Peter Terrid

Perry Rhodan 118: Kampf gegen die Vazifar (Silberband)


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Wenn er das nur glauben könnte!

      Die Stimmung war gedrückt. Im Kommandostand der TRANTOR zeigte ein großer Holoschirm das Bergland mit den sechs Tälern, das monolithische Bergmassiv im Süden und einen Teil der westlichen Küstenebene. Dazu die Positionen mehrerer Expeditionsgruppen der GIR-Flotte in den beiden westlichen Tälern.

      »Amtranik hat vor, seine Schiffe mit Imbus-Quarzen zu versehen. Das wird einige Tage in Anspruch nehmen. Vermutlich wird er uns in Ruhe lassen, bis die Verteilung der Kristalle weitgehend abgeschlossen ist. Wir müssen die Zeit nützen, uns über Abwehrmaßnahmen zu einigen.«

      »Ich schlage vor, wir versuchen einen Ausbruch«, sagte Shako.

      »Amtranik hat vor zwei Stunden fünf seiner Schiffe starten lassen«, hielt Larsa ihm entgegen. »Sie stehen im fernen Orbit und sind unserem Schweren Kreuzer an Beschleunigung und Bewaffnung überlegen. Nach meiner Ansicht wäre ein Fluchtversuch glatter Selbstmord.«

      »Warten wir einfach ab«, bemerkte Kox. »Amtranik war auf dem Weg zu einem eigenen Stützpunkt. Er musste den Flug unterbrechen, weil seine Horde die Orientierung verloren hatte. Sobald die Orbiter wiederhergestellt sind, wird er nichts Eiligeres zu tun haben, als die unterbrochene Fahrt fortzusetzen. Er hat keinen Grund, sich um uns zu kümmern.«

      »Sosehr ich deinen Optimismus schätze, es fällt mir schwer, das zu glauben.« Larsa Hiob lächelte nachsichtig. »Wir sind für Amtranik unliebsame Zeugen, die seine Spur an die GAVÖK weitermelden werden.«

      »Es gibt noch etwas«, meldete sich Valba Sringhalu. »Larsa, du hast Amtranik förmlich zu uns eingeladen. ›Wenn du dich mir ohne Feindseligkeit näherst, bin ich bereit, dir über den Einfluss zu berichten, der eure Sinne lähmt.‹ Ungefähr so hast du es gesagt. Wenn ich Amtranik wäre, könnte ich vor Neugierde nicht mehr schlafen.«

      Larsa seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass sie auf sich selbst wütend war und sich wünschte, sie hätte den Mund gehalten.

      »Es war eine Dummheit«, bekannte sie. »Ich kann nur hoffen, dass Amtranik nicht mehr verstanden hat, was ich sagte.«

      Der Kommandant winkte ungeduldig ab. »Mich interessiert, ob du tatsächlich weißt, woher der Einfluss kommt, der die Horde verwirrt hat.«

      »Ich glaube, es zu wissen«, sagte die Wissenschaftlerin. »Es gibt einige Hinweise, die mich nachdenken ließen. Amtranik und seine Krieger spüren den Einfluss offenbar überall, solange sie sich im freien Weltraum befinden. Die Strahlung, nennen wir die Ursache einfach so, ist gewissermaßen allgegenwärtig und tritt überall anscheinend mit annähernd gleicher Intensität auf.

      Im Schutz einer planetaren Atmosphäre bleiben Amtranik und die Horde verschont. Das war der zweite Hinweis. Die Strahlung ist ohne Zweifel hyperenergetischer Natur, deshalb glaube ich auf keinen Fall, dass ihr ein so geringfügiges Hindernis wie eine Atmosphäre den Weg versperren kann. Die Masse eines Planeten stellt eine Senke für hyperenergetische Strahlung bestimmter Frequenzbereiche dar, damit ließe sich erklären, warum die Garbeschianer auf jedem ausreichend massiven Planeten unbehelligt bleiben.

      Drittens ruft der Einfluss ein Phänomen hervor, das Mediker als reversible psychophysische Kontamination bezeichnen. Ich habe mich darüber informiert. Die Struktur eines anfälligen Bewusstseins – die Betonung liegt auf anfällig – wird durch die Strahlung verändert. Endet der Einfluss, bildet sich die Veränderung zurück.

      Der vierte und vielleicht wichtigste Hinweis: Amtranik und seine Krieger sind für die Strahlung empfänglich, wir sind es nicht. Es gibt seit kurzer Zeit in der Milchstraße eine allgegenwärtige hyperenergetische Strahlung, die nur von Messgeräten oder anfälligen Bewusstseinen bemerkt werden kann, hauptsächlich also von entsprechend veranlagten Mutanten.«

      »Der Margor-Schwall!«, rief Grador Shako.

