Alfred Bekker

Sammelband 5 Krimis: Verschwörung der Killer und vier andere Urlaubs-Krimis


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      "Erkennen Sie vielleicht diesen Mann?"

      "Nie gesehen. Und jetzt darf ich Sie bitten zu gehen. "

      "So schnell kommen Sie nicht davon, Danilovich!", widersprach ich. "Ich möchte, dass Sie die Adressen sämtlicher Girls und sonstigen Angestellten in Ihrem Haus herausrücken. Wir werden sie alle befragen müssen. Dieser Mann war hier, daran gibt es keinen Zweifel. Und es wird sich mich Sicherheit jemand an ihn erinnern!"

      Danilovichs Augen wurden schmal. Ein Muskel zuckte unruhig unter seinem linken Auge.

      "Sie scheinen sich Ihrer Sache ja sehr sicher zu sein, G-man."

      "Allerdings. Und es liegt an Ihnen, wie wir das Ganze über die Bühne bringen."

      "Sie meinen, wie geschäftsschädigend Sie gegenüber mir vorgehen", erwiderte Danilovich gallig.

      Ich hob die Augenbrauen.

      "Das haben Sie gesagt. Wir wollen nur ein paar Auskünfte."

      "Kommen Sie in mein Büro", sagte Danilovich. "Ich habe keine Lust, mich weiter mit Ihnen in der Öffentlichkeit über dieses Thema zu unterhalten."

      Ich zuckte die Achseln.

      "Nichts dagegen", sagte ich.

      Milo und ich folgten Danilovich und seinen Leuten durch einen Nebenausgang. Wir gingen einen breiten Korridor entlang.

      Hinweisschilder machten deutlich, dass dies der Fluchtweg im Brandfall war. Ich registrierte einen Luftzug. Irgendeine Tür, die ins Freie führte, musste offen stehen.

      Vor einer massiven Eichentür blieben wir stehen. Einer von Danilovichs Leibwächtern öffnete sie.

      Hinter der nächsten Korridorecke tauchte jetzt eine Gestalt auf, blitzartig und mit einer Waffe in der Hand. Es handelte sich um einen jungen Mann mit stacheligen Haaren und einer Lederjacke auf der an verschiedenen Stellen ein Emblem angebracht war, das ich inzwischen nur zu gut kannte.

      Der Schriftzug der Devvilish Demons.

      Der Kerl hieß Micky Terasso. Ich wusste, dass er gerade siebzehn war und sich etwa zur selben Zeit der Gang angeschlossen hatte, wie ich das zum Schein getan hatte.

      Natürlich hatte King Ghost ihn bei den wirklich wichtigen Sachen noch nicht mitmachen lassen.

      So war er auch nicht bei dem Treffen in Laurence Harbour dabei gewesen. Ein Umstand, der ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.

      "Danilovich, du Schwein!", rief er. Sein Gesicht war eine Maske des Hasses. Mit beiden Händen hielt er eine Beretta.

      Er feuerte zweimal kurz hintereinander.

      Danilovich schrie auf.

      Ich schnellte nach vorn, riss die SIG heraus. Milo folgte meinem Beispiel.

      Danilovich fiel zu Boden, fasste sich an das linke Bein.

      Er hatte einen Treffer im Oberschenkel erhalten. Der andere Schuss war für ein daumengroßes Loch in der Eichenholztür verantwortlich.

      Milo feuerte in Richtung des Angreifers, aber Micky Terasso war bereits wieder hinter der Biegung des Korridors verschwunden. Ich hörte den dumpfen Klang seiner Schritte.

      Die Leibwächter kümmerten sich um ihren Boss, versuchten ihm aufzuhelfen.

      "Ihr Scheißkerle! Wofür bezahle ich euch eigentlich?", rief Danilovich.

      Einer der Beiden wollte zum Spurt ansetzen, aber ich hielt ihn zurück. "Du bleibst hier!", sagte ich und richtete die Waffe auf ihn.

      Er hob die Hände. Er hatte offenbar keine Lust, sich mit einem G-man anzulegen.

      Ich wandte mich an Milo. "Ich kenn' den Typ und werde ihn mir jetzt kaufen", sagte ich.

      Ich spurtete los.

      Es gab eine Verbindung von Warren Anderson über Doretta Tomlin zu Danilovich und jener Gang, der ich einige Zeit zum Schein angehört hatte. Noch hatte ich keine Ahnung worin diese Verbindung eigentlich bestand, aber sie war da und es interessierte mich, was dahinter steckte.

