Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman


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gehustet. Er weiß, dass ich langsam zu Geld komme, und das hätte er mir dann auch noch abgeknöpft.«

      »Er hat vierzigtausend Euro erbeutet, aber das Geld ist verschwunden.«

      Sie kniff die Augen zusammen. »Ich habe es nicht, da hätte ich nicht mitgemacht. Aber ich könnte Ihnen einen Tipp geben, wenn Sie nicht verraten, von wem Sie den haben. Der Dicke, der sich da gestern an die Bar gedrängt hat, Tucker nennt er sich, richtig heißt er Hermann Dieck, er hat Paul das Auto verschafft, und bestimmt nicht umsonst. Ich vermute da was, aber ich werde dazu nichts sagen. Ich will noch leben, da es mir jetzt schon finanziell ein bisschen besser geht.«

      »Ist okay, Heike. Besten Dank vorerst.«

      »Mir tut Frau Weber leid. Paul hat es doch wirklich gut gehabt.« Dann verabschiedete sie sich rasch. Aber der nächste Patient musste noch ein bisschen warten, denn Dr. Norden rief erst Inspektor Heller an.

      Der wollte natürlich wissen, woher er diese Information bezogen hätte, doch Dr. Norden berief sich darauf, dass er sie von einem Patienten bekommen hätte, der da nicht hineingezogen werden wol­le.

      Nun konnte er nur hoffen, dass Heikes Information von Erfolg gekrönt sein würde. Ganz konzentriert war er bei den nächsten Patienten nicht, aber deren Wehwehchen kannte er glücklicherweise schon ganz genau.

      Fee hatte sich indessen entschlossen, ihr Vorhaben gleich an diesem Vormittag wahrzumachen, und sie wählte die Nummer von Viola Anderten.

      »Viola-Kindermoden«, meldete sich eine Stimme.

      »Fee Norden, ist Frau Anderten zu sprechen?«

      »In welcher Angelegenheit?«

      »In privater. Vielleicht melden Sie mich als Felicitas Norden, geborene Cornelius an.«

      Ein paar Sekunden vergingen, dann tönte eine atemlose Stimme an Fees Ohr.

      »Fee, ist das möglich? Mein Gott, ist das eine schöne Überraschung. Wem habe ich es zu verdanken, dass du dich meiner erinnerst?«

      »Ich habe für meine Tochter Anneka ein Kleid von Viola-Kindermoden gekauft, und da waren die Erinnerungen wieder ganz gegenwärtig. Ist doch eigentlich blöd, dass wir so lange nichts voneinander gehört haben.«

      »Ein Grund mehr, um alles nachzuholen. Ich bin gerade auf dem Sprung, um nach München zu fahren. Könnten wir uns nachmittags treffen?«

      »Wie wäre es, wenn du zu mir kommen würdest?«

      »Ich weiß ja nicht mal, wo ihr wohnt.«

      Fee erklärte es ihr. »Das wäre nicht mal ein Umweg für mich«, sagte Viola. »Du, ich freue mich. Das ist mal wieder ein richtiger Lichtblick!«

      Sie hat also doch Kummer, dachte Fee, als das Gespräch beendet war. Und unwillkürlich sah sie die junge, lebensfrohe, immer zu Späßen aufgelegte Viola vor sich, die gewiss kein Veilchen gewesen war, das im Verborgenen blüht. Konnten zehn Jahre einen Menschen völlig verändern?

      Fee warf einen Blick in den Spiegel. Etwas reifer und fraulicher war sie freilich auch geworden, aber sie war eine vollkommen glückliche Frau.

      Daniel kam mittags später heim als sonst. Aber er brachte auch eine gute Nachricht. Hermann Dieck war von der Polizei überrumpelt worden, und man hatte bei ihm tatsächlich den Koffer mit dem Geld gefunden.

      Er war so davon überrascht worden, dass er glaubte, sein Kumpan Paul hätte ihn verraten, und er stieß wilde Drohungen gegen ihn aus.

      Als Daniel Norden das erfahren hatte, war er zufrieden. Heike würde aus dem Spiel bleiben, und er war auch weiterhin nicht geneigt, Inspektor Heller zu verraten, woher er diese Information bekommen hatte. Schließlich war auch Heike der Polizei nicht ganz unbekannt.

      »Frau Weber wird nun bald freikommen«, sagte er erleichtert.

      »Sie wird noch einige Zeit brauchen, um darüber hinwegzukommen«, meinte Fee.

