Mord bleibt ein Mord, gleichgültig an wem er begangen wurde."
"Du redest Scheiße, Mann."
"Was hattest du gegen Danilovich? Warum wolltest du ihn umbringen?", hakte ich nach.
Mickys Gesicht blieb finster. Er sagte keinen Ton, wandte das Gesicht ab.
Clive Caravaggio warf mir einen zweifelnden Blick zu und schüttelte den Kopf, so als wollte er sagen, hat keinen Zweck Jesse.
Ich wandte mich von Micky ab.
"Du hast genug für den Kerl getan", sagte Milo. "Er weiß es vermutlich noch nicht einmal zu schätzen und würde dich in der nächsten Sekunde umbringen, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme."
Vermutlich hatte Milo Recht.
Ich zuckte die Achseln.
"Abführen!", rief Clive Caravaggio.
21
WIR FANDEN GENUG STOFF im Devvils Club, um die meisten noch aktiven Mitglieder der Gang erst einmal festzusetzen.
Clive Caravaggio zweifelte allerdings daran, dass viel dabei herauskam. Micky Terasso erwartete auf jeden Fall eine Anklage wegen Mordversuchs. Aber auch eine juristische Würdigung seines Attentats war nicht möglich, ohne Kenntnis der Hintergründe.
Doch im Moment war Micky nicht bereit, uns bei deren Aufklärung zu helfen.
Am nächsten Morgen berichteten uns Max Carter und Nat Norton, unser Fachmann für Betriebswirtschaft ein paar Neuigkeiten über Danilovich.
"Offenbar unterhielt Danilovich Geschäftsbeziehungen zu einer Firma in Lichtenstein, die im Zusammenhang mit Geldwäschegeschäften einen unrühmlichen Namen hatte. Diese Firma galt als ein Scheinunternehmen von niemand anderem als Raymond Zapata. Leider ist Zapata nach wie vor unauffindbar", erklärte Max Carter unter anderem bei dieser Besprechung.
"Er scheint vollkommen untergetaucht zu sein. Die Frage ist, ob wir ihn in die offizielle Fahndung nehmen sollen", meinte Mister McKee. "Unser ursprünglicher Plan ist es ja gewesen, ihn unauffällig beobachten zu lassen."
"Ich finde, daran sollten wir auch festhalten", meinte Clive, "denn was wir gegen Zapata bis jetzt wirklich in der Hand haben, das sind Peanuts. Damit kommen wir nicht weit."
Zwei Stunden später sprach ich noch einmal mit Micky Terasso. Ich suchte ihn in der Gewahrsamszelle auf, in der er die Nacht verbracht hatte.
Micky funkelte mich böse an. Er war offenbar noch ziemlich sauer auf mich.
"Was willst du von mir, Jesse?", fragte er.
Er verzog zynisch das Gesicht und fügte ironisch hinzu: "G-man Killer!"
"Ich habe gehofft, dass du dir inzwischen ein paar Dinge hast durch den Kopf gehen lassen."
"Was willst du mir jetzt anbieten? Irgendwelche Vorteile, wenn ich eine Aussage mache und irgendwen verpfeife."
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Ich habe nichts dergleichen für dich. Möglicherweise kann man mit dem Staatsanwalt so etwas vereinbaren. Ich möchte etwas ganz anderes von dir."
"Was?", fragte er.
"Ich will den Grund wissen, warum du Danilovich so gehasst hast, dass du mit einer Waffe auf ihn losgegangen bist."
"Glaubst du vielleicht, dass ich mit einem Verräter-Arsch wie dir darüber spreche!" Er lief unruhig auf und ab, ballte dabei die Hände zu Fäusten.
"Ich möchte, dass du folgendes weißt, Micky", begann ich, "ich habe die beiden Killer erschossen, die für das Massaker am Yachthafen von Laurence Harbour verantwortlich waren."
"Das behauptest du jetzt, um mein Vertrauen zu gewinnen, aber da hast du dich geschnitten, Jesse."
Ich hatte die Mappe mit dem ballistischen Bericht mit zu ihm in die Zelle genommen und warf sie auf seine Pritsche.
"Hier", sagte ich. "Das sind die offiziellen Unterlagen dazu."
"Alles Fakes!"
"Du kannst mir glauben oder nicht. So ist es gewesen. Über einen dieser beiden Killer wissen wir inzwischen etwas mehr. Er nannte sich Warren Anderson."
"Warum erzählst du mir das alles, Jesse?"
"Weil dieser Anderson sich in Danilovichs Sunset Table Dance Bar mit jemanden getroffen hat und ich glaube nicht, dass das Zufall war. Weder was den Zeitpunkt angeht, noch die Auswahl des Treffpunkts."
Micky biss sich auf die Lippen. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich sah ihm an, dass irgendetwas in ihm arbeitete.
"Ich habe nichts dazu zu sagen", meinte er dann.
"Die Devvilish Demons arbeiteten für einen Mann namens Zapata", fuhr ich fort.
"Ich dachte, dieser Taylor wäre der große Mann im Hintergrund gewesen", erklärte Micky Terasso plötzlich. "King Ghost hat mich einmal zu einem Treffen mit ihm mitgenommen und meinte, dass wäre ein wichtiger Mann."
"Taylor war nur ein Untergebener von Zapata", korrigierte ich ihn.
"Was fragst du mich dann? Du weißt ja mehr als ich, Jesse." Er atmete tief durch.
"Willst du, dass der Auftraggeber des Massakers ungeschoren davon kommt? Willst du das wirklich, Micky?"
"Okay, ich sag dir, wer diesen Killer geschickt hat. Es war Danilovich. Und als mir das klar wurde, da wollte ich ihn umbringen."
"Wann wurde dir das klar, Micky?"
"Okay, ich kam mit Danilovich zusammen, weil er ein paar Leute brauchte, um Schulden einzutreiben. King Ghost meinte, dass wäre für mich ein guter Job zum Einstieg. Nichts, was sich besonders gefährlich anhörte. Ein paar zahlungsunwillige Leute vermöbeln. Das war alles. King Ghost suchte ein paar von den Neuen aus der Gang dafür aus. Dann trafen wir uns mit Danilovich. Taylor war auch dabei. Eines Tages tauchten wir mit einer ziemlich großen Summe an eingetriebenen Geld in der Sunset Table Dance Bar auf. Wir mussten immer den Hintereingang benutzen, weil Mister Danilovich meinte, wir würden in unserem Aufzug die Gäste verschrecken. Du weißt ja, wo das Büro von Danilovich ist, Jesse."
"Allerdings. Dort haben wir uns ja kurz getroffen."
Er nickte.
"Ja. Die Tür stand halb offen. Mister Danilovich kam mit zwei anderen Männern heraus auf den Flur. Er war etwas überrascht uns zu sehen."
"Was waren das für Männer?"
"Einer davon war ein dicker Chinese."
"Und der andere?"
"Danilovich nannte ihn Mister Zapata."
Ich runzelte die Stirn.
"Raymond Zapata? Mitte fünfzig, graues Haar, eine Narbe am Kinn?"
Micky schüttelte den Kopf.
"Nein. Dieser Mann war Mitte dreißig und von einer Narbe habe ich nichts gesehen. Offenbar ist es nicht der Zapata, den du meintest."
"Raymond Zapata hat einen Neffen namens Terry", stellte ich fest. "Auf den