schließlich liegt an der Südwestspitze des Viertels, hinter den Mauern einer ehemaligen Festungsanlage, das Museum für moderne Kunst Es Baluard. Auch wenn es gut besucht ist, Menschenmassen, die sich auf die Füße treten, sind dort nicht zu erwarten.
WER PALMA LIEBER ABSEITS DER GROSSEN TOURISTENSTRÖME ERKUNDET, FINDET SELBST IN DER ALTSTADT NOCH VIELE AUTHENTISCHE VIERTEL UND GASSEN.
KÜHNE ARCHITEKTUR IN HISTORISCHER FESTUNG – DAS MUSEUM ES BALUARD ZEIGT NICHT NUR MODERNE UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST, ES BIETET AUCH SPANNENDE AUSBLICKE ÜBER DIE STADT UND DEN HAFEN.
Das avantgardistische Bauwerk, das sich auf mehreren Rampen in die ehemalige Festungsanlage Baluard de Sant Pere duckt, gibt dem vielfältigen Kunstschaffen der Insel einen angemessenen Ort. Der strahlend weiße Museumsbau ist mit Werken aus der Sammlung Pere A. Serra bestückt. Der Großverleger – zur Grup Serra gehören mehrere Zeitungen und Radiostationen sowie das deutschsprachige Mallorca Magazin – hat im Lauf seines Lebens Werke der klassischen Moderne, von Cézanne, Gauguin, Picasso gesammelt, ebenso wie Miró, Magritte, Giacometti und Künstler der 1980er- und 90er-Jahre wie Sigmar Polke, Anselm Kiefer, Julian Schnabel, Miquel Barceló und viele andere.
Spannend, weil nur an wenigen Orten zu sehen, sind die Landschaftsmalereien mit mallorquinischen, katalanischen und mediterranen Sujets von Santiago Rusiñol, Joaquim Mir, Hermenegildo Anglada-Camarasa oder Manuel H. Mompó. Wenn man gerade nicht in der Stimmung für einen Museumsbesuch ist, lohnt es trotzdem, die Kunstbastion aufzusuchen: Von hier aus bietet sich ein schöner Blick über den Hafen, und die Außenterrasse des Cafés ist ein sehr angenehmer Ort.
Palmas Hipster-Viertel
Von der Festung aus sieht man die breite Avenida Argentina und dahinter das Viertel Santa Catalina. Essen und ausgehen oder in kleinen Boutiquen und Shops nach ausgefallener Mode und mallorquinischen Vintage-Möbeln schauen: In Santa Catalina schlägt das junge urbane Herz von Palma. Profi- wie Hobbyköche versorgen sich in der Markthalle mit ausgesuchten Zutaten. Der Mercat de Santa Catalina ist einerseits eine klassische Markthalle, aber mittlerweile ebenso ein Feinkostmarkt mit Stehlokalen. Überhaupt gibt es im Viertel gastronomisch viel zu entdecken. Zum Beispiel echt kubanische Küche im La Perla de Habana (C/de Caro 5), Sushi in der Markthalle, frisches französisches Backwerk im Café Chantilly (vor der Markthalle) und köstliche Meeresküche im Taller de Mar (C/Cotoner 54).
Heiße Schokolade und göttliches Gebäck
Die Gassen zwischen den alten Palästen und Stadthäusern sind im Viertel zwischen La Rambla und Avenida de Jaume III besonders eng. Vielleicht zögern deshalb viele Besucher, das Labyrinth zu betreten. Nun gut, das ändert sich gerade, was nicht heißt, dass das alte Mallorca damit auf einen Schlag verschwunden wäre. So backen die Nonnen im Kloster Purísima Conceptión im Carrer de les Capuxines und im Kloster Santa Magdalena wie seit Jahrhunderten süße Köstlichkeiten. Zu festen Uhrzeiten können sie an der Pforte erstanden werden.
Wenn man am Kloster Santa Magdalena ist, sieht man gegenüber ein großes, herrschaftliches Gebäude und davor eine kleine, verwunschene Gartenanlage. Ein Baum überragt alle anderen. Es ist ein riesiger Gummibaum, der möglichweise um 1830 gepflanzt wurde, als sich an dieser Stelle ein botanischer Garten befand. Im Gebäudekomplex ist unter anderem das Kulturzentrum La Misericòrdia untergebracht. Es lohnt sich vorbeizuschauen, denn oft werden dort in einer ehemaligen Kapelle interessante Ausstellungen gezeigt, die sich oft mit Themen beschäftigen, die mit dem Leben oder der Geschichte der Insel zu tun haben.