      Micky Terassos Vorsprung war nicht allzu groß. Ich war zuversichtlich ihn einholen zu können.

      Ich rannte den Korridor entlang, erreichte schließlich einen Lieferantenausgang, der in einen Hinterhof hinein führte.

      Ein kleiner Parkplatz befand sich dort, so wie eine Zufahrt für Lieferanten.

      Einige Dutzend Fahrzeuge waren hier abgestellt, die vermutlich den Angestellten der Sunset Table Dance Bar gehörten. Es war ziemlich dunkel hier.

      Das Geräusch eines Motorrads ließ mich nach links blicken.

      Das musste Terasso sein. Er hatte eine BMW, das wusste ich. Für eine Harley hatte er einfach noch nicht genug zusammengespart.

      Sein Führerschein war zwar eine Fälschung, aber trotzdem teuer genug gewesen.

      "Stehen bleiben!", rief ich.

      Terasso hatte das Licht seiner Maschine noch nicht eingeschaltet. Er verzichtete darauf, auch jetzt.

      Ich lief auf ihn zu und dabei fragte ich mich, ob er mich ebenso erkannt hatte wie ich ihn.

      Vermutlich.

      Ich hielt die SIG im Beidhandanschlag. Bis jetzt hatte ich Micky Terasso so eingeschätzt wie jemanden, der auf dem Weg war, Berufsverbrecher zu werden, der bis dahin aber noch ein ganzes Stück vor sich hatte, ein Stück, das er hoffentlich niemals zurücklegte, aber diese Hoffnung war vermutlich vergebens.

      Die Anziehungskraft des schnellen Geldes im Crack-Handel war einfach zu groß und Jungs wie Micky Terasso gierten nach Anerkennung. Etwas, das sie in einer Gang wie den Devvilish Demons zu finden glaubten.

      Wenn sie begriffen, dass sie nur ausgenutzt wurden war es meistens zu spät.

      Ich zögerte eine Sekunde, überlegte, ob ich "Waffe fallen lassen, FBI" rufen oder ihn mit seinem Namen ansprechen sollte, was ihn vermutlich mehr verwirrt hätte, aber ich brauchte mir über diese Frage keine Gedanken mehr zu machen, denn in diesem Augenblick ließ Micky Terasso die Maschine aufbrausen.

      Ich sah einen dunklen Schatten auf mich zu rasen.

      Plötzlich blendete Micky das Licht auf. Ich konnte für Sekundenbruchteile überhaupt nichts sehen. Die Maschine raste auf mich zu.

      Das hornissenartige Motorengeräusch der BMW dröhnte in meinem Kopf. Ich warf mich zur Seite, rollte mich auf dem Asphalt ab, während die Maschine kaum eine Handbreit von mir entfernt an mir vorbeiraste.

      Micky legte eine Vollbremsung hin, das Hinterrad brach etwas aus. Man merkte seinem Fahrstil an, dass er offensichtlich mal davon geträumt hatte, Motor-Cross-Rennen zu fahren.

      Die BMW vollführte eine halbe Drehung. Er drehte den Lenker so, dass das Licht mich wieder blendete.

      Er konnte mich jetzt sehr gut sehen. Ich ihn jedoch nur als undeutlichen, schwarzen Schemen, der sich hinter einer grell-weißen Lichtkugel verbarg.

      Ich rappelte mich auf.

      Ein Schuss peitschte dicht an mir vorbei. Ich rannte, feuerte dabei einen Warnschuss in seine Richtung, hoffte, dabei seine Reifen zu erwischen und erreichte eines der geparkten Fahrzeuge.

      Es handelte sich um einen Chrysler. Ich hechtete hinter einen der Kotflügel in Deckung.

      Micky Terasso ballerte derweil wild mit seiner Beretta herum. Die Kugeln zerfetzten die Seitenscheiben des Chryslers, stanzten Löcher in das Blech.

      Micky Terasso feuerte bis das Magazin leer war, dann ließ er die BMW losbrausen.

      Am Lieferantenausgang der Sunset Table Dance Bar erschien Milo. Er feuerte dem flüchtigen Motorradfahrer einen Schuss hinterher, zielte dabei auf die Reifen, aber er verfehlte.

      Augenblicke