William Shakespeare

Einfach Shakespeare


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rel="nofollow" href="#ud1996e1c-fa2a-4abd-be6a-806c3cbc2d44">Kapitel 8 (»Mein Falsch besiegt dein Wahr«) führt die Meister-Intriganten in Shakespeares Stücken vor. Im 9. Kapitel (»Mit würd’ger Staatskunst«) kommen erstaunlich moderne politische Konflikte zur Sprache. Kapitel 10 (»Wer das Leben läßt«) enthält die berühmtesten Sterbeszenen. Kapitel 11 (»Und eine Stunde lacht’ ich ohne Rast«) steht ganz im Zeichen von Komik und Humor. Die Schwankungen des Schicksals, Prophezeiungen und Vorahnungen sind Inhalt von Kapitel 12 (»Schicksal! Wir wollen sehn, was dir beliebt«). Kapitel 13 (»Sein oder Nichtsein«) enthält die berühmtesten Monologe, Kapitel 14 (»Nichts ist so, wie es ist«) zeigt, dass sich in Shakespeares Stücken der äußere Anschein und die innere Wahrheit von Menschen und Geschehnissen häufig widersprechen. Kapitel 15 (»Ein Sonett zu seinem Ruhm«) versammelt ausgewählte Sonette und Kapitel 16 (»Voll weiser Sprüch’«) berühmte, kurze Zitate mit ihren englischen Originalen.

      Die Zitate aus den einzelnen Stücken sind entnommen aus der Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel und Ludwig und Dorothea Tieck aus dem 19. Jahrhundert (Ausgabe erschienen im Warschauers Verlag, Berlin, ohne Jahresangabe). Die englischen Texte stammen aus The Complete Works of William Shakespeare, herausgegeben von W. J. Craig (Oxford University Press, London, 1926). Die Texte der Sonette stammen, wenn nicht anders angegeben, aus der Ausgabe Shakespeares Sonette, erläutert von Alois Brandl und übersetzt von Ludwig Fulda (Cottasche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart und Berlin, 1925). Die Textgrundlage für Die beiden edlen Vettern ist die Übersetzung von Ferdinand Adolph Gelbcke (in Die englische Bühne zu Shakespeares Zeit. Zwölf Dramen seiner Zeitgenossen, Band III, Brockhaus, Leipzig, 1890). Die Rechtschreibung und Interpunktion wurden behutsam modernisiert, wobei bewusst auf die neue Rechtschreibung verzichtet wurde.

      DEN AUGENBLICK,

      DA ICH EUCH SAHE...

       Wer liebte je und nicht beim ersten Blick?

       Who ever loved that loved not at first sight?

       Verkleidung, du bist eine Schalkheit

      In Was ihr wollt ist Orsino, Herzog von Illyrien, in Olivia verliebt, die jedoch um ihren verstorbenen Bruder trauert und Orsinos Liebe nicht erwidert. Viola wird durch einen Schiffbruch an die Küste Illyriens gespült, verkleidet sich als Mann und tritt als Page unter dem Namen Cesario in Orsinos Dienst. In seinem Auftrag wirbt sie bei Olivia für Orsino. Das hat jedoch zur Folge, dass Olivia sich in die als Cesario verkleidete Viola verliebt, während Viola selbst sich in Orsino verliebt. Wenn man dabei im Hinterkopf behält, dass zu Shakespeares Zeit alle Frauenrollen mit männlichen Schauspielern besetzt waren, nimmt die Mehrdeutigkeit zu: Ein männlicher Schauspieler spielt eine Frau, die sich wiederum als Mann verkleidet. Viola und Olivia begegnen sich das erste Mal, als Orsino Viola zu ihr schickt, um für ihn zu werben.

      VIOLA

      Ich seh euch, wie ihr seid: ihr seid zu stolz;

      Doch wärt ihr auch der Teufel, ihr seid schön.

      Mein Herr und Meister liebt euch; solche Liebe

      Kann nur vergolten werden, würdet ihr

      Als Schönheit ohne Gleichen auch gekrönt. [...]

      O liebt’ ich euch mit meines Herren Glut,

      Mit solcher Pein, so todesgleichem Leben,

      Ich fänd in euerm Weigern keinen Sinn,

      Ich würd es nicht verstehn.

      OLIVIA

      Nun wohl, was tätet ihr?

      VIOLA

      Ich baut’ an eurer Tür ein Weidenhüttchen,

      Und riefe meiner Seel’ im Hause zu;

      Schrieb’ fromme Lieder der verschmähten Liebe,

      Und sänge laut sie durch die stille Nacht;

      Ließ’ euern Namen an die Hügel hallen,

      Daß die vertraute Schwätzerin der Luft

      »Olivia« schrie. O ihr solltet mir

      Nicht Ruh genießen zwischen Erd’ und Himmel,

      Bevor ihr euch erbarmt! [...]

      Steckt euern Beutel ein, ich bin kein Bote;

      Mein Herr bedarf Vergeltung, nicht ich selbst.

      Die Liebe härte dessen Herz zu Stein,

      Den ihr einst liebt, und der Verachtung nur

      Sei eure Glut, wie meines Herrn geweiht!

      Gehabt euch wohl dann, schöne Grausamkeit! geht ab

      OLIVIA

      Wie ist eure Herkunft?

      »Obschon mir’s wohl geht, über meine Lage:

      Ich bin ein Edelmann.« Ich schwöre drauf;

      Dein Antlitz, deine Zunge, die Gebärden,

      Gestalt und Mut sind dir ein fünffach Wappen.

      Doch nicht zu hastig! Nur gemach, gemach!

      Der Diener müßte denn der Herr sein. Wie?

      Weht Ansteckung so gar geschwind uns an?

      Mich däucht, ich fühle dieses Jünglings Gaben

      Mit unsichtbarer leiser Überraschung

      Sich in mein Auge schleichen. Wohl, es sei! [...]

      Ich tu, ich weiß nicht was; wofern nur nicht

      Mein Auge mein Gemüt zu sehr besticht.

      Nun walte, Schicksal! Niemand ist sein eigen;

      Was sein soll, muß geschehn: so mag sich’s zeigen!

      (I, 5)

      Da Viola/Cesario für Orsino wirbt, muss Olivia »ihn« zurückweisen. Und doch will sie Cesario wiedersehen und schickt ihren Diener Malvolio hinter »ihm« her. Malvolio soll Cesario einen Ring geben, von dem Olivia behauptet, dass Cesario ihn Olivia als Geschenk von Orsino überbracht hätte. Außerdem soll Malvolio Cesario ausrichten, dass er sich nicht mehr blicken lassen soll, außer um Olivia zu berichten, wie Orsino die Zurückweisung des Ringes aufgenommen hätte. Viola entschlüsselt diese komplizierte Liebesbotschaft mühelos.

      VIOLA

      Ich ließ ihr keinen Ring. Was meint dies Fräulein?

      Verhüte, daß mein Schein sie nicht betört!

      Sie faßt’ ins Auge mich, fürwahr so sehr,

      Als wenn ihr Aug’ die Zunge ganz verstummte:

      Sie sprach verwirrt in abgebrochnen Reden.

      Sie liebt mich – ja! Die Schlauheit ihrer Neigung

      Lädt mich durch diesen mürr’schen Boten ein.

      Der Ring von meinem Herrn? Er schickt’ ihr keinen;

      Ich bin der Mann. Wenn dem so ist, so täte