William Shakespeare

Einfach Shakespeare


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wie Olymp, und tauch hinunter tief

      Zum Grund der Hölle! Gölt’ es, jetzt zu sterben,

      Jetzt wär’ mir’s höchste Wonne; denn ich fürchte,

      So volles Maß der Freude füllt mein Herz,

      Daß nie ein andres Glück mir diesem gleich

      Im Schoß der Zukunft harrt.

      DESDEMONA

      Verhüte Gott,

      Daß unsre Lieb’ und Glück nicht sollten wachsen

      Wie unsrer Tage Zahl!

      OTHELLO

      Amen, ihr holden Mächte!

      Nicht auszusprechen weiß ich diese Wonne,

      Hier stockt es; o es ist zu viel der Freude.

      (II, 1)

       Nichts von Gehn

      Das ausschweifende Leben als Liebespaar, das Antonius und Kleopatra in Ägypten führen, erregt die Missbilligung seiner beiden Mit-Triumvirn, Ocatvius Cäsar und Lepidus, mit denen er sich die Weltherrschaft teilt. Sowohl Cäsar als auch Antonius’ Ehefrau Fulvia fordern seine Anwesenheit in Rom, doch Antonius ist so sehr in Kleopatra vernarrt, dass er sich zunächst weigert, irgendwelche Boten aus Rom auch nur anzuhören. Das Schicksal Roms ist ihm gleichgültig.

      ANTONIUS

      Schmilz in die Tiber, Rom! Der weite Bogen

      Des festen Reichs, zerbrich! Hier ist die Welt,

      Thronen sind Staub: die kot’ge Erde nährt

      Wie Mensch, so Tier: der Adel nur des Lebens

      Ist, so zu tun: wenn solch ein liebend Paar,

      Und solch Zwillings-Gestirn es darf: worin

      (Bei schwerer Ahndung wisse das die Welt!)

      Wir unerreichbar sind!

      KLEOPATRA

      Erhabne Lüge!

      Wie ward Fulvia sein Weib, liebt’ er sie nicht?

      So will ich Törin scheinen und nicht sein;

      Anton bleibt stets er selbst.

      ANTONIUS

      Nur nicht, reizt ihn Kleopatra. Wohlan,

      Zu Liebe uns’rer Lieb’ und süßen Stunden,

      Nicht sei durch herb Gespräch die Zeit verschwendet.

      Kein Punkt in unserm Leben, den nicht dehne

      Noch neue Lust. Welch Zeitvertreib zu Nacht?

      (I, 1)

      Es ist Kleopatra, die Antonius drängt, die Boten anzuhören. Der Bote selbst zögert zunächst, Antonius die Wahrheit zu sagen.

      BOTE AUS ROM

      Der bösen Zeitung Gift macht krank den Boten.

      ANTONIUS

      Wenn er sie Narren und Feigen meldet: weiter!

      Mir ist Geschehnes abgetan. Vernimm,

      Wer mir die Wahrheit sagt und spräch’ er Tod,

      Ich hört’ ihn an, als schmeichelt’ er. […]

      Sprich dreist, verfeinre nicht des Volkes Zunge

      […]. Nur Unkraut tragen wir,

      Wenn uns kein Wind durchschüttelt; und uns schelten,

      Heißt nur rein jäten.

      (I, 2)

      Als Antonius schließlich erfährt, dass seine Ehefrau Fulvia tot ist und dass sie in seinem Namen Krieg geführt hat, entscheidet er sich, Kleopatra schweren Herzens zu verlassen – wenn auch nur vorübergehend. Sobald er von Fulvias Tod erfährt, stellt Antonius fest, dass ihre Abwesenheit sie wieder attraktiv macht.

      ANTONIUS

      Was wir verachtend oft hinweggeschleudert,

      Das wünschen wir zurück: erfüllte Freude

      Durch Zeitumschwung ermattet, wandelt sich

      Ins eig’ne Gegenteil: gut ist sie nun, weil tot;

      Nun reicht’ ich gern die Hand, die ihr gedroht.

      Fliehn muß ich diese Zauberkönigin:

      Zehntausend Wehn, und schlimmre, als ich weiß,

      Brütet mein Müßiggang.

      (I, 2)

      Kleopatra macht Antonius den Abschied so schwer wie möglich.

      KLEOPATRA

      Sieh wo er ist, wer mit ihm, was er tut,

      (Ich schickte dich nicht ab:) Findst du ihn traurig,

      Sag ihm, ich tanze: ist er munter, meld ihm,

      Ich wurde plötzlich krank. Schnell bring mir Antwort.

      CHARMION

      Fürstin, mir scheint, wenn ihr ihn wirklich liebt,

      Ihr wählt die rechte Art nicht, ihn zur Liebe

      Zu zwingen.

      KLEOPATRA

      Und was sollt’ ich tun und lass’ es?

      CHARMION

      Gebt immer nach, laßt euch von ihm nur führen.

      KLEOPATRA

      Törichter Rat! Der Weg ihn zu verlieren!

      CHARMION

      Versuch ihn nicht zu sehr: ich bitt’, erwägt,

      Wir hassen bald, was oft uns Furcht erregt.

      (I, 3)

      KLEOPATRA

      Nein, such nur keine Färbung deiner Flucht.

      Geh, sag Lebwohl: als du zu bleiben flehtest,

      Da galt’s zu sprechen: damals nichts von Gehn!

      In unserm Mund und Blick war Ewigkeit,

      Wonn’ auf den Brau’n, kein Tropfen Blut so arm,

      Der Göttern nicht entquoll: und so ist’s noch,

      Oder der größte Feldherr du der Welt,

      Wurdest zum größten Lügner. […]

      Wenn mich das Alter auch nicht schützt vor Torheit,

      Doch wohl von Kinderei. […] Nicht Fulvias Tod beweinen,

      Zeigt mir, wie leicht du einst erträgst den meinen. […]

      O bitte, wende dich und wein um sie,

      Dann sag mir Lebewohl, und sprich: die Tränen

      Sind für Ägypten: spiel einmal als Meister

      Ein Stück Verstellung, Lieber, das mißscheine

      Als echte Ehre! […]

      Höflicher Herr, ein Wort:

      Wir beide müssen scheiden, doch das ist’s nicht,

      Wir beide liebten einst, doch das ist’s auch nicht,

      Das wißt ihr wohl – was war’s doch, das ich meinte?

      O mein Gedächtnis ist ein rechter Antonius,

      Und ich bin ganz vergessen!

      ANTONIUS