      »Ich werde sie heute Abend besuchen. Jetzt wird man nichts mehr dagegen haben.«

      »Viola besucht mich nachmittags«, sagte Fee. »Ich habe mit ihr telefoniert. Sie ist heute zufällig in München. Sie hat sich gefreut.«

      »Na bitte, dann bist du ja zufrieden und wirst mich nicht vermissen«, sagte Daniel lächelnd.

      »Natürlich vermisse ich dich. Allzu spät wirst du ja hoffentlich nicht kommen.«

      »Mal sehen, wie lange es dauert, um der guten Frau Weber Mut zu machen, wieder in das Alltagsleben zurückzukehren.«

      »Ich glaube nicht, dass sie wieder in das Geschäft gehen will«, sagte Fee nachdenklich. »Aber einfach ist es ja jetzt nicht mehr für eine Frau von Mitte vierzig, eine neue Stellung zu finden.«

      Daniel warf ihr einen Seitenblick zu, der vieles sagte. »Dir wird bestimmt etwas einfallen«, meinte er lächelnd.

      *

      Viola Anderten hatte einiges erledigen müssen. Sie konnte sich vor Aufträgen kaum noch retten, doch ihr fehlte es an Arbeitskräften, um diesen Ansturm bewältigen zu können. Einen so schnellen Erfolg hatte sie nicht erwartet, denn billig war ihre Kollektion ja nicht gerade.

      Als sie dann schließlich bei Fee ankam, machte sie einen recht gestressten Eindruck. Dennoch war sie noch immer die aparte Viola, wie Fee sie in Erinnerung hatte.

      Mit einer innigen Umarmung wurde die lange Trennungszeit überbrückt. Beider Augen waren feucht, als sie sich dann lange musterten.

      »Du bist noch schöner geworden, Fee«, sagte Viola leise.

      »Wollen wir uns gegenseitig Komplimente machen?«, fragte Fee ablenkend. »Wir machen es uns lieber gemütlich, solange die Kinder noch in der Gymnastikstunde sind.«

      »Wie viel Kinder hast du?«, fragte Viola.

      »Drei, und du?«

      »Zwei, Benny ist sechs und San­dra vier Jahre.«

      »Und du hast doch noch Zeit für einen Beruf!«

      »Thomas ist so oft im Ausland, da habe ich es wieder gepackt. Ich kann doch nicht mit den Kindern in der Welt herumirren. Sie brauchen ein Zuhause. Sie sind gesundheitlich auch zu anfällig, um ständigen Wechsel zu verkraften. Aber ein ehrgeiziger Mann hat dafür wenig Verständnis. Du hast es diesbezüglich besser getroffen, Fee.«

      Es war nur eine Andeutung, aber Fee hatte schon ihre Ahnungen.

      »Ich wollte auch wieder Fuß fassen, bevor ich zu alt werde«, fuhr Viola fort. »Dass es so einschlägt, hätte ich allerdings nicht gedacht.«

      »Es sind ja auch besonders hübsche Sachen«, sagte Fee. »Ich muss dich bewundern.«

      »Ach was, ich habe es ja gelernt, und zuerst habe ich nur für meine Kinder entworfen und auch selbst genäht. Und dann dachte ich …«, sie atmete tief durch, »ja, dann kam es mir in den Sinn, damit mein eigenes Geld zu verdienen, falls unsere Ehe schiefgeht. Du hast dir sicher schon so etwas gedacht, Fee.«

      »Ich habe all die Jahre ja nichts von dir gehört, Viola, da kommen manche Gedanken.«

      »Die ersten drei Jahre waren wir in Amerika. Dort ist auch Benny geboren. Dann bot sich für Thomas Japan an. Dahin wollte ich nicht mit dem Baby. Ich wollte auch meine Mutter wiedersehen, die schon einige Zeit krank war. So bin ich wieder heimgekehrt. Ich war schon wieder schwanger. Sandra kam zur Welt. Thomas sah sie zum ersten Mal, als sie bereits vier Monate alt war. Er verbrachte einen längeren Urlaub bei uns, aber Mutters Leiden ging ihm auf die Nerven. Damals, als wir geheiratet haben, wusste ich nicht, dass er so rastlos ist, und so wahnsinnig ehrgeizig. Sein Reden war immer, dass wir noch genug Zeit zum Ausruhen finden würden, wenn wir älter sind, und dann hätte er schließlich auch die Position, die uns gestatten würde, uns alles zu leisten. Als Mutter vor zwei Jahren starb, fand ich mich dann bereit, mit den Kindern zu ihm nach England zu gehen. Das war ja nicht gar so weit. Wir wohnten sehr schön, aber er hatte wenig Zeit für uns. Benny bekam das Klima nicht. Er ist asthmaanfällig.