Alfred Bekker

Sammelband 5 Krimis: Verschwörung der Killer und vier andere Urlaubs-Krimis


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Und meinen Leuten?" Eine Pause entstand. Juan Gomez Gesicht blieb vollkommen unbewegt.

      Raymond Zapata rang nach Luft. "Liegen wohl alle schon in ihrem Blut, was?"

      "Wir mussten bis zur Nacht warten. Du hattest ja 'ne halbe Armee mitgebracht, mein Lieber!"

      "Du Hund!"

      Juan Gomez zuckte die Achseln. "Es ist nichts persönliches."

      "Ach, nein?" Die Gedanken rasten nur so durch Raymond Zapatas Hirn. Jeder Muskel, jede Sehne seines Körpers war bis zum Zerreißen angespannt. Er suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, noch aus dieser Bredouille herauszukommen. Aber da war nicht einmal der Hauch einer Chance.

      "Es sind die Umstände, falls dir das ein Trost ist, Raymond."

      "Wie ein Schaf bin ich in eure Falle hineingetappt!"

      "Sí, eso es verdad!", stimmte Juan Gomez zu.

      "Worauf wartest du Ratte noch! Schieß doch endlich!", rief Zapata mit hochrotem Kopf.

      Er setzte sich auf, deutete auf seine behaarte Brust.

      Juan Gomez lachte und schüttelte den Kopf.

      "Nein, das muss ein anderer machen!" Er wandte sich in Richtung der Tür. "Venga!" rief er.

      Ein etwa dreißigjähriger Mann betrat den Raum.

      Lässig hielt er eine Automatik mit Schalldämpfer in der Rechten.

      "Terry!", stieß er hervor. "Du auch? No puedo creerlo! Du steckst mit diesem Bastard unter einer Decke? Und ich habe gedacht, ihr hättet euch hier zum ersten Mal getroffen..."

      "Ein tragischer Irrtum deinerseits." Terrys Stimme klirrte wie Eis. "Eigentlich hättest du schon in Laurence Harbour sterben sollen. Aber leider hast du dich ja im letzten Augenblick entschieden, dich nicht persönlich mit Almali zu treffen, sondern stattdessen Taylor hinzuschicken."

      "Du warst auch da der Verräter! Ich kann's nicht fassen, Terry!"

      Der Neffe vom großen Boss lud seine Waffe durch.

      Sein Gesicht wurde zu einer Maske der Entschlossenheit.

      "Sorry, Onkel Raymond. Ich mache es kurz!"

      Er hob die Waffe, drückte fünfmal hintereinander ab.

      Raymond Zapatas Körper zuckte unter den Einschüssen.

      Schließlich senkte Terry den Lauf der Waffe, wandte sich an Juan Gomez.

      "Ich bin eben kein guter Schütze", meinte er.

      Juan Gomez machte eine wegwerfende Geste. "Wie auch immer. Mit diesen paar Bleikugeln, hast du dich in unsere Organisation eingekauft. Und das Vertrauen, das du bei den Gefolgsleuten deines Onkels genießt, wird dazu führen, dass wir dessen Syndikat möglichst komplett eingliedern können."

      "Ich werde mein Bestes tun!", versprach Terry.

      "Du wirst dir mehr als nur eine goldene Nase dabei verdienen."

      Terry zeigte ein wölfisches Grinsen. "Das will ich hoffen!"

      Juan Gomez' Gesichtsausdruck wurde ernst. In gedämpftem, drohenden Tonfall murmelte er: "Vergiss nicht, dass unser Chef Versager nicht ausstehen kann, Terry! Vergiss das nie!"

      20

      WIR ERREICHTEN DEN "Devvils Club" in der Bronx. Die zivilen Einsatzfahrzeuge, mit denen wir unterwegs waren, parkten wir unauffällig in einiger Entfernung.

      Ich trug ein Mikro am Hemdkragen.

