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Sprach- und Schriftsprachförderung wirksam gestalten: Evaluation umgesetzter Konzepte


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kann. Prozesse der Vernetzung und Kommunikation spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese reichen von kollegialem Austausch innerhalb von Einrichtungen über den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen zu Verbünden bis hin zu länder- und bildungsetappenübergreifenden Netzwerken. Damit hat BiSS eine wichtige länderübergreifende Grundlage für systematische Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung geschaffen. Wie sehr auch die Praktikerinnen und Praktiker diese durch BiSS initiierten Entwicklungen begrüßen, wurde ebenfalls in vielen Interviews der Evaluationsprojekte deutlich. Eine regelmäßige Kommunikation und Kooperation im Kollegium, im Verbund und im BiSS-Netzwerk wurde von den teilnehmenden Fach- und Lehrkräften wiederholt als hilfreich und unterstützend bei der Auseinandersetzung mit neu- oder weiterentwickelten Konzepten genannt. Gleichzeitig weisen die Ergebnisse der Evaluationsprojekte aber auch darauf hin, dass die gemeinsame Arbeit an einem Konzept der Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung nur gelingen kann, wenn zeitliche Ressourcen für den gemeinsamen Austausch zur Verfügung stehen, eine längerfristige Planung und Umsetzung der Maßnahmen möglich ist und das jeweilige Konzept (z. B. curricular) innerhalb der Einrichtung verbindlich verankert und von allen Kolleginnen und Kollegen mitgetragen wird.

      Durch die Evaluationen in BiSS wurde zudem deutlich, wie vielfältig die umgesetzten Konzepte und Maßnahmen sowohl in ihrer Gestaltung als auch in ihrem Entwicklungsstand waren und sind. Bereits zu Beginn des BiSS-Programms zeigte sich, dass die Erwartungen an den Entwicklungsstand der in den Verbünden eingesetzten Konzepte möglicherweise zu hoch waren (Henschel et al., 2014) und anstelle einer summativen Überprüfung der Wirksamkeit vor allem formativ ausgerichtete Evaluationsformen in der Praxis benötigt wurden, die auf eine Weiterentwicklung der Maßnahmen abzielen. Daher sah das Evaluationskonzept eine Kombination aus formativ ausgerichteten Evaluations- und Entwicklungsaspekten und summativen Evaluationszielen vor. Die Ergebnisse der durchgeführten Evaluationsprojekte bestätigen, dass diese Kombination sinnvoll war.

      Dem formativen Ansatz entsprechend bestand ein zentrales Ergebnis der Evaluationsprojekte darin, die vielfältigen Ausgangslagen und unterschiedlichen Konzepte zu beschreiben und Erkenntnisse darüber zu liefern, wie gut diese in den Verbünden umgesetzt werden, an welchen Stellen aber auch nach wie vor Weiterentwicklungsbedarfe bestehen und wie diese zukünftig bearbeitet werden können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben gemeinsam mit den Verbünden zahlreiche Anstrengungen unternommen, die eingesetzten Konzepte und Maßnahmen formativ weiterzuentwickeln. Dadurch wurden wichtige Prozesse der Optimierung und Qualitätsentwicklung auf den Weg gebracht, die zukünftig systematisch weitergeführt werden sollten.

      Eine verlässliche Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen steht jedoch in vielen Fällen weiterhin aus. Die Evaluationsprojekte in BiSS konnten bislang nur sehr vereinzelt Wirksamkeitsanalysen durchführen, deren Ergebnisse aufgrund der oben beschriebenen Rahmenbedingungen oft nur eingeschränkt belastbar und generalisierbar sind. In vielen Projekten deuten die Ergebnisse vor allem darauf hin, dass die Fach- und Lehrkräfte von den Fortbildungen in ihrem sprachförderbezogenen Wissen und Handeln profitiert haben. Zugewinne in den (schrift-)sprachlichen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen ließen sich über diesen relativ kurzen Evaluationszeitraum und anhand der eingesetzten Testverfahren bislang aber kaum nachweisen. Dies kann neben den zuvor genannten forschungsmethodischen bzw. forschungspraktischen Einschränkungen (z. B. Heterogenität der Konzepte, Stichprobenausfälle) auch damit zusammenhängen, dass die Interventionszeiträume zu kurz waren, um sich nachhaltig im pädagogischen Handeln der Fach- und Lehrkräfte und infolgedessen in den Kompetenzen der Lernenden niederzuschlagen. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf. Insbesondere bei der Entscheidung für einen flächendeckenden Einsatz einer Maßnahme sollte ihre Implementation über einen längeren Zeitraum wissenschaftlich begleitet und auch ihre Wirksamkeit längerfristig untersucht werden.

