verkauft oder auf anderem Wege entsorgt. Seitdem stehen die Werksgebäude leer. Papier wird man hier vermutlich nie mehr herstellen. Zwischenzeitlich gab es Pläne für ein Papiermuseum, die auch von privaten Initiativen weiterverfolgt werden. Das Gelände selbst ist nur zu besonderen Anlässen wie dem Tag des offenen Denkmals zugänglich.
Blick in die alte Papiermaschinen-Halle
Das besondere Erlebnis
In Eberswalde selbst sollten Sie sich auf jeden Fall die Teufelsbrücke, die sogenannten Kupferhäuser und den Wasserturm im Stadtteil Finow ansehen. Falls Sie etwas mehr Zeit zur Verfügung haben, lohnt ein Besuch des Zisterzienserklosters Chorin und des ältesten, noch in Betrieb befindlichen Schiffshebewerks Deutschlands in Niederfinow.
Von draußen drängen Pflanzen in die Hallen hinein.
5 Zurückbleiben, bitte!
Die stillgelegte Siemensbahn
Einst für die Mitarbeiter der Firma Siemens & Halske gebaut, liegt die S-Bahn-Strecke heute in einem tiefen Dornröschenschlaf. Seit 1980 rollt hier keine Bahn mehr über die Schienen.
Siemensstadt, Bezirk Spandau, Berlin Ort Bhf. Siemensstadt: Rohrdamm 29, 13629 Berlin; Bhf. Wernerwerk: Siemensdamm 54, 13629 Berlin GPS Bhf. Siemensstadt: 52.539423, 13.263677; Bhf. Wernerwerk: 52.534883, 13.276157 Anfahrt Bhf. Siemensstadt: Mit der U-Bahn-Linie 7 bis zur Haltestelle Rohrdamm und von dort zu Fuß zum Rohrdamm, wo der Bahnhof Siemensstadt die Straße kreuzt. Bhf. Wernerwerk: Mit der U7 bis zur Haltestelle Siemensdamm und dann zur gleichnamigen Straße spazieren.
Verräterische Natur Ist man nicht auf der Suche nach der ehemaligen S-Bahn-Strecke im Spandauer Ortsteil Siemensstadt, nimmt man sie vermutlich auch gar nicht als solche wahr. Man könnte glauben, die Bahnlinie sei weiterhin in Betrieb. Erst auf den zweiten Blick ist erkennbar, dass hier schon lange niemand mehr »Vorsicht an der Bahnsteigkante!« gehört hat. Die Sträucher und Bäume, die auf den Gleisen und dem Bahngelände wachsen, verraten, dass der Zugverkehr nicht erst gestern eingestellt wurde. Die Zugänge zu den Bahnsteigen sind zugemauert und vergittert. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit macht sich bei diesem Anblick breit. Vom einstigen Pioniergeist beim Bau der Strecke ist nicht mehr viel übrig.
»Es fährt ein Zug nach nirgendwo.«
Dachschaden deluxe
Berliner Kuriosum: menschenleerer S-Bahnhof
Auf die Zukunft gebaut Ende des 19. Jahrhunderts wuchs das Unternehmen Siemens & Halske unaufhörlich und man war bald auf der Suche nach einem Standort, der weiteres Wachstum ermöglichen sollte. Man entschied sich für ein Grundstück nördlich von Charlottenburg, das von Wald und Sumpf geprägt war: die Nonnenwiesen. Hier liegen die Ursprünge der heutigen Siemensstadt. Genauer gesagt im Kabelwerk Westend, das an diesem Ort 1889 mit einigen Hundert Mitarbeitern den Betrieb aufnahm. Mit den Jahren konnte weiteres Brachland erworben und erschlossen werden. Auch wenn hier die Verkehrsanbindung aufgrund der abgeschiedenen Lage komplett fehlte, sah man in der schieren Möglichkeit der weiteren Ausdehnung deutlich mehr Vor- als Nachteile.
Unten: Eingang zum ehemaligen S-Bahnhof Siemensstadt
Beschwerlicher Arbeitsweg Der Großteil der Beschäftigten wohnte nicht in der Nähe und war auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. In den Anfangsjahren nahmen die Arbeiter und Angestellten oft einen langen Fußweg von entfernt gelegenen Vorort- oder S-Bahnhöfen auf sich, um zum Werk zu gelangen. Der im Jahr 1905 von Siemens errichtete Bahnhof Fürstenbrunn an der Hamburger und Lehrter Bahn wurde zwar rege genutzt, lag aber auch etwa 30 Minuten Fußmarsch vom Firmengelände entfernt. Die Situation verbesserte sich erst 1908 mit der Eröffnung der von Siemens & Halske betriebenen Straßenbahnlinie Nonnendammbahn, die schon im darauffolgenden Jahr bis in die Altstadt Spandaus fuhr. Viele nahmen damals die Bahn bis zum Bahnhof Jungfernheide und von dort die Nonnendammbahn. Da die Straßenbahn mit den Jahren zur Hauptverkehrszeit oft hoffnungslos überfüllt war und teils chaotische Zustände herrschten, wurden die Arbeitszeiten bei Siemens & Halske in den 1920er-Jahren teilweise um bis zu zwei Stunden gestaffelt. Das entlastete zwar den Berufsverkehr, schadete aber der Produktivität.
Baumschule der besonderen Art
Höchste Eisenbahn Die Lage spitzte sich immer weiter zu. Der Straßenbahnverkehr stieß augenscheinlich an seine Grenzen. Man dachte in dieser Zeit viel über Alternativen, beispielsweise die Verlängerung einer bestehenden U-Bahnlinie, eine Ausweitung des Omnibusverkehrs und den Transport auf dem Wasserweg nach. All diese Ideen konnten jedoch nicht realisiert werden. Da sich das Werkszentrum mittlerweile