Fee. Gewiss ist es auch meine Schuld …« Sie kam nicht weiter, denn nun kamen die Kinder hereingestürmt, voran Anneka, die Viola sogleich versicherte, dass sie noch mehr so hübsche Kleidchen haben wolle.
Viola war abgelenkt, denn auch Danny und Felix taten kund, dass sie sich schon einiges aus dem Prospekt ausgesucht hätten.
»Es wird am besten sein, ihr kommt mit einer Mami mal nach Ammerland«, sagte Viola, die jetzt einen gelösteren Eindruck machte. »Wie wäre es mit Samstag?«
»Kann Papi da auch mitkommen, da hat er doch Zeit«, sagte Anneka.
»Natürlich kann er mitkommen, und meine Kinder freuen sich bestimmt sehr, wenn sie mal Gesellschaft haben.«
Da wollten die drei erst mal wissen, wie alt Violas Kinder wären und auch nach den Namen fragten sie, und es ging munter zu im Hause Norden, während Daniel nun schon bei Frau Weber weilte.
*
»Das habe ich doch nur Ihnen zu verdanken, dass ich nun bald hier heraus kann«, sagte sie bebend. »Wie haben Sie das bloß fertig gebracht, Herr Doktor?«
»Die Polizei schläft auch nicht, Frau Weber. Sie haben das Geld bei Pauls Kumpel gefunden. Kennen Sie diesen Dieck?«
»Dem Namen nach schon, aber er hat es doch nicht gewagt, solche Burschen mitzubringen. Wie es weitergehen wird, weiß ich aber immer noch nicht. Ins Geschäft kann ich nicht mehr zurück. Da würden sie doch fragen und auch alles herausbekommen. Und so einfach ist das auch nicht, immer ein freundliches Gesicht zu machen, wenn einem danach nicht zumute ist. So nette Kundinnen wie Ihre Frau gibt es auch selten.«
»Jetzt sind Sie erst mal krankgeschrieben worden, Frau Weber«, sagte Dr. Norden aufmunternd.
»Und im Haus? Da wissen sie doch alles, dass mich die Polizei geholt hat. Ich würde mich am liebsten irgendwo verkriechen.«
»Dann schicken wir Sie auf die Insel der Hoffnung. Da können Sie sich erholen.«
»Aber das kann ich nicht bezahlen. Dafür kommt die Kasse nicht auf.«
»Machen Sie sich darüber jetzt keine Gedanken, Frau Weber.«
»Da bin ich eigen, Herr Doktor. Mein Lebtag habe ich mir nichts schenken lassen, und dass Paul mir das angetan hat, dass ich auch noch in solchen Verdacht gerate, das kann ich nicht sobald vergessen.«
*
Inzwischen hatte Viola doch noch einiges über ihre Sorgen erzählen können, froh, sich darüber aussprechen zu dürfen.
»Sorgen um meine Existenz bräuchte ich mir nicht mehr zu machen, Fee, aber man bekommt so schwer Arbeitskräfte. Wenn ich wenigstens eine zuverlässige Frau für den Haushalt finden würde, damit die Kinder regelmäßig versorgt sind. Ich kann ja nicht überall gleichzeitig sein.«
Vielleicht wäre das etwas für Frau Weber, ging es Fee durch den Sinn. Dann wäre beiden geholfen.
»Ich werde mich mal umhören, Viola. Wir kommen dann am Samstag, es ist versprochen.«
Ein heller Schein flog über Violas Gesicht. »Ich bin so froh, mit dir sprechen zu können, Fee. Ein rechter Lichtblick ist das. Immer, wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her, das scheint zu stimmen.« Sie drückte Fee einen weichen Kuss auf die Wange. »Die Sachen für die Kinder kannst du dann gleich bei mir aussuchen, da fällt die Handelsspanne weg.«
Noch ein Lächeln, eine Umarmung, dann kamen die Kinder und verabschiedeten sich. »Ich freue mich schon auf den Samstag«, sagte Viola.
Bald darauf kam Daniel heim. »Schade«, meinte Fee, »ein bisschen früher und du hättest Viola noch getroffen.«
»Aber wir fahren am Samstag zu ihr, wir alle«, warf Anneka sogleich ein.
