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DIE MALERISCHEN ALTSTADTGASSEN ERLEBT MAN ZUR FRÜHEN STUNDE OHNE BESUCHERMASSEN.
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SANT FRANCESC – DIE RUHE NEBEN DEM STURM
EIN KREUZGANG ZUM ABSCHALTEN UND EINE KIRCHE FÜR PHILOSOPHEN
Was tun, wenn die schönste und prächtigste Kirche der Insel, die Kathedrale La Seu, chronisch überfüllt ist? Ganz einfach, man besucht die zweitschönste. Die Basilika Sant Francesc liegt etwas versteckt im ältesten Teil der Altstadt. Mit ihrem wunderbaren gotischen Kreuzgang kann selbst die Kathedrale nicht mithalten.
Wenn die Schüler des Col.legi Sant Francesc de Ramon Llull Pause haben oder Sportunterricht, wird ihr Rufen und Schreien weit in die Gassen der Altstadt getragen. Es ist auch im gotischen Kreuzgang des Klosters zu hören, was nicht weiter verwundert: Die Schule liegt direkt nebenan. Ist es der Hall, der den Stimmen ihre Schärfe nimmt, oder die kontemplative Stimmung des Kreuzgangs? Was auch immer, jedenfalls stört der Lärm nicht. Im Gegenteil, er ist sogar schön, weil er dem alten Gemäuer Leben, Alltag und Normalität gibt. Vermutlich hätte das auch dem seligen Ramon Llull (1232–1316) gefallen, der in der Basilika des heiligen Franziskus seine letzte Ruhe gefunden hat. Nach der Kathedrale La Seu ist Sant Francesc das größte Gotteshaus der Insel. Und so subjektiv diese Einschätzung auch sein mag: Nach La Seu ist Sant Francesc auch die schönste Kirche der Insel. Der wunderbare Kreuzgang trägt seinen Teil dazu bei. Voll oder gar überfüllt, wie man es von anderen Highlights Mallorcas kennt, ist es hier selten. Die kontemplative Stimmung erfasst einen, kaum hat man die Anlage betreten.
Auf über einhundert Säulen spannen sich die Bögen, die einen leicht trapezförmigen Innenhof mit einem Brunnen, einer Zypresse und einer hohen Palme umschließen. Der älteste Teil des Kreuzgangs wurde im 13. Jahrhundert errichtet, der jüngste rund 200 Jahre später. Wer sein kunsthistorisches Wissen prüfen möchte, kann versuchen, die einzelnen Bauabschnitte zu unterscheiden. Kleiner Tipp: Der älteste Teil befindet sich beim Eingang.
Die letzte Ruhe des Ramon Llull
An eine der seitlichen Galerien schließt die Kirche an. Vom Kreuzgang aus kann man das Gotteshaus betreten, dessen Grundstein 1281 vom damaligen König Jakob II. (Jaume II) gelegt wurde. Zwei Jahre zuvor hatten die Franziskaner, die vermutlich mit den christlichen Eroberern 1229 nach Mallorca kamen, das Grundstück bekommen und ihre neue Klosteranlage geplant.
Vom Rummel, der in der Kathedrale herrscht, ist die große und dennoch intim wirkende Kirche bislang verschont geblieben. Die schlichte, elegante Architektur, die spirituelle Stimmung des Ortes können ihre Wirkung entfalten, ohne dass diese durch Besucher gestört würde, die sich beim Betrachten der Kirche mit ihrem Smartphone filmen oder fotografieren müssen. Auf den ersten Blick wirkt der große, goldfunkelnde Hauptaltar aus dem 18. Jahrhundert wie die Hauptattraktion der Kirche, doch das täuscht. Das Wichtigste ist eine kleine Kapelle, die links davon im Chorumgang zu finden ist. Dort ruht der Philosoph, Mystiker und Begründer der katalanischen Literatur Ramon Llull – oder, in der latinisierten Form, Raimundus Lullus. Auf Mallorca begegnet man seinem Andenken immer wieder – unter anderem im ehemaligen Kloster Miramar (siehe S. 54) und beim Klosterberg Puig de Randa (siehe S. 160). Llull wird und wurde auf der Insel fast wie ein Heiliger verehrt, auch weil sein Grab während eines Feuers in der Sant-Francesc-Kirche unbeschadet blieb. Den Heiligen Stuhl in Rom beeindruckte dies nicht, ihm war der Denker aus Mallorca lange suspekt. Mehrere Jahrhunderte hindurch galt er als Ketzer, erst 1847 wurde er als Märtyrer rehabilitiert und seliggesprochen.
