Dominique Panzer

Mündliche Sprachmittlung im Spanischunterricht


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kann in beiden Registern, also schriftlich und/oder mündlich erfolgen und ist immer an ein Verstehen des Ausgangstextes (Rezeption) und eine angemessene Formulierung des Zieltextes (Produktion) bzw. viceversa gekoppelt (vgl. Abbildung 2.5). Die dabei beteiligen Sprachen müssen jeweils von der sprachmittelnden Person in ausreichendem Maße beherrscht werden, so dass diese die Kommunikation aufrechterhalten kann. Dabei ist auch ein gewisses Maß an interkulturellem Wissen der beiden Kulturen notwendig, so dass bei kritischen Situationen eingegriffen und ggf. durch spezifische Maßnahmen gegengesteuert werden kann.

      In einem weiteren Modell (vgl. Abbildung 2.6) spezifiziert Hallet (2008b) die bei der Sprachmittlung ablaufenden komplexen, mentalen Teilprozesse, die er auch als kommunikativen Akt der Sprachmittlung bezeichnet; diese werden auch in anderen Modellen wieder aufgegriffen und eingebunden (vgl. Kolb 2016: 137). In dieser Visualisierung beschreibt der Autor die einzelnen Schritte, die von der sprachmittelnden Person bewältigt werden müssen, detaillierter, so dass hier besonders deutlich wird, dass nicht nur die Texterfassung und -produktion, sondern noch diverse weitere Aspekte von Bedeutung sind. Darunter fallen die:

       Wahrnehmung der Notwendigkeit zur Sprachmittlung,

       Textrezeption bzw. Dekodierung,

       Auswahl der wichtigsten Elemente für die Sprachmittlung selbst,

       Erstellung eines neuen Konzepts,

       Textproduktion bestehend aus der Übermittlung und Formulierung des neuen Konzepts sowie

       Beobachtung, wie der neu produzierte Zieltext von dem/der weiteren Gesprächspartner/in aufgefasst wird.

      Alternativ kann es auch notwendig sein, dass bei gewissen Äußerungen des/der einen Gesprächspartners/in eine Erläuterung erforderlich ist, die aufgrund der kulturellen Verschiedenheit entstanden ist. Mit diesen Prozessen ist immer eine zeitgleiche Änderung der Ausgangssprache in die Zielsprache verknüpft, da die beiden Gesprächspartner/innen A und B nicht die gleiche Sprache sprechen.

      Bei den beiden Modellen von Hallet (2008b) ist die Interkulturalität der Situation nicht auf den ersten Blick präsent und spielt auch nur eine eher untergeordnete Rolle, da sie vielmehr die ablaufenden Prozesse der sprachmittelnden Person in den Blick nehmen.

      Sarter (2010: 86f.; vgl. Abbildung 2.7) betont diese interkulturelle Perspektive der Situation viel deutlicher und beschreibt zunächst eine Kommunikation zwischen zwei Partner/innen, die in Form von Sprechakten direkt miteinander in der gleichen Sprache kommunizieren. Beiden Sprecher/innen liegt dabei eine vermeintlich gemeinsame Kultur sowie Sprache bzw. Sprachverwendung zugrunde, so dass keine mittelnde Person von Nöten ist. Dennoch haben beide Personen individuelle Ausprägungen ihrer Kultur und Sprache, was sich auch durch die jeweilige Persönlichkeit und die individuelle (Sprech-)Absicht ausdrückt.

      Abbildung 2.6: Mentaler Prozess der Sprachmittlung (Hallet 2008b: 6f.; Hervorhebungen im Original)

      Abbildung 2.7: Interkulturelle Kommunikationssituation zwischen zwei

      Partnern (Sarter 2010: 86)

      Es handelt sich in diesem Modell der interkulturellen Kommunikationssituation wie auch in dem folgenden von Sarter (2010) entwickelten Modell einer Sprachmittlungssituation (vgl. Abbildung 2.8), im Gegensatz zu den beiden von Hallet (2008b; vgl. Abbildungen 2.5 und 2.6) entworfenen, um rein mündliche Kommunikationssituationen, was auch durch die verwendeten Begriffe ‚Sprecher/in/Hörer/in‘ gegenüber ‚Text oder Äußerung‘ deutlich wird, so dass die dort angesprochenen und implizierten Aspekte von Relevanz sind, aber nur eine der beiden Register betrifft und so für die schriftliche Dimension ergänzt werden müssen.

      Allerdings sind dies Konstellationen, die aufgrund der globalisierten Welt und der steigenden Mobilität immer weniger werden und so viel häufiger solche Situationen entstehen, in denen zwei Personen nicht direkt mündlich miteinander kommunizieren können, da sie verschiedene Sprachen sprechen und dadurch auf eine dritte, vermittelnde Instanz (hier als Sprecher/in bzw. Hörer/in C dargestellt) angewiesen sind (vgl. Abbildung 2.8).