Wer ein Herz für altes Handwerk und Traditionen hat, den wird der kleine Laden am Vorplatz des Komplexes, an der Plaça l’Hospital, freuen. Eröffnet wurde die Cerería La Real vor rund einhundert Jahren. Die handgefertigten Kerzen sind nicht nur bei gläubigen Kirchgängern beliebt. Ebenfalls eine Institution der Stadt ist das Café Ca’n Joan de S’Aigo im Carrer del Baró de Santa Maria del Sepulcre 5. Im 18. Jahrhundert ließ der damalige Inhaber Eis aus den Schneehäusern der Serra de Tramuntana in die Stadt bringen, wo es als Kühlmittel verkauft wurde. Der findige Geschäftsmann mischte das Eiswasser aber auch mit Fruchtsäften und erfand so eine Art Vorläufer des Speiseeises. Heute ist das nostalgische Café ein wunderbarer Ort, um eine heiße Schokolade mit einer süßen Ensaimada oder eine herzhafte Coca de trempó zu genießen. Letzteres ist eine Art Pizza ohne Tomatensugo, belegt mit Paprika, Zwiebeln und anderen Gemüse. Ach so, selbst gemachtes Eis gibt es natürlich auch. Es stammt allerdings nicht mehr aus den Bergen der Serra de Tramuntana.
SCHLEMMEN IN DER MARKTHALLE
Die alte Markthalle San Juan wurde vor einigen Jahren als »gastronomischer Markt« neu eröffnet. In dem Jugendstilgebäude sind Stände mit unterschiedlichen gastronomischen Angeboten untergebracht. Ob Burger, Meeresfrüchte, Mallorquinisches oder Asiatisches – man besorgt sich am Stand seiner Wahl, was man möchte, und isst gemeinsam mit anderen an Stehtischen. Der Gastromarkt liegt mitten im Wohn- und Geschäftsviertel Camp Redó, ganz in der Nähe der aus Valldemossa kommenden Straße. An Wochenenden ist der Gourmetmarkt bis weit in die Nacht geöffnet. Treffpunkt für Nachtschwärmer ist dann die Bar The One, die einen Teil des Gebäudes einnimmt. Montags kann man sich den Weg hierhin sparen, dann ist alles geschlossen.
WEITERE INFORMATIONEN
Es Baluard, Museu d’Art Modern i Contemporani de Palma, Plaça de la Porta de Santa Catalina 10, Tel. 0034 971 90 82 00, Di–So 10–20, So bis 15 Uhr, www.esbaluard.org
Centre Cultural La Misericòrdia, Plaça de l’Hospital 4, Tel. 0034 971 21 95 00, Mo–Fr 10–14 und 17–20, Sa bis 13 Uhr, www.conselldemallorca.net
Mercado Gastronomico San Juan, C/de l’Emperadriu Eugènia 6, Tel. 0034 646 60 67 14, www.mercadosanjuanpalma.es
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PORTO PI – ÜBERRASCHENDES AM RAND
KUNST, KANONEN UND EIN KÖNIGLICHER GARTEN
In Palmas Stadtteil Porto Pi legen die großen Kreuzfahrtschiffe an. Am südlichen Ende von Palmas Hafenbucht gibt es aber noch viel mehr zu entdecken: ein Militärmuseum mit sprödem Charme, aber toller Aussicht, einen königlichen Garten und ein Kunst-Highlight, das genau genommen schon in einem anderen Stadtteil liegt. Egal, einen Besuch ist es auf jeden Fall wert.
Die angenehmste Art, um nach Porto Pi zu kommen, ist das Fahrrad. Man steigt zum Beispiel in der Innenstadt aufs Rad und radelt dann immer am Hafen entlang nach Westen. Es geht vorbei an traditionellen Fischerbooten, den Llaüts, schicken Jachten, und vielleicht liegen da sogar noch Fischernetze aus, um geflickt zu werden. Manchmal sieht man vor lauter Segelmasten das Meer nicht mehr, und manchmal möchte man gleich anhalten, um die Ankunft in Porto Pi durch einen Kaffee oder ein ausgiebiges Mahl mit Meerblick hinauszuschieben. Jedes Jahr legen in Porto Pi mehr als 500 Kreuzfahrtschiffe an. Wer Orientierungsprobleme hat, muss also nur nach den schwimmenden Hotelhochhäusern mit den wehenden Rauchfahnen Ausschau halten. Das Hafenviertel hat bis vor wenigen Jahren fast kein Tourist aufgesucht, es sei denn, er oder sie kam mit der Fähre aus Barcelona. Heute ist die Promenade renoviert, und schicke Fischlokale locken mit einladenden