      Ein Ohrhörer war zu auffällig.

      Aber so würden die Kollegen auf jeden Fall mitbekommen, was los war.

      Mister McKee hatte nach anfänglichem Bedenken seine Zustimmung zu meiner Beteiligung an dieser Operation gegeben. Es war riskant - aber das galt für jede Verhaftung eines Angehörigen der Devvilish Demons.

      Doch hier ging es noch um etwas anderes.

      Mit etwas Glück konnte ich Micky vielleicht zu einer Aussage provozieren, die er gewiss gegenüber keinem noch so raffinierten Verhörspezialisten von sich gegeben hätte.

      Von einer Wiederholung vor Gericht mal ganz abgesehen.

      "Wir sichern Vorder- und Hintereingänge des Devvils Club", erklärte Clive Caravaggio an mich gewandt. "Trotzdem könnte es sein, dass du im Ernstfall ein paar Augenblicke auf dich allein gestellt bist, Jesse. Wir können schließlich nicht in Mannschaftsstärke hier auftreten, sonst fliegt alles auf. Und selbst ein paar Sekunden können da drinnen vielleicht sehr lang werden!"

      "Ich mach das schon", versicherte ich.

      Es war kühl.

      Ich zog den Reißverschluss meiner Lederjacke hoch. Leider war es nicht die Jacke mit dem Devvilish Demons-Aufdruck.

      Ein Unterschied, der den Typen sicher schnell auffiel...

      "Kein Kevlar?", fragte Milo.

      Meine Kollegen hatten für diesen Einsatz nämlich ihre Weste angelegt.

      Ich schüttelte den Kopf.

      "Ich könnte ja auch gleich mit der Dienstmarke in der Hand hineinspazieren und fragen, ob jemand was dagegen hat, wenn ich Micky Terasso verhafte!"

      Wenig später ging ich auf den Eingang des Devvils Club zu. Die Zahl der Motorräder, die vor dem Billiard Lokal abgestellt waren, hatte sich merklich reduziert.

      Ein Großteil der Gang war bei dem Massaker vom Yachthafen in Laurence Harbour ums Leben gekommen. Davon mussten sich die Devvilish Demons erst einmal erholen. Wenn ihnen das überhaupt je gelang, denn die Konkurrenz schlief nicht.

      Die Beherrscher der benachbarten Gang-Reviere würden die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen und sich wie hungrige Raubtiere über die Reste der Devvilish Demons hermachen. Das Einzige, was sie im Moment vielleicht noch davon abhielt, war der vage Verdacht, dass jemand sehr mächtiges hinter den Devvilish Demons gestanden hatte. Jemand, mit dem man sich ungern anlegen wollte: Raymond Zapato.

      Die Presseberichte über das Attentat im Yachthafen von Laurence Harbour mussten es jedem klar gemacht haben, der sich auch nur ein bisschen dafür interessierte, dass Zapata bei den Demons eine entscheidende Rolle spielen musste.

      Schließlich hatten sie Medien ja auch die Namen der Toten veröffentlicht und einer davon war Ernesto Taylor, Zapatas Laufbursche.

      Ich betrat das Billiardlokal, sah mich um. Ein nerviger, schräger Gitarrensound surrte im Hintergrund.

      Ein paar in Leder gekleidete Mitglieder der Devvilish Demons schoben lustlos einige Billiardkugeln auf den grünen Tischen herum. Die Stimmung schien nahe auf den Nullpunkt gesunken zu sein.

      Ich musterte kurz die Gesichter. Die meisten dieser Männer kannte ich nur flüchtig.

      In meiner Zeit als aktiver V-Mann bei den Demons hatte ich mich vor allen Dingen an diejenigen unter ihnen gehalten, die ich für wichtig hielt, aber von denen lebte kaum noch jemand.

      Micky Terasso sah ich an der Bar umringt von einigen anderen, jüngeren Devvilish Demons.

      Ihr Gespräch verstummte.