DER GOTISCHE KREUZGANG VON SANT FRANCESC IST EINE OASE DER RUHE MITTEN IN PALMA. VOR DER KIRCHE WACHT DER MISSIONAR JUNÍPERO SERRA, DER ALS BEGRÜNDER VON SAN FRANCISCO UND ANDERER STÄDTE GILT.
DER BASAR DER BÜCHER
Wer bei einem Basar an das Stimmengewirr eines belebten Markts denkt, liegt beim Bazar del Libro falsch. Die Besucher des Antiquariats verstummen meist, wenn sie diesen besonderen Raum betreten, und es ist fast, als ob dieses Schweigen andächtig wäre. Vielleicht ist es eine Ehrfurcht vor der Zeit und der Geschichte, vor den gelebten und erdachten Leben, die in den rund 10 000 Büchern aufbewahrt sind. Es ist jedenfalls ein großes Glück, vor den Regalen auf Entdeckungstour zu gehen, in einem der Sessel Platz zu nehmen oder an einem der Tische und sich aus Raum und Zeit tragen zu lassen. Seit mehr als 40 Jahren gibt es schon den Bazar, der auch eine Art Bar ist. Dass die meisten Bücher auf Spanisch oder Katalanisch sind, ist nicht weiter schlimm. Alte Landkarten, Fotografien und Objekte transportieren die Zeit genauso gut.
WEITERE INFORMATIONEN
Convent Sant Francesc, Plaça de Sant Francesc 7, Tel. 0034 971 71 26 95, März–Okt. Mo–Sa 10–16, Nov.–Feb. 9.30–17.30 Uhr, www.spiritualmallorca.com
Bazar del Libro, C/Sant Crist 2, Tel. 0034 971 71 11 55
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PALMA – OHNE MASSEN
WO DIE ALTSTADT NOCH EIN ORT ZUM LEBEN UND STAUNEN IST
Rund um die Plaça Major tobt der Bär. Warum also nicht einfach die Touristenautobahn verlassen und die Altstadt auf Nebenrouten erkunden? Zu sehen gibt es einiges, wie alte Paläste und neue Kunst, Köstlichkeiten aus aller Welt und wiederentdeckte mallorquinische Spezialitäten, eines der letzten Nonnenklöster und den wahrscheinlich größten Gummibaum der Stadt.
Es ist wie in Venedig oder Rom, wie in Barcelona oder anderswo: Wenn viele Menschen aus vielen Ländern eine Stadt in kurzer Zeit kennenlernen möchten, zieht es sie erst einmal zu den Hauptsehenswürdigkeiten. Daran ist nichts falsch, wenn man schon mal hier ist, warum also nicht zur Kathedrale, zur Plaça Major und auf den Passeig del Born? Nein, falsch ist daran nichts, nur leider machen das so viele, dass das Vergnügen auf der Strecke bleibt.
Die gute Nachricht ist: Es gibt auch viele andere sehenswerte Ecken in Palmas großer Altstadt. Um ein Gefühl für das Zentrum und das Leben zu bekommen, sind sie sogar viel angenehmer, intensiver und ja, jetzt muss das magische Wort genannt werden, dort ist Palma noch authentisch.
Das geht ganz einfach. Angenommen, man kommt vom Hafen und betritt die Stadt über die Avenida d’Antoni Maura, jene Straße, die unterhalb des Königspalasts und der Kathedrale in die Altstadt führt. Die meisten Besucher gehen jetzt die Treppen hoch in Richtung Kathedrale oder geradeaus zur Promenade El Born. Warum nicht scharf links in die engen Gassen des Viertels Sant Martí abbiegen, zum Beispiel in den Carrer de Sant Feliu? Nette Lokale wie das vegane Bon Lloc und das Wein- und Tapas-Bistro 13 % gibt es da, oder das Café Can Martí, in dem man sich dem Gedanken hingeben kann, die touristische Revolution der Insel hätte nie stattgefunden.
Eine Festung für die Kunst
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