      Die Herausforderungen in der Projektdurchführung bei BiSS verdeutlichen zudem, dass in zukünftigen Untersuchungen sowohl die Gestaltung der durchgeführten Maßnahmen als auch die Anlage der wissenschaftlichen Begleitungen optimiert werden sollten. Hierbei dürfte eine stärkere Fokussierung auf Konzepte zielführend sein, die bereits vollständig – vorzugsweise von der Wissenschaft in Abstimmung mit der Praxis – ausgearbeitet vorliegen, damit insbesondere die nachhaltige bzw. längerfristige Wirksamkeit eingesetzter Maßnahmen differenzierter untersucht werden kann (z. B. inwieweit Maßnahmen kompensatorisch wirken und welche Nebeneffekte ggf. auftreten). In diesem Zusammenhang wäre es auch sinnvoll, nicht nur die prinzipielle Wirksamkeit einer Maßnahme zu belegen, sondern ihren wirksamen Kern zu identifizieren, der bei einer Adaption auf spezifische lokale Bedingungen unbedingt erhalten bleiben muss. Auf diese Weise lassen sich Aussagen darüber treffen, wie Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung unter vielfältigen lokalen Bedingungen gelingen kann. Dieser Prozess müsste in einer engen Verzahnung zwischen Wissenschaft und Praxis stattfinden und längerfristig angelegt sein. Praxisbegleitende Fortbildungen, Netzwerke und Kommunikationsstrukturen sind dabei ebenso wichtig wie ausreichend Zeit, sich mit der Gestaltung und Umsetzung sprachlicher Bildung und Förderung professionell zu befassen. Für solche weiteren Schritte in Richtung systematischer Sprachbildung, Sprach- und Leseförderung hat das BiSS-Programm wichtige Prozesse angestoßen und durch die länderübergreifende Vernetzung wertvolle Strukturen geschaffen, die zukünftig weiter genutzt und weiterentwickelt werden sollten.

      Literatur

      Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2016). Bildung in Deutschland 2016. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration. Bielefeld: Bertelsmann Verlag. Verfügbar unter: https://www.bildungsbericht.de/de/bildungsberichte-seit-2006/bildungsbericht-2016/pdf-bildungsbericht-2016/bildungsbericht-2016 [17.09.2019].

      Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend & Bundesministerium für Bildung und Forschung (2014). Bekanntmachung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von Richtlinien zur Förderung von Vorhaben zur Evaluation von Konzepten und Maßnahmen der Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung im Rahmen der Bund-Länder-Initiative »Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)«. Verfügbar unter: https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung.php?B=943 [10.05.2019].

      Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend & Bundesministerium für Bildung und Forschung (2015). Bekanntmachung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von Richtlinien zur Förderung von Vorhaben zur Evaluation von Konzepten und Maßnahmen der Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung – Evaluationsvorhaben der zweiten Runde – im Rahmen der Bund-Länder-Initiative »Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)«. Verfügbar unter: https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung.php?B=1003 [10.05.2019].

      Chudaske, J. (2012). Sprache, Migration und schulfachliche Leistung. Einfluss sprachlicher Kompetenz auf Lese-, Rechtschreib- und Mathematikleistungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

      DeGEval – Deutsche Gesellschaft für Evaluation e. V. (2002). Standards für Evaluation. Köln: Geschäftsstelle DeGEval.

      DeGEval – Deutsche Gesellschaft für Evaluation e. V. (2016). Standards für Evaluation. Köln: Geschäftsstelle DeGEval.

      Grießhaber, W. (2013). Die Profilanalyse für Deutsch als Diagnoseinstrument zur Sprachförderung. Verfügbar unter: https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/griesshaber_profilanalyse_deutsch.pdf [16.09.2019].

      Hasselhorn, M. & Sallat, S. (2014). Sprachförderung zur Prävention von Bildungsmisserfolg. In S. Sallat, M. Spreer & C. W. Glück (Hrsg.), Sprache professionell fördern (S. 28–39). Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.

      Henschel, S., Gentrup, S., Beck, L. & Stanat, P. (Hrsg.). (2018). Projektatlas Evaluation: Erste Ergebnisse