Karl König

Die zwölf Sinne des Menschen


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      Aus einer Notizmappe: «Tierstudien», 1939/1940

      Notiz zum Gleichgewichtssinn, 1952

      Als 1952 eine Camphill-Arbeit in Norwegen beginnen sollte, wählte Karl König insbesondere drei Themen für seine Vorträge, die den Boden bereiten sollten: die Tempelritter, die Rosenkreutzer und die Sinne. In den menschenkundlichen Darstellungen, so erfahren wir vor allem durch Hörernotizen, sprach König zunächst über Krankheiten und Vererbung in der kindlichen Entwicklung, dann aber über die Ich-Entwicklung des Menschen vor dem Hintergrund der Zwölfheit der Sinne. Er stellte dar, wie die Naturreiche den «Boden» für die menschliche Entwicklung abgeben, und wie gerade in der dauernden direkten Auseinandersetzung mit den Naturreichen um uns herum das Ich sich entwickelt, indem der Mensch ein eigenes Reich außerhalb der Natur aufbaut. In diesem Zusammenhang – in der Frage nach dem wirklichen «Sinn der Sinne» – stellen die Sinne nicht nur einen Bezug zur äußeren Welt dar, sondern erheben den Menschen, vor allem durch die oberen Sinne, über die Natur hinaus. Aus Königs Vorbereitungsnotizen auf S. 20 – 21 können wir einiges darüber erfahren.

      In den 1950er-Jahren stellte König im heilpädagogischen Seminar Camphills zwar immer wieder den Zusammenhang aller zwölf Sinne dar, doch überwiegen in den hinterlassenen Dokumenten Ausführungen über die Umwelt-Sinne und ihre Sinnesorgane, oft auch über die Gegensätze von Sehen und Hören. 1959 – 61 entstanden dann die grundlegenden Aufsätze über die unteren Sinne für die deutsche Zeitschrift Das Seelenpflege-bedürftige Kind, die im Zentrum unseres zweiten Bandes stehen.

      Notizen zu den Vorträgen in Oslo 1952: «Senses and The 3 Kingdoms of Nature»

      Notizen zu den Vorträgen in Oslo 1952

      Aus undatierten Unterlagen, die etwa 1945 entstanden sind, erscheint ein ganz anderer Zugang zu der Ganzheit der zwölf Sinne in Bezug zu dem «zwölffachen Verlangen» – also zu einer seelischen Zwölfheit. Da nur zwei Seiten erhalten sind, können wir nur annehmen, dass König sich dafür mit der «zwölfgliedrigen Kette des bedingten Entstehens» beschäftigt hat, wie sie im Pali-Kanon beschrieben ist (siehe Faksimile S. 23).9

      Auch im Aufbau der therapeutischen Gemeinschaft war die Zwölfheit der Sinne für König so zentral, dass das Thema selbst in seinen Spielen für die Jahresfeste in künstlerischer Weise deutlich aufleuchtet. Das Spiel für das Johanni-Fest ist ganz den Gestaltungskräften des Tierkreises in ihrer Wirkung auf den werdenden Menschen gewidmet, insbesondere dem vierteiligen Osterspiel liegt auch die Zwölfheit zu Grunde. Vor einer Aufführung des Teils für Karfreitag legte König den Zuschauern dar, wie diese Zwölfheit auch direkt mit den Sinnen in Zusammenhang steht:

      Ihr werdet es verstehen, wenn ich sage, dass das Karfreitagsspiel tatsächlich etwas ist, das uns die Welt der Sinne entdecken lässt; welches uns den Sinn der Sinne zeigt; das Wesen der Sinne selbst.

      Später, nachdem er bereits nach Mitteleuropa zurückgekehrt war, waren es vor allem die oberen Sinne, die er eindrücklich darstellte: Die Sinne, die dem Menschen die Welt des Seelisch-Geistigen erschließen und ihn «Mensch unter Menschen