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Versicherungsmanagement


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vollautomatisch durch eine parametrische Versicherung erfolgen, bei der die Vertragsbedingungen in Form von wenn/dann-Anweisungen in einem smart contract hinterlegt und dezentral in einer Blockchain gespeichert werden. Der Eintritt des Schadenereignisses kann sodann durch den smart contract automatisch in externen Datenbanken (z. B. Flug- oder Wetterdatenbanken) geprüft werden. Eine solche Blockchain-basierte Versicherung bringt für die Kunden einige Vorteile mit sich: Neben dem geringen zeitlichen Aufwand beim einfachen online-Vertragsabschluss31 profitiert der Kunde von schnellen, automatisierten Entschädigungsleistungen – bei denen kein Schadennachweis erforderlich ist – sowie Benutzerfreundlichkeit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Auch für das Versicherungsunternehmen können Vorteile in Form von Kostensenkungen und der Erschließung neuer Kundengruppen resultieren. Jedoch ist zu beachten, dass im Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie oft noch erhebliche Hürden, wie z. B. rechtliche Unsicherheit, fehlende Standardisierung und Fachkräftemangel, zu meistern sind. Sollte es indes gelingen, die zuletzt genannten Schwierigkeiten zu bewältigen, so ist mithilfe eines automatisierten und dezentralisierten Versicherungsgeschäfts eine Absicherung gegen nahezu jedes Risiko weltweit denkbar, falls für das zugrundeliegende Risiko ein messbarer Parameter existiert. Die Meinungen unter Versicherungswissenschaftlern zum Potenzial der Blockchain-Technologie im Versicherungssektor sind allerdings höchst divergent. Während einige Wissenschaftler der Technik ein disruptives Potenzial im Versicherungssektor zutrauen32 schätzen andere ihre Bedeutung für die Versicherungsindustrie als eher gering ein.

      Die von verschiedenen Seiten antizipierte Disruption, d. h. Zerschlagung des bestehenden Geschäftsmodells der Versicherungswirtschaft, durch die neuen, digitalen Technologien ist bislang nicht erkennbar. Dennoch spüren die etablierten Versicherungsunternehmen den zunehmenden Wettbewerbsdruck durch die neuen Anbieter und erkennen den bestehenden Handlungsbedarf im Hinblick auf die Anpassung ihrer Fähigkeiten, technischen Ausstattung, Strukturen und Prozesse, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben zu können. Dazu wird insbesondere bei den großen Versicherungskonzernen gezielt in digitale Technologien investiert sowie bei der Ausbildung und Entwicklung der Mitarbeiter im Unternehmen und in den ausbildungsintegrierten Studiengängen an den Hochschulen auf den Erwerb der erforderlichen digitalen Kompetenzen geachtet. Ferner werden neue Technologien, wie bspw. die künstliche Intelligenz, in speziellen Einsatzgebieten (z. B. in der Schadenbearbeitung/-beurteilung) getestet oder bereits eingeführt.

      Die Wettbewerbsvorteile der etablierten Unternehmen liegen hingegen in ihrer überlegenen Kapitalausstattung, ihrer hohen Markenbekanntheit und Reputation. Sie genießen i. d. R. das Vertrauen ihrer Kunden. Im Gegensatz zu ihren jungen Herausforderern befinden sie sich nicht in einer Aufbauphase und generieren positive Zahlungsströme aus dem bestehenden Geschäft – ihr Innenfinanzierungspotenzial ist daher wesentlich höher als das der InsurTechs. Somit sind sie weniger abhängig von externen Kapitalquellen und verfügen über ein stabileres »Fundament«, das sie weniger anfällig gegenüber Krisen macht und deshalb das Vertrauen ihrer Kunden rechtfertigt. Sie erfüllen auch meist problemlos die aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen. Gegenüber ihren Mitarbeitern können sie oft mit besseren Arbeitsbedingungen und einem vergleichsweise sichereren Arbeitsplatz punkten, sodass es ihnen gelingen dürfte, die dringend benötigten, hochqualifizierten Mitarbeiter besser an das eigene Unternehmen zu binden als dies bei jungen Start-up-Unternehmen der Fall ist. Zudem verfügen sie über langjährige Erfahrung im Umgang mit ihren Kunden und deren Bedürfnissen. Sie haben einen großen Kundenstamm und einen damit verbundenen, großen, aktuellen Datenbestand sowie ein hohes Datengenerierungspotenzial, das aufgrund des kleineren Kundenstammes bei den jungen Mitbewerbern nicht gegeben ist. Ferner haben sie langjährige Erfahrung hinsichtlich der Besonderheiten des Versicherungsmarktes. Insbesondere kennen sie die bestehenden regulatorischen Anforderungen besser als die jungen Start-ups und verfügen über die nötigen Strukturen, Prozesse und Mitarbeiter, um diese Anforderungen zu erfüllen.

      Die Markteintrittsbarrieren am Versicherungsmarkt sind folglich hoch und können von kleinen, jungen und oftmals unerfahrenen Unternehmen mit geringer Kapitalausstattung kaum überwunden werden. Die Start-ups setzen daher vermehrt auf Kooperation statt Konfrontation. Die zuvor beschriebenen Stärken und Schwächen der etablierten Versicherungsunternehmen und ihrer jungen Mitbewerber gleichen sich teils gegenseitig aus, sodass Kooperationen zu Win-win-Situationen führen können. Die InsurTechs bringen technisches Know-how, Zugang zu jungen Kunden und innovative Lösungsansätze in gemeinsame Projekte ein und erhalten im Gegenzug die nötige Finanzierung. Zudem profitieren sie vom Kundenstamm, dem Datenbestand sowie der Markenbekanntheit und Reputation der etablierten Anbieter.