William Shakespeare

Einfach Shakespeare


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      Betram jedoch ist wenig begeistert von der Aussicht, Helena heiraten zu sollen.

      HELENA

      Ich sage nicht, ich nehm euch; doch ich gebe

      Mich selbst und meine Pflicht, so lang ich lebe,

      In eure edle Hand. Dies ist der Mann.

      KÖNIG

      Nimm sie denn, junger Bertram, als Gemahlin.

      BERTRAM

      Gemahlin, gnäd’ger Herr? Mein Fürst, vergönnt,

      In solcherlei Geschäft laßt mich gebrauchen

      Die eig’nen Augen.

      KÖNIG

      Bertram, weißt du nicht

      Was sie für mich getan?

      BERTRAM

      Ja, teurer König;

      Doch folgt daraus, daß ich mich ihr vermähle?

      KÖNIG

      Du weißt, sie half mir auf vom Krankenbett.

      BERTRAM

      Und soll ich deshalb selbst zum Tod erkranken,

      Weil sie euch hergestellt? Ich kenne sie;

      Mein Vater ließ als Waise sie erziehn:

      Des armen Arztes Kind mein Weib!

      Verachtung Verzehre mich vorher!

      KÖNIG

      Den Stand allein verachtest du, den ich

      Erhöhn kann. Seltsam ist’s, daß unser Blut –

      Vermischte man’s – an Farbe, Wärm und Schwere

      Den Unterschied verneint und doch so mächtig

      Sich trennt durch Vorurteil. Ist jene wirklich

      Von reiner Tugend, und verschmähst du nur

      Des armen Arztes Kind – so schmähst du Tugend

      Um eines Namens willen. Das sei fern!

      Wo Tugend wohnt, und sei’s am niedern Herd,

      Wird ihre Heimat durch die Tat erklärt. [...]

      BERTRAM

      Sie lieb’ ich nicht, und streb auch nie danach.

      HELENA

      Mich freut, mein Fürst, daß ihr genesen seid;

      Das andre laßt!

      (II, 3)

      Helena verzichtet auf Bertram, doch der König besteht auf der Heirat. Um vor dem Vollzug der Ehe zu fliehen, zieht Bertram in den Krieg. Auf dem Feldzug verliebt er sich in eine andere Frau, Diana. Helena überredet sie, so zu tun, als gäbe sie Bertrams Werben nach, und trifft sich an ihrer Stelle mit ihm. Im Dunkeln merkt Bertram nicht, dass Helena gar nicht Diana ist.

      HELENA

      O seltsame Männer!

      So süß könnt ihr behandeln, was ihr haßt,

      Wenn der betrognen Sinne lüstern Wähnen

      Die schwarze Nacht beschämt. So spielt die Lust

      Mit dem, was sie verabscheut, unbewußt.

      (IV, 4)

       Es war die Nachtigall und nicht die Lerche

      Eine der berühmtesten Szenen aus Romeo und Julia ist ihr Abschied nach ihrer ersten Liebesnacht. Romeo wird aus Verona verbannt, weil er Tybalt, Julias Cousin, in einem Duell getötet hat, nachdem Tybalt seinen Freund Mercutio tödlich verwundet hat.

      JULIA

      Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern.

      Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,

      Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang.

      Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.

      Glaub’, Lieber, mir: es war die Nachtigall.

      ROMEO

      Die Lerche war’s, die Tagverkünderin,

      Und keine Nachtigall; sieh den neid’schen Streif,

      Der dort im Ost der Frühe Wolken säumt.

      Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt,

      Der muntre Tag erklimmt die dunst’gen Höhn;

      Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod.

      JULIA

      Trau mir, das Licht ist nicht des Tages Licht,

      Die Sonne hauchte dieses Luftbild aus,

      Dein Fackelträger diese Nacht zu sein,

      Dir auf dem Weg nach Mantua zu leuchten;

      Drum bleibe noch; zu gehn ist noch nicht Not.

      ROMEO

      Laß sie mich greifen, ja, laß sie mich töten!

      Ich gebe gern mich drein, wenn du es willst.

      Nein, jenes Grau ist nicht des Morgens Auge,

      Der bleiche Abglanz nur von Cynthias Stirn.

      Das ist auch nicht die Lerche, deren Schlag

      Hoch über uns des Himmels Wölbung trifft.

      Ich bleibe gern; zum Gehn bin ich verdrossen.

      Willkommen, Tod! Hat Julia dich beschlossen. –

      Nun, Herz? Noch tagt es nicht, noch plaudern wir.

      JULIA

      Es tagt, es tagt! Auf! Eile! Fort von hier!

      Es ist die Lerche, die so heiter singt,

      Und falsche Weisen, rauhen Mißton gurgelt.

      Man sagt, der Lerche Harmonie sei süß;

      Nicht diese: sie zerreißt die unsre ja.

      Die Lerche, sagt man, wechselt mit der Kröte

      Augen; möchte sie doch auch die Stimme!

      Die Stimm’ ist’s ja, die Arm aus Arm uns schreckt,

      Dich von mir jagt, da sie den Tag erweckt.

      Stets hell und heller wird’s: wir müssen scheiden.

      ROMEO

      Hell und heller; dunkler stets und dunkler unsre Leiden!

      (III, 5)

       Arme, nehmt die letzte Umarmung!

      Nur wenig später wird Julia von ihren Eltern gezwungen, Graf Paris zu heiraten. Ihre Eltern wissen nicht, dass sie heimlich Romeo geheiratet hat. Damit sie die Doppelheirat umgehen kann, gibt ein Mönch ihr ein Schlafmittel, das sie wie tot erscheinen lässt. Ihre Familie beerdigt sie, doch Romeo bekommt leider nur die Nachricht von ihrem Tod, nicht die Briefe des Mönchs, die ihm den geheimen Plan erklärt hätten. Als Romeo die betäubte Julia in der Gruft ihrer Familie findet, hält er sie für tot und bringt sich daraufhin um. Kurze Zeit später erwacht Julia, sieht den toten Romeo neben sich und tötet sich ebenfalls selbst.

      ROMEO

      Wie oft sind Menschen, schon des Todes Raub,

      Noch fröhlich worden! Ihre Wärter nennen’s

      Den letzten Lebensblitz. Wohl mag dann dies

      Ein