anschauen. Oder im Museum der Arbeit in Barmbek »TRUDE« besichtigen, das Tunnelmonster, das die Röhren einst gegraben hat. Eine Autobahn findet sich natürlich auch im Miniatur-Wunderland in der Speicherstadt, nur 87-mal kleiner – neben mehr als 13 Kilometern Eisenbahngleisen. Wenn auch die Reeperbahn irgendwie mit Verkehr zu tun hat, zeugt doch eher die Auswandererwelt Ballinstadt von richtig langen Reisen. In den kommenden Jahren bekommt die A7 in Hamburg übrigens drei Deckel verpasst: Um die steigende Lärmbelastung durch mehr Fahrspuren im Stadtgebiet aufzufangen, werden diese einfach überdacht. Große Parkanlagen und Kleingärten obendrauf bieten dann Grünflächen und Naherholungswert dank Autobahn.
Hinter der Hansestadt beginnen auch schon die Harburger Berge, de facto bis zu 150 Meter hohe Hügel: Im Wildpark Schwarze Berge leben Luchse, Steinböcke und mehr. Freunde der Landkultur lädt das Freilichtmuseum am Kiekeberg zum Picknickstopp.
Dann folgt die Lüneburger Heide, Spielort unzähliger Heimatfilme aus den Wirtschaftswunderjahren und im Herbst, zur Heidekrautblüte, violett überhaucht. Für Architekturfreunde lohnt ab Seevetal ein Abstecher von der A7 nach Lüneburg und Uelzen. Spaßsuchende finden bis Soltau Attraktionen von Skihalle über Barfußpfad bis Heide-Park. Ernsterer Natur ist die Gedenkstätte Bergen-Belsen, eine halbe Stunde östlich der Autobahn gelegen.
Rund 60 Kilometer später geht es an Hannover vorbei, Niedersachsens Landeshauptstadt, aus der Queen Elizabeths Vorfahren stammen. Die Herrenhäuser Gärten und das wieder aufgebaute Schloss waren ihr Zuhause. Wenig später liegt schon die Domstadt Hildesheim am Rand der Autobahn. In der Fachwerkaltstadt gehören die Michaeliskirche und der Mariendom zum UNESCO-Weltkulturerbe, samt dem »Tausendjährigen Rosenstock«.
Mitten durch Deutschland
Es folgen 300 Kilometer, die als die schönsten der ganzen A7 gelten – zumindest für Freunde von Kurvenfahrten: Vom Dreieck Salzgitter bis zum Kreuz Biebelried bei Würzburg geht es quer durch Mittelgebirgszüge. Ausläufer des Harz sind die ersten, Richtung Osten spannt sich der zugehörige Nationalpark. Je etwa 30 Minuten von der Autobahn entfernt liegt zunächst die Kaiserstadt Goslar, deren Altstadt samt nahem Erzbergwerk Rammelsberg ebenfalls zum UNESCO-Welterbe gehört. Dann lädt in der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld das Oberharzer Bergwerksmuseum samt Wasserwirtschaft, auch UNESCO-gelistet. Osterode schließlich ist Startpunkt für den zehn Kilometer langen »Harzer Hexenstieg«. Westlich der Autobahn ziehen derweil im Weserbergland der Solling, Wald des Jahres 2013, sowie die Bierstadt Einbeck mit mittelalterlichem Fachwerkkern vorüber.
Historisch bedeutend folgt der nächste Teil der A7: 1937 wurde zwischen Göttingen und Kassel der erste Autobahnabschnitt eröffnet. Die alte Universitätsstadt Göttingen bietet gotische Gewölbe, Glockenspiel und Gänselieselbrunnen. Eine halbe Stunde weiter folgt Hann. Münden – wo »Werra sich und Fulda küssen« und zur Weser werden. Die Strecke führt über das Jahrhundertbauwerk Werratalbrücke, knapp 60 Meter hoch und 1937 begonnen – und schont damit den westlich gelegenen, urtümlichen Reinhardtswald samt Sababurg.
Persönlicher Tipp
NATUR UND ACTION RUND UM DIE HEIDE
Wie aus dem Bilderbuch: Schäfer nahe Bispingen im Naturpark Lüneburger Heide
Heidschnucken mit urigem Schäfer findet man noch immer in der Lüneburger Heide, Heidschnuckenbraten mit Preiselbeeren gar in vielen hiesigen Gasthäusern. Doch wer die Natur lieber schauend genießt, findet ein dichtes Wander- und Radwegenetz durch Heidekraut und Wacholderbusch – und romantische Kutschfahrten rund um den 196 Meter hohen Wilseder Berg. Neben dem Heidemuseum bietet die Region ein attraktives Walderlebniszentrum und den Wildpark Lüneburger Heide. Entlang der A7 winkt ein ungewöhnlich dichtes Spaß- und Action-Angebot: Bei Egestorf lockt ein Barfußpark, bei Bispingen gleich drei Attraktionen: das Indoor-Skiparadies Snow Dome, die Ralf-Schumacher-Kartbahn sowie über Kopf das Verrückte Haus. Und weiter südlich wartet mehr: der Heide-Park Soltau mit Colossos, der weltgrößten Holzachterbahn. In Müden/Örtze ein Wild- und Abenteuerpark. In Walsrode der weltgrößte Vogelpark. Und in Hodenhagen der Serengeti-Park für Selbstfahrersafaris zwischen Löwen und Giraffen.
