William Shakespeare

Einfach Shakespeare


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und Geschichten,

      Rann nie der Strom der treuen Liebe sanft;

      Denn bald war sie verschieden an Geburt –

      HERMIA

      O Qual! Zu Hoch, vor Niedrigem zu knien!

      LYSANDER

      Bald waren sie in Jahren mißgepaart –

      HERMIA

      O Schmach! Zu alt, mit jung vereint zu sein!

      LYSANDER

      Bald hing sie ab von der Verwandten Wahl –

      HERMIA

      O Tod! Mit fremdem Aug’ der Liebsten wählen!

      LYSANDER

      Und war auch Sympathie in ihrer Wahl,

      So stürmte Krieg, Tod, Krankheit auf sie ein

      Und macht’ ihr Glück gleich einem Schalle flüchtig,

      Wie Schatten wandelbar, wie Träume kurz

      Schnell, wie der Blitz, der in geschwärzter Nacht

      In einem Winke Himmel und Erd entfaltet,

      Doch eh ein Mensch vermag zu sagen: schaut!

      Schlingt gierig ihn die Finsternis hinab:

      So schnell verdunkelt sich des Glückes Schein.

      HERMIA

      Wenn Leid denn immer treue Liebe traf,

      So steht es fest im Rate des Geschicks.

      Drum laßt Geduld uns durch die Prüfung lernen,

      Weil Leid der Liebe so geeignet ist,

      Wie Träume, Seufzer, stille Wünsche, Tränen,

      Der armen, kranken Leidenschaft Gefolge.

      (I, 1)

      Hermias Freundin Helena ist in Demetrius verliebt, der wiederum seinerseits in Hermia verliebt ist. Helena verzehrt sich vor Sehnsucht nach Demetrius und grübelt verzweifelt, warum Demetrius Hermia ihr vorzieht. Im Laufe des Stücks wird recht klar, dass Verliebtsein viel mit Einbildung zu tun hat und hauptsächlich im Kopf stattfindet.

      HELENA

      Wär mein die Welt, ich ließ damit euch schalten,

      Nur diesen Mann wollt ich mir vorbehalten.

      O lehrt mich, wie ihr blickt! Durch welche Kunst

      Hängt so Demetrius an eurer Gunst?

      HERMIA

      Er liebt mich stets, trotz meinen finstern Mienen.

      HELENA

      O lernte das mein Lächeln doch von ihnen!

      HERMIA

      Ich fluch ihm, doch das nährt sein Feuer nur.

      HELENA

      Ach, hegte solche Kraft mein Liebesschwur!

      HERMIA

      Je mehr gehaßt, je mehr verfolgt er mich.

      HELENA

      Je mehr geliebt, je ärger haßt er mich.

      HERMIA

      Soll ich denn Schuld an seiner Torheit sein?

      HELENA

      Nur eure Schönheit: wär die Schuld doch mein!

      HERMIA

      Getrost! Ich werd ihm mein Gesicht entziehen.

      Lysander wird mit mir von hinnen fliehen.

      Vor jener Zeit, als ich Lysandern sah,

      Wie schien Athen ein Paradies mir da!

      Nun denn, wofür sind Reize wohl zu achten,

      Die einen Himmel mir zur Hölle machten? […]

      HELENA, alleine

      Wie kann das Glück so wunderlich doch schalten!

      Ich werde für so schön als sie gehalten.

      Was hilft es mir, so lang Demetrius

      Nicht wissen will, was jeder wissen muß?

      Wie Wahn ihn zwingt, an Hermias Blick zu hangen,

      Vergöttr’ ich ihn, von gleichem Wahn befangen.

      Dem schlecht’sten Ding an Art und an Gehalt

      Leiht Liebe dennoch Ansehn und Gestalt.

      Sie sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen,

      Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen.

      Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind. […]

      Eh Hermia meinen Liebsten mußt’ entführen,

      Ergoß er mir sein Herz in tausend Schwüren;

      Doch, kaum erwärmt von jener neuen Glut,

      Verrann, versiegte diese wilde Flut.

      Jetzt geh ich, Hermias Flucht ihm mitzuteilen!

      Er wird ihr nach zum Walde morgen eilen.

      Zwar, wenn er Dank für den Bericht mir weiß,

      So kauf ich ihn um einen teuren Preis.

      Doch will ich, mich für meine Müh zu laben,

      Hin und zurück des Holden Anblick haben.

      (I, 1)

       Laßt mich mit ihm ziehn

      Noch in seiner Hochzeitsnacht wird Othello, im militärischen Dienst Venedigs, nach Zypern versetzt, um zu verhindern, dass die Türken die Insel erobern. Alle gehen davon aus, dass er seine frischvermählte Ehefrau, Desdemona, zurücklassen wird, doch sie weigert sich und setzt durch, dass sie ihn begleiten darf.

      DESDEMONA

      Daß ich den Mohren liebt’, um ihm zu leben,

      Mag meines Glücks gewaltsam jäher Sturm

      Der Welt zurufen: ja, mein Herz ergab sich

      Ganz unbedingt an meines Herrn Beruf.

      Ich sah in seinem Geist Othellos Antlitz,

      Und seinem Ruhm, und seinem Heldentum

      Hab’ ich Gemüt und irdisch Gut geweiht.

      Drum, würd’ge Herrn, läßt man mich hier zurück,

      Als Friedensmotte, weil er zieht ins Feld,

      So raubt man meiner Liebe teures Recht,

      Und läßt mir eine schwere Zwischenzeit

      Dem Liebsten fern: drum laßt mich mit ihm ziehn.

      (I, 3)

      Trotzdem reisen die beiden in getrennten Schiffen nach Zypern. Aufgrund eines Sturms auf See sind sie heilfroh, als sie sich lebend wiedersehen. Othello fühlt, dass sein Glück jetzt seinen Höhepunkt erreicht hat und er zufrieden sterben könnte. Desdemona geht aber davon aus, dass ihr Glück noch wachsen wird, nachdem sie erst seit Kurzem verheiratet sind und kaum Zeit miteinander verbracht haben. Im Verlauf des Stücks behält leider Othello recht.

      OTHELLO

      Ein Wunder dünkt mich’s, groß wie meine Freude,

      Dich hier zu sehn vor mir. O mein Entzücken!

      Wenn jedem Sturm so heitre Stille folgt,

      Dann blast, Orkane,