Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman


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war bei Mama in der Klinik und Marilli im Hause. Will man uns schon unterstellen, dass wir das Feuer gelegt haben?«, fragte Bobby unwillig.

      »Gott bewahre. Ich möchte euch helfen. Ich werde doch solchem Gerede nicht Gehör schenken. Kommt zum Mittagessen ins Jagdschlössel. Ich lade euch ein.«

      »Danke, aber wir essen zu Hause«, erwiderte Bobby. »Ich kann nicht weg, und meine Schwestern müssen Mama besuchen.«

      »Weiß sie es schon?«, fragte Fritz Kienbaum.

      »Nein, und sie darf jetzt auch noch nichts erfahren.«

      Annelore hatte sich zurückgezogen. Bobby war das gar nicht aufgefallen, aber Kienbaum schien es zu ärgern.

      »Hat Annelore etwas gegen mich?«, fragte er lauernd.

      »Wir müssen viel erledigen.«

      »Ich biete gern meine Hilfe an. Ich biete Annelore auch eine gutbezahlte Stellung.«

      »Die bekommt sie allweil«, entgegnete Bobby, »aber jetzt ha­ben wir hier selbst noch genug zu tun. Es fällt allerhand Schreibkram an.«

      »Ich werde Berthold besuchen, sobald es möglich ist. Er wird meine Hilfe bestimmt gern annehmen«, sagte Fritz Kienbaum ironisch. »Wenn ihr meint, allein zurechtzukommen, will ich mich nicht aufdrängen.«

      Annelore trat nicht in Erscheinung, aber Marilli verabschiedete sich freundlich von Kienbaum.

      »Ist er endlich weg?«, fragte Annelore dann.

      »Ein bisschen freundlicher könntest du schon zu ihm sein«, meinte Marilli.

      »Ich kann ihn nicht leiden.«

      Bobby verschränkte die Arme über der Brust. »Papa hat sich aber ziemlich abhängig von ihm gemacht«, sagte er dumpf. »Kienbaum hat ihm fünfzigtausend geliehen, aber das bleibt unter uns. Du behältst es auch für dich, Marilli!«

      »Meinst du, ich gehe mit unseren Schulden hausieren«, konterte sie schnippisch. »Das fehlt gerade noch. Immerhin ist Kienbaum bisher der Einzige, der Hilfe anbietet.«

      »Er wird schon wissen, warum«, sagte Annelore. »Aber jetzt bekommen wir erst mal die Kripo ins Haus. Sie nehmen die Ermittlungen auf. Da kommen sie ja anscheinend schon.«

      Es waren zwei Beamte, und dann wurden den Geschwistern Fragen über Fragen gestellt, auch die, ob sie einen Verdacht hegen würden.

      Befragt wurde auch Seppi, aber er gab sich noch damischer als sonst. Von Kaspar und Burgl war nichts anderes zu hören, als dass sie mit dem Gartenschlauch das Feuer vom Wohnhaus ferngehalten hätten, und wie nötig das gewesen war, verriet die rußgeschwärzte Ostseite des Hauses.

      Doch das war nur der Anfang der Ermittlungen. Die Geschwister ahnten noch nicht, was alles auf sie zukommen würde.

      Annelore und Marilli fuhren dann zur Klinik. Mehrmals ermahnte Annelore die Jüngere, sich ja nicht zu verraten.

      »Mir kommt es grad so vor, als würdest du mich für blöd halten«, beschwerte sich Marilli.

      »Das nicht, Marilli, aber du bist sehr spontan. Du traust ja auch dem tückischen Kienbaum.«

      »Wieso tückisch?«, fragte Marilli.

      »Er ist doch scheinheilig. Ich traue ihm nicht über den Weg.«

      »Ich verstehe dich wirklich nicht, Anne. Der einzige Mensch, der uns helfen will, ist dir ein Dorn im Auge.«

      »Es wird sich schon herausstellen, wer recht hat«, sagte Annelore.

      *

      Jörg Cremer hatte zu dieser Zeit auch eine längere Besprechung mit seinem Chef. Dr. Rambolt hielt sehr viel von seinem jungen Mitarbeiter, der erst seit ein paar Monaten in seinem Ziegelwerk angestellt war.

      Das Geschäftliche war besprochen. Dann fasste sich Jörg ein Herz.

