Herr«, antwortete der Roboter. »Die Terraner haben zwei von unseren Kampfbooten abgeschossen.«
Die VAZIFAR war größer, mächtiger und bedrohlicher als die Orbiterschiffe, zwischen denen sie gelandet war. Der monströse Kasten streckte sich über eine Länge von 2400 Metern und war beachtliche 800 Meter breit.
Im schwindenden Licht der Abenddämmerung waren die geöffneten Hangarschotten gut zu sehen, aus denen Amtraniks Kampfboote aufstiegen.
Larsa Hiob hatte Amtraniks Reaktion richtig eingeschätzt. Ohne behelligt zu werden, war sie bis zum Landeplatz der VAZIFAR vorgestoßen, während die vier TARA-III alle Aufmerksamkeit des Hordenführers auf sich zogen.
Larsa löste ihren kleinen Gleiter aus der Deckung des letzten Keilraumers. Mit geringer Geschwindigkeit, dicht über dem Boden, näherte sie sich der VAZIFAR. Der fünfte TARA war bei ihr. Im Sichtschirm markierte die Wissenschaftlerin einen der offenen Hangars.
»Keine Signale von dort«, sagte der Kampfroboter. »Der Hangar ist leer. Ich kopple mit dem Autopiloten.«
Der Gleiter stieg, von der Positronik gesteuert. Eine langsame, gleichmäßige Bewegung, die helfen sollte, Aufmerksamkeit zu vermeiden. Die galt hoffentlich dem weiter entfernten Ablenkungsmanöver. Larsa rechnete nicht damit, die vier in den Einsatz geschickten TARAS wiederzusehen.
Endlich kam die Hangaröffnung in Sicht, eine leere Halle schloss sich an. »So weit wie möglich in den Hintergrund!«, bestimmte die Wissenschaftlerin.
Der Schiffshangar bot kein brauchbares Versteck. Alles kam darauf an, wie lange die vier TARAS die Kampfboote des Flaggschiffs ablenken konnten.
Ein breiter Korridor führte ins Schiffsinnere. Die Kommandozentrale lag rund zweihundert Meter tiefer. Larsa Hiob musste also eine Vertikalverbindung aufspüren, die es ihr ermöglichte, zu den Gefangenen vorzustoßen.
Die Wissenschaftlerin lief den Korridor entlang bis zum nächsten Verteilerknoten. Erst da fiel ihr auf, dass der TARA hinter ihr gestoppt hatte.
Ein Rundumkämpfer der Orbiter schwebte aus einem der Seitengänge heran. Larsa erkannte erst in dem Moment, wie sehr sie die Bedrohung einer solchen Situation unterschätzt hatte. Doch der TARA war da schon an der Arbeit. Urplötzlich geriet die gegnerische Maschine ins Taumeln, sie drehte sich unschlüssig, näherte sich dann aber dem terranischen Kampfroboter und setzte vor ihm am Boden auf.
In der Anlage des Armadan von Harpoon hatte die VAZIFAR also umprogrammierte Roboter der Orbiter an Bord genommen. Der TARA reagierte minutenlang gar nicht, zumindest war ihm keine Reaktion anzusehen. Schließlich ruckte der Rundumkämpfer wieder an und löste sich eine Handbreit vom Boden.
»Ich erwarte neue Befehle«, meldete er.
Larsa Hiob atmete auf. »Es gibt sechs terranische Gefangene an Bord. Führe uns zu ihnen!«
Sekunden später öffnete sich im Verteilerknoten eine Vertiefung im Boden. Eine gut drei Meter durchmessende schimmernde Platte aus Panzerplast wurde sichtbar.
»Der Schacht führt in die Nähe der Befehlszentrale«, sagte der kegelförmige Roboter. »Dort sind die Gefangenen untergebracht.«
»Wie wird die Platte in Bewegung gesetzt?«
»Ich gebe den Befehl dazu«, sagte der Kegel.
Larsa trat auf die Platte, ebenso der TARA, der seinen Antigrav abgeschaltet hatte, um der Nahortung zu entgehen, und sich seiner mechanischen Fortbewegungsmöglichkeit bediente.
Die Platte sank abwärts.
Larsa beobachtete den Orbiter-Roboter permanent. Der TARA hatte ihn mit einem vom Hauptrechner der TRANTOR entwickelten Programm beeinflusst. Die Bordpositronik hatte den während der vergangenen Nacht erbeuteten Roboter analysiert und die dabei gewonnenen Erkenntnisse verwendet. Trotzdem bestand die Möglichkeit, dass das Programm der Horde einen Sicherheitsmechanismus enthielt. Komplikationen waren nach wie vor nicht auszuschließen.