      »Genau: der Margor-Schwall. Viel wissen wir nicht über ihn, außer dass er von paraplasmatischen Substanzen in der Wolkenhülle der Provcon-Faust ausgeht und dass in diesen Substanzen die entstofflichten Bewusstseine der Prä-Zwotter und Boyt Margors enthalten sind. Es gibt bisher nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen, aber die vorliegenden spärlichen Ergebnisse stützen meine Hypothese.«

      Für kurze Zeit hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Schließlich räusperte sich Valba Sringhalu heftig.

      »Natürlich interessiert Amtranik, woher der verderbliche Einfluss kommt. Warum bist ausgerechnet du so versessen darauf, ihm die Wahrheit zu sagen?«

      »Weil ich ihm damit zeigen wollte, dass eine Kraft am Werk ist, gegen die er niemals bestehen kann.«

      »Wie kommst du ausgerechnet auf die Idee?«

      »Das ist es, eine Idee, weiter nichts. Wir wissen, dass die Grundlage des Margor-Schwalls nicht auf natürliche Weise entstand, sondern von jemandem geschaffen wurde. Es gibt Anlass für die Vermutung, dass der unbekannte Planer vorhatte, die Strahlung schon viel früher wirksam werden zu lassen. Es gab in der Hinsicht Fehlschläge. Die Zahl der entmaterialisierten Prä-Zwotter-Bewusstseine war zu gering, ihre Nachfolger reagierten anders – alles Entwicklungen, auf die der ursprüngliche Planer keinen Einfluss mehr hatte. Der Schwall wurde erst wirksam, als Boyt Margor sich mit ihm vereinte.

      Nehmen wir hinzu, dass außer auf Mutanten nur auf die Mitglieder der Horde die Strahlung wirkt – wer käme dann als Planer des Schwalls am ehesten in Betracht?«

      »Armadan von Harpoon, der Ritter der Tiefe«, sagte Valba. »Er war für den Bau der Anlage verantwortlich. Der Schwall sollte eine Art zweiter Verteidigungsring sein.«

      »Das wollte ich Amtranik klarmachen.« Larsa nickte. »Ich hätte die Sprache allerdings nicht von mir aus darauf gebracht, er sollte selbst auf die Idee kommen.«

      Es wurde still. Larsa taxierte den großen Holoschirm. Die Leuchtmarkierungen hatten ihre Position seit knapp dreißig Minuten nicht mehr verändert. Amtraniks Kristallsucher waren am Werk.

      Der Kommandant brach das Schweigen schließlich. »Es wäre mir am liebsten, wenn der Hordenführer uns in Ruhe ließe. Larsa, du bist das Genie unter uns. Welche anderen Vorschläge hast du zur Besserung unserer Situation?«

      »Nicht viele.« Es war in Wirklichkeit nur einer, und selbst von dem versprach sich die Wissenschaftliche Leiterin nur wenig. »Ich habe vor, eine kleine Reise zu unternehmen.«

      »Reise?« Sringhalus Stimme klang spöttisch. »Ich dachte, alle Sightseeingtouren seien wegen drohender Kriegsgefahr eingestellt.«

      »Ich muss mit Njasi sprechen«, sagte Larsa Hiob. »Ich muss der Kristallintelligenz erklären, dass sie ihren missionarischen Ehrgeiz am unwürdigen Objekt praktiziert.«

      In atemberaubendem Tempo holte Amtranik nach, was er in den Tagen zuvor wegen seines verwirrten Zustands versäumt hatte. Er ließ ein Stück der Kristallsubstanz in immer kleinere Bruchstücke zerteilen, um zu ermitteln, wie viel von der Substanz benötigt wurde, um Laboris und Horden-Orbiter zu heilen. Der Genesungsprozess verlangsamte sich merklich, sobald das Kristallstück weniger als halbe Fingergröße hatte. Amtranik ordnete an, dass jedes Mannschaftsmitglied seiner Flotte einen Kristall bekommen sollte, der wenigstens eineinhalbmal so groß war wie das Mindestmaß.

      Seine Begeisterung griff auf die Laboris über, und diese übertrugen sie auf die Orbiter. Die Funde der ersten Expedition reichten aus, um mehr als zweitausend Kämpfer von der Apathie zu befreien.

      Amtranik war Krieger, kein Wissenschaftler. Die Frage nach dem Prinzip der heilenden Wirkung des Kristalls kam ihm zwar in den Sinn, er dachte allerdings nicht lange darüber nach. Das überließ er der Zentralen Positronik der VAZIFAR. Bei sich nannte er die Kristalle »Glücksbringer«, ohne zu ahnen, dass er denselben Begriff verwendete, der für Njasi zur Rechtfertigung ihres Seins geworden war.

      Die Kristallvorkommen im westlichsten Tal waren zwar nicht unerschöpflich, aber für den größten Teil der Flotte ausreichend. Amtranik schickte weitere Trupps aus, die nach Kristallen suchen und eine ausreichende Menge bergen sollten.

      Um die Terraner würde er sich später kümmern.