      »Dürfte ich eine persönliche Frage an Sie richten, Herr Dr. Rambolt?«

      »Nur zu.«

      »Gestern Abend ist das Sägewerk Marl abgebrannt.«

      »Was sagen Sie da?«, fragte Dr. Rambolt erregt. »Ich habe noch nichts davon gehört. Haben sie es jetzt geschafft?«

      Jörg sah ihn bestürzt an. »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte er stockend. »Die Marls haben damit nichts zu tun.«

      »Das meine ich auch nicht. Marl ist ein sehr seriöser Mann, aber auch sehr konservativ. Ich weiß aber auch, dass eine Baugesellschaft sehr an seinem Terrain interessiert ist.«

      »Dann stimmt das also«, sagte Jörg nachdenklich.

      »Genaues weiß ich nicht, aber ich kann mich erkundigen, wenn es für Sie von Interesse ist, Herr Cremer. Sie kennen die Familie?«

      »Schon lange. Ich bin mit Annelore Marl befreundet und möchte sie gern heiraten. Sie haben viel Pech gehabt.«

      »Und welche Hilfe kann ich Ihnen geben?«

      »Sie kennen doch Herrn Kienbaum. Ich würde gern wissen, welche Rolle er innerhalb der Baugesellschaft spielt.« Jörg wurde rot. »Es ist sonst nicht meine Art, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.«

      »Ich verstehe Sie schon. Sie haben Grund, misstrauisch gegen Herrn Kienbaum zu sein! Sie dürfen ganz offen zu mir sein, Herr Cremer.«

      »Es wird viel geredet, aber etwas habe ich schon erfahren. Ein Freund von mir ist Architekt in der Baugesellschaft. Er deutete mir an, dass Kienbaum da ganz dick beteiligt ist, ohne selbst genannt zu werden.«

      »Das könnte stimmen. Aber jetzt informieren Sie mich erst genauer, Herr Cremer. Wie ist es zu dem Brand gekommen?«

      Jörg erzählte, was er bisher wusste und was er dachte. Dr. Rambolt hörte ihm sehr konzentriert zu.

      »Da haben Sie mich auf etwas gebracht, was ich bisher nicht in Betracht gezogen habe«, sagte er. »Darüber sprechen wir später. Und unser Gespräch wird tatsächlich als ganz privat und diskret behandelt. Ich werde es Sie wissen lassen, wenn ich Erkundigungen eingezogen habe. Sollten Sie mehr erfahren, bitte ich, mir dies mitzuteilen.«

      »Sie verübeln es mir nicht?«, fragte Jörg.

      »Ganz im Gegenteil. Es war für mich sehr interessant. In dieser Branche ist man vor Überraschungen nicht sicher und es ist immer gut vorgewarnt zu sein.«

      Jörg mochte jetzt nicht auch noch fragen, was er damit meinte. Er war erleichtert, dass er keine Abfuhr bekommen hatte. Dr. Rambolt trennte sich mit einem festen Händedruck von ihm. »Es ist immer gut, wenn man weiß, was man von seinen Mitarbeitern zu halten hat, Herr Cremer«, sagte er. »In sechs Wochen verlässt uns Herr Schubert, dann werden Sie Abteilungsleiter.«

      »Aber Schubert hat doch gar nicht gekündigt«, sagte Jörg stockend.

      »Er wird uns dennoch verlassen. Es braucht darüber nicht gesprochen zu werden.«

      Für Dr. Rambolt war es sehr aufschlussreich gewesen, was er von Jörg erfahren hatte, doch der sollte es erst viel später erfahren, wovor er seinen Chef gewarnt hatte.

      Ute Rambolt kannte ihren Mann selten so schweigsam wie an diesem Abend.

      »Was hast du, Jens?«, fragte sie. »Sorgen?«

      Er schrak zusammen, und sie merkte, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen war.

      »Wir sollten Kienbaum bald einmal einladen«, sagte er.

      Jetzt war sie erschrocken. »Wieso denn das?«, fragte sie verwirrt, und für diese Verwirrung hatte sie gute Gründe, denn Fritz Kienbaum hatte zu ihren hartnäckigsten Bewerbern gehört. Ute war nicht nur eine sehr aparte Frau, sie hatte auch einen sehr reichen Vater gehabt, der ihr eine erkleckliche Mitgift mitgegeben hatte. Sie hatte sich für Jens Rambolt entschieden, und das nicht nur deshalb, weil er Besitzer dieses gut florierenden Ziegelwerkes war. Sie waren bereits zehn Jahre verheiratet und hatten zwei Kinder.

      »Soll