Die Liftplatte stoppte vor einem breiten Korridor.
»Wo sind wir?«, fragte Larsa.
»Links von uns liegt der Kommandostand«, antwortete der Roboter. »Zur Rechten befinden sich die Quartiere der Gefangenen.«
»Gibt es Seitengänge?«
»Es gibt mehrere«, bestätigte der Kegel. »Außerdem ...«
»Annäherung von rechts!«, meldete der TARA.
Ein zweieinhalb Meter großes Geschöpf kam. Auf einem lächerlich kleinen kugelförmigen Rumpf mit zwei langen Beinen saß ein Hundeschädel.
Sekundenlang glaubte Larsa, einen Garbeschianer vor sich zu haben, dann erkannte sie, dass es sich um einen Roboter handelte.
»Niemand unternimmt etwas«, sagte sie. »Ich will mit ihm reden.«
Der Roboter blieb stehen. Es war nicht zu erkennen, ob er bewaffnet war. Die lang gezogene Schädelpartie mit dem Zangengebiss wirkte nur angedeutet. Roboter brauchten kein Gebiss.
»Sprichst du Interkosmo?«, fragte Larsa.
»Ich beherrsche die Sprache«, antwortete der Roboter mit schnarrendem Akzent.
»Wir suchen die terranischen Gefangenen. Führe uns zu ihnen.«
»Was wollt ihr von ihnen?«
Die Wissenschaftlerin reagierte überrascht. Eine solche Frage hätte ein Roboter der Garbeschianer nicht stellen dürfen. Er hatte sich gehorsam zu verhalten – oder unansprechbar, falls er einen ihm erteilten Befehl nicht verstand.
»Führe uns zu den Gefangenen!«, wiederholte sie.
Der Roboter wandte sich um. Larsa folgte ihm, die Waffe schussbereit. Hinter ihr kamen der TARA und der Rundumkämpfer.
An der Einmündung eines Seitengangs blieb die Garbesch-Maschine stehen.
»Die Gefangenen sind am Ende dieses Korridors untergebracht.«
Larsa wandte sich halb zur Seite, dem Rundumkämpfer zu. »Ist es richtig, was dieser Roboter sagt?«
»Nein«, erwiderte die beeinflusste Orbiter-Maschine. »Die Gefangenen sind ...«
»TARA – Feuer!«, befahl Larsa.
Energiestrahlen aus den Waffenarmen des TARAS zerstörten den Roboter der Garbeschianer.
Amtranik sah sich weit von seinem Ziel entfernt. Seine Roboter meldeten die Zerstörung eines einzigen terranischen Eindringlings, aber den Abschuss von acht Kampfbooten.
Ihm war die Absicht der Terraner nicht klar. Er wandte sich an seinen Spezialroboter.
»Hol mir einen der Gefangenen! Nicht den Fetten mit den roten Haaren, sondern den, der mit ihm in derselben Zelle steckt.«
Der Roboter hatte die Zentrale noch nicht lange verlassen, da war das Dröhnen einer schweren Explosion zu hören. Amtranik ahnte in dem Moment, dass er den Gegner weit unterschätzt hatte.
Die Druckwelle des explodierenden Roboters hatte Larsa Hiob von den Beinen gerissen. Taumelnd richtete sie sich wieder auf.
Blut rann über ihr Gesicht, doch es stammte nur von einer Risswunde an der linken Wange. Ansonsten war sie unverletzt geblieben.
Larsa lief schon weiter. Vor ihr endete der Korridor. Es gab je drei Schotten zur Rechten und zur Linken und eines in der Stirnwand.
Sie fand den ersten Öffnungsmechanismus und schlug mit der Hand darauf. Die Explosion konnte keinesfalls unbemerkt geblieben sein. Wie viele Sekunden blieben ihr noch, bis Amtranik über sie herfiel?
Das Schott glitt auf. Der Raum dahinter war leer und finster. Weiter, der nächste Raum.
Der zweite Versuch bescherte Larsa den ersehnten Erfolg. Zwei Männer der TRANTOR blickten ihr ungläubig entgegen. Sie deutete in Richtung des Rundumkämpfers. »Dort ist der Ausgang. Beeilt euch!«
Hinter