      Diese dritte Person C spricht nicht nur die Sprache von Person A, sondern auch die von Person B und muss sich dabei, je nach Kontext, mit verschiedenen Arten von Kommunikationssituationen und den dazugehörigen Konventionen auseinandersetzen. Sarter (2010: 87) unterscheidet dabei zwischen informellen vs. formellen, symmetrischen vs. asymmetrischen und institutionellen vs. nicht-institutionellen Kontexten, die jeweils einer unterschiedlichen verbalen, nonverbalen sowie paraverbalen Sprachverwendung bedürfen. Sie verweist dabei außerdem auf die korrekte Verwendung der beteiligten Sprachen sowie die Äußerungen der mittelnden Person, die vor allem in Hinblick auf die kulturelle Situation adäquat sein müssen und dadurch Person bzw. Hörer/in C vor eine große Herausforderung stellen und dem Prozess der Sprachmittlung ein hohes Maß an Bedeutung zugewiesen wird.

      Abbildung 2.8: Sprachmittlungssituation mit drei Sprechern bzw. Hörern (Sarter 2010: 87)

      Eines der komplexeren Modelle in Bezug auf Sprachmittlung hat Caspari (2013: 39) vorgelegt und beschreibt darin recht prozesshaft die stattfindende ‚Transformation‘ des Ausgangstextes hin zum Zieltext ohne dabei genauer auf die Prozessstrukturen, die sich bei Hallet (2008b) finden, einzugehen. Besonders deutlich wird aber auch hier der interkulturelle Charakter der Situation hervorgehoben, wie es auch bei Sarter (2010) der Fall war, so dass eine Art Zusammenführung und Weiterentwicklung der bisherigen Modelle von Hallet (2008b) und der eben genannten von Sarter (2010) abgeleitet werden kann (vgl. Abbildung 2.9).

      Caspari (2013: 39f.) differenziert diesen Aspekt der Interkulturalität noch weiter aus, indem sie die Bedingungen des interkulturellen Charakters um die Parameter ‚Ort‘, ‚Anlass‘ und ‚Zeit‘ erweitert, die ebenfalls Einfluss auf die Sprachmittlungssituation haben. In dieser Situation steht der/die Sprachmittler/in zwischen einer/m Sender/in, der/die einen Ausgangstext innerhalb seiner/ihrer Ausgangskultur produziert und einer/m Empfänger/in, der/die den Zieltext in seiner/ihrer Zielkultur wahrnimmt. Dafür muss die sprachmittelnde Person sowohl die Ausgangs- wie auch die Zielkultur gut kennen und zusätzlich ein hohes Maß an interkulturellen Kompetenzen aufweisen, um diese Situation adäquat bewältigen und die Kommunikation aufrecht erhalten zu können.

      Abbildung 2.9: Komplexes Sprachmittlungsmodell (Caspari 2013: 39)

      Die Texte, die durch den/die Sprachmittler/in rezipiert und produziert werden müssen, lassen sich anhand folgender Merkmale erfassen: schriftlicher oder mündlicher Kanal, Inhalt, Textsorte, Stil/Diskursform und Absicht und stehen im direkten Zusammenhang mit der kommunikativen Absicht der Sprachmittlungshandlung. Letztere steuert maßgeblich den gesamten Prozess, da durch das kommunikative Ziel Sinn und Zweck der Äußerungen maßgeblich vorgegeben werden und sich daran auch die möglichen interkulturellen Erläuterungen orientieren müssen.

      Diese Absicht wird auch in dem von Kolb (2014: 100) entwickelten Modell deutlich, obwohl die Interkulturalität der Sprachmittlungssituation erheblich weniger ausdifferenziert wird, indem sie lediglich die Zielkultur als einzige Referenz angibt (vgl. Abbildung 2.10).

      Sie möchte in ihrem Modell sowohl die verschiedenen Komponenten wie auch ablaufenden Prozesse veranschaulichen, die während einer Sprachmittlungssituation auftreten und dabei mündliche wie auch schriftliche Formen abbilden. Sehr prominent sind vor allem die Rezeption des Ausgangstextes und die Produktion des Zieltextes, die durch den/die Sprachmittler/in erfolgen müssen. Kolb (2016) postuliert ebenfalls, dass dieser mit der Makrokompetenz der Sprachmittlung, die weitere unterschiedliche Teilkompetenzen umfasst, ausgestattet sein muss, um so zwischen den verschiedenen Personen vermitteln und agieren zu können. Gleichzeitig kritisiert sie, dass das Modell noch nicht vollständig sei und weitere Aspekte aufgenommen werden müssten, um der Tatsache Rechnung tragen zu können, dass Sprachmittlung eine komplexe Aktivität ist (vgl. ebd.: 125).

      In ihrer Habilitation (Kolb 2016: 136ff.) veröffentlich sie folgendes weiterentwickeltes Modell, dass nicht nur die Komplexität, sondern auch die Interaktion von Sprachmittlung berücksichtigt und dabei möglichst reale bzw. authentische Situationen abbildet (vgl. Abbildung 2.11).

      Neben den