Eine halbe Stunde weiter kommt Kassel in Sicht, Stadt der Schlösser, Residenzen und Parks. Auch der Bergpark Wilhelmshöhe ist UNESCO-Welterbe, der aufragende Herkules und Schloss Wilhelmshöhe sind Wahrzeichen der Stadt. Zurück in die Natur führt das nahe Melsungen: Auf dem 70 Kilometer langen Kunstpfad Ars Natura wollen mehr als 100 Kunstwerke entdeckt werden. Kultur bietet bald wieder die Kurstadt Bad Hersfeld, auch für ihre Festspiele in der romanischen Stiftskirchenruine bekannt. Ebenso Fulda, 50 Kilometer südlich – eine Bischofsstadt voller Kirchen, Klöster und dem beeindruckenden Dom St. Salvator.
Durchs Allgäu den Alpen entgegen
Die Rosengartenstadt Bad Kissingen an der Rhön gilt als bekanntester Kurort Deutschlands. Wer stattdessen auf natürliche Fußmassage setzt, sollte 40 Minuten später an der Raststätte Gramschatzer Wald haltmachen: Dort beginnt ein drei Kilometer langer Barfußpfad. Erholt geht es dann nach Würzburg, mehr als 1300 Jahre alt. Gut erhaltene, ehrwürdige Gebäude wie die Residenz sind UNESCO-Weltkulturerbe. Bekanntestes Bauwerk ist aber wohl die trutzige Marienfeste hoch über der Stadt. Mittelalterlich ist auch Rothenburg ob der Tauber rund 40 Minuten weiter südlich mit seinem verschachtelten Bilderbuchfachwerk. Ab Würzburg führt die A7 nun durchs Grenzgebiet Baden-Württemberg/Bayern, von Aalen bis Ulm zudem über die Schwäbische Alb. An der Ausfahrt Aalen, das – wie das Limes-Freilichtmuseum zeigt – schon den Römern als Stützpunkt diente, lädt der Stausee Buch mit Tretbooten und Strandbad zur Pause ein.
Persönlicher Tipp
MITTELALTER ZWISCHEN KITSCH UND GRUSEL
Fein gearbeitete Sandsteinfiguren schmücken Kirchen und Dome schon seit Jahrhunderten.
Amerikaner und Japaner lieben das Flair von Rothenburg ob der Tauber: typisch Mittelalter und das ganze Jahr über Weihnachten. Wer in Stimmung ist, besucht nicht nur im Dezember den hübschen Weihnachtsmarkt der Kleinstadt. Auch im Hochsommer sind das »Weihnachtsdorf« mit Christbäumen, Nussknackern und Weihnachtspyramiden sowie das Deutsche Weihnachtsmuseum geöffnet. Doch auch ohne Lametta ist die gut erhaltene Altstadt zu erbummeln. So authentisch wirken die verschachtelten Gassen und Plätze, dass sie des Öfteren als Filmkulisse herhalten dürfen. Oben auf der Stadtmauer mit immer wieder schönen Ausblicken lässt sich der Ort fast komplett umrunden. Über das Leben im Mittelalter informiert das Historiengewölbe mit Staatsverlies im Rathauskeller. Und wer sich an die dunklen Seiten jener Zeit herantraut, wagt sich ins Mittelalterliche Kriminalmuseum – mit Schandmasken und Halsgeigen, Eisernen Jungfrauen und anderen Folterinstrumenten informativ, aber nichts für schwache Nerven.
Vorbei an der alten Reichsstadt Ulm, Heimat von Albert Einstein und Sophie Scholl, ist schließlich Illertal-Ost zu sehen, Deutschlands einzige Kunstraststätte: Poppig verspielt im Hundertwasserstil, stammt sie vom Österreicher Herbert Maierhofer. Die nächste Raststätte, Allgäuer Tor, gilt dann als erste mit gutem Fernblick auf die Gipfel der Alpen. Knapp zehn Kilometer weiter wartet Kempten, von den Römern Cambodunum genannt, eine der ältesten Städte der Republik. Und dann sind es nur noch 35 Kilometer bis Füssen, wo die A7 auf Österreichs Landesgrenze trifft. Für sein Barockkloster ist der Ort bekannt, in der nahen Schlucht stürzt der Lech in die Tiefe. Krönender Abschluss ist aber ein Bummel durch Füssens brunnenreiche Altstadt.