William Shakespeare

Einfach Shakespeare


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mich,

      Wenn je ein Freund von mir sie lieben sollte,

      Ich mög’ ihn die Geschicht’ erzählen lehren,

      Das würde sie gewinnen. Auf den Wink

      Erklärt’ ich mich.

      Sie liebte mich, weil ich Gefahr bestand;

      Ich liebte sie um ihres Mitleids willen.

      Das ist der ganze Zauber, den ich brauchte.

      (I, 3)

       Noch farbenstrahlender, als jene Venus

      Als Antonius und Kleopatra sich kennenlernen, hat Kleopatra bereits Liebesbeziehungen zu Julius Cäsar, Pompejus und anderen hinter sich – was Antonius ihr in Wut auch einmal vorwirft:

      ANTONIUS

      Ihr wart halb welk, eh ich euch kannte: Ha! [...]

      Ich fand euch, einen kaltgeword’nen Bissen

      Auf Cäsars Teller, ja ein Überbleibsel

      Gnaeus Pompejus: and’rer heißer Stunden

      Gedenk ich nicht, die eure Lust sich auflas,

      Und nicht der Leumund nennt: denn ganz gewiß,

      Wenn ihr auch ahnen mögt, was Keuschheit sei,

      Ihr habt sie nie gekannt!

      (III, 11)

      Aus der Sicht von Antonius’ Gefolgsmann Enobarbus hört sich die erste Begegnung zwischen Antonius und Kleopatra jedoch ganz anders an. Die Textstelle ist berühmt, weil sie eng auf Shakespeares Quelle, einer Übersetzung von Plutarch, basiert. An den kleinen Veränderungen, die Shakespeare vorgenommen hat, sieht man gut, was an seinen Texten so besonders ist: Bei Shakespeare sind Wind und Segel, Wasser und Ruder ineinander verliebt und können nicht voneinander lassen, während sie miteinander kämpfen, so wie Antonius und Kleopatra.

      ENOBARBUS

      Die Bark’, in der sie saß, ein Feuerthron,

      Brannt’ auf dem Strom: getrieb’nes Gold der Spiegel,

      Die Purpursegel duftend, daß der Wind

      Entzückt nachzog: die Ruder waren Silber,

      Die nach der Flöten Ton Takt hielten, daß

      Das Wasser, wie sie’s trafen, schneller strömte,

      Verliebt in ihren Schlag: doch sie nun selbst –

      Zum Bettler wird Bezeichnung: sie lag da,

      In ihrem Zelt, das ganz aus Gold gewirkt,

      Noch farbenstrahlender, als jene Venus,

      Wo die Natur der Malerei erliegt.

      Zu beiden Seiten ihr holdsel’ge Knaben,

      Mit Wangengrübchen, wie Cupido lächelnd,

      Mit bunten Fächern, deren Weh’n durchglühte

      (So schien’s) die zarten Wangen, die sie kühlten;

      Anzündend statt zu löschen. [...]

      Die Dienerinnen, wie die Nereiden,

      Spannten nach ihr, Sirenen gleich, die Blicke,

      Und Schmuck ward jede Beugung: eine Meerfrau

      Lenkte das Steuer: seid’nes Tauwerk schwoll

      Dem Druck so blumenreicher Händ’ entgegen,

      Die frisch den Dienst versahn. Der Bark’ entströmend

      Betäubt’ ein würz’ger Wohlgeruch die Sinne

      Der beiden nahen Ufer: sie zu sehn

      Ergießt die Stadt ihr Volk: und Mark Anton,

      Hochthronend auf dem Marktplatz, saß allein,

      Und pfiff der Luft, die, wär’ ein Vakuum möglich,

      Sich auch verlor, Kleopatra zu schau’n,

      Und einen Riß in der Natur zurückließ. [...]

      Als sie gelandet, bat Antonius sie

      Zur Abendmahlzeit; sie erwiderte,

      Ihr sei willkommner ihn als Gast zu sehn,

      Und lud ihn. Unser höflicher Anton,

      Der keiner Frau noch jemals Nein gesagt,

      Zehnmal recht schmuck barbiert, geht zu dem Fest,

      Und dort muß nun sein Herz die Zeche zahlen,

      Wo nur sein Auge zehrte. [...] Nicht kann sie Alter

      Hinwelken, täglich Sehn an ihr nicht stumpfen

      Die immerneue Reizung; andre Weiber

      Sätt’gen die Lust gewährend: sie macht hungrig,

      Je reichlicher sie schenkt; denn das Gemeinste

      Wird so geadelt, daß die heil’gen Priester

      Sie segnen, wenn sie buhlt.

      (II, 2)

       Schöne neue Welt

      In dem späten Stück Der Sturm wird Prospero, Herzog von Mailand und Magier, von seinem Bruder Antonio aus seinem Reich vertrieben und mit seiner dreijährigen Tochter Miranda in einem Boot auf dem Meer ausgesetzt. Vater und Tochter werden an eine einsame Insel gespült. Zwölf Jahre später fährt Antonio zusammen mit dem König von Neapel, Alonso, dessen Sohn Ferdinand und Gefolge mit dem Schiff nah an der Insel vorbei, auf der Prospero mit Miranda lebt. Mithilfe seines Luftgeists Ariel inszeniert Prospero einen Sturm, der die Schiffsbesatzung auf seine Insel spült. Er will späte Rache üben. Ariel trennt Ferdinand von den anderen und führt ihn zu Prospero. Dort begegnet Ferdinand Miranda, und Ariels Zauber sorgt dafür, dass die beiden sich auf den ersten Blick ineinander verlieben. Obwohl diese Entwicklung in Prosperos Sinne ist, tut er zunächst so, als wäre er gegen die Beziehung, um zu testen, wie standhaft die junge Liebe ist.

      FERDINAND

      Schönes Wunder,

      Seid ihr ein Mädchen oder nicht?

      MIRANDA

      Kein Wunder,

      Doch sicherlich ein Mädchen. [...] Dies ist

      Der dritte Mann, den ich gesehn; der erste,

      Um den ich seufzte. [...]

      PROSPERO

      Eins ist des andern ganz; den schnellen Handel

      Muß ich erschweren, daß nicht leichter Sieg

      Den Preis verringere. [...]

      Du denkst, sonst gäb’ es der Gestalten keine,

      Weil du nur ihn und Caliban gesehn.

      Du töricht Mädchen! Mit den meisten Männern

      Verglichen, ist er nur ein Caliban,

      Sie Engel gegen ihn.

      MIRANDA

      So hat in Demut

      Mein Herz gewählt; ich hege keinen Ehrgeiz,

      Einen schöner’n Mann zu sehn.

      (I, 2)

      Prospero setzt Ferdinand gefangen und lässt ihn Holz stapeln. Miranda versucht, ihm die Arbeit abzunehmen.

      FERDINAND

      Es gibt mühevolle Spiele, und die Arbeit

      Erhöht