»Soso«, murmelte Daniel, »alte Freundschaft rostet nicht.«
»Sie braucht auch ein bisschen seelische Aufrüstung«, sagte Fee, »und sie braucht eine Hilfe. Ich habe da an Frau Weber gedacht.«
»Ich sag’s ja, dir fällt immer etwas ein«, murmelte Daniel erfreut. »Aber es könnte ja sein, dass Viola Vorurteile hat.«
»Nicht, wenn ich ihr Frau Weber empfehle, Daniel.«
Über Violas Ehesorgen sprachen sie erst, als die Kinder im Bett waren.
»Ich sage es ja immer, dass es nicht gut ist, wenn Ehepaare zu lange getrennt sind. Wenn man nicht im Gespräch bleibt, richten sich Barrieren auf, Fee. Und wenn es keine gemeinsamen Interessen gibt …«
»Aber es sind doch zwei Kinder da«, fiel ihm Fee ins Wort.
Er sah sie nachdenklich an. »Viele Männer stehen noch auf dem Standpunkt, dass die Frau für den Haushalt und die Kinder zuständig ist, während sie selbst ihre Karriere im Auge behalten müssen. Und wenn sich dann die Frau erlaubt, sich selbst zu beweisen, werden sie sauer.«
»Würdest du auch sauer werden, wenn ich wieder in die Praxis einsteigen würde, wenn Anneka auch zur Schule geht?«
»Hast du das ins Auge gefasst? Nun, wir können darüber reden.«
Sie war überrascht, und als sie ihn so erstaunt ansah, lachte er leise.
»Ich kann mir recht gut vorstellen, dass es dir zumindest vormittags zu Hause zu langweilig werden würde, da Lenni ja sowieso alles macht. Aber wir werden uns darüber erst einigen, wenn das Thema akut wird. Einverstanden?«
Sie nickte. Daniel nahm sie in die Arme und küsste sie. »Unsere Interessen gehen ja nicht auseinander, mein Schatz.«
*
Viola wurde von ihren beiden Kindern, die schon recht müde waren, vorwurfsvoll begrüßt.
»Da bist du ja endlich«, sagte Benny, während Sandra sogar ein paar Tränen über die Wangen rollten.
»So spät ist es gar nicht«, sagte sie erschrocken. »Was ist denn los?«
»Die Marianne war wieder so eklig«, sagte Benny empört. »Sie ist um sieben gegangen, weil sie mit ihrem Freund verabredet war.«
»Und wir sind ganz allein«, schluchzte Sandra.
Viola blickte auf die Uhr. »Eine Viertelstunde«, sagte sie beklommen. »Solange hätte sie doch warten können.«
Nun hatte sie auch diese Sorgen. Als Marianne eingestellt worden war, hatte sie einen so guten Eindruck gemacht, aber als sie dann diesen jungen Mann kennen gelernt hatte, änderte sich das rasch.
»Nun bin ich ja wieder da«, sagte sie tröstend, »und am Samstag bekommen wir Besuch.«
»Kommt Papi?«, fragte Benny.
Er fragte oft nach seinem Vater, während Sandra dies nie tat.
»Nein, es kommt meine Freundin Fee mit ihren Kindern. Da könnt ihr schön spielen. Sie sind sehr lieb.«
»Lieber als wir?«, fragte Benny eifersüchtig.
»Für mich seid ihr die liebsten Kinder«, erwiderte sie zärtlich.
»Ist der Vater auch immer fort?«, fragte Sandra.
»Nein, er wird vielleicht auch mitkommen. Er ist Arzt, da muss er tagsüber in der Praxis sein.«
»Warum ist Papi nicht Arzt?«, fragte Benny.
Während Viola noch nach einer Antwort suchte, sagte Sandra: »Weil er lieber weit weg ist. Er mag uns nicht.«
»Das darfst du nicht sagen, Sandra«, widersprach Viola bestürzt. »Er hat eben einen Beruf, der von ihm verlangt, dass er sehr viel abwesend ist.«
»Und warum musst du Geld verdienen, Mami?«, fragte Benny.
»Ich muss nicht, ich möchte es.«
»Und warum möchtest du es?«
»Weil keiner so hübsche Sachen macht wie Mami«, sagte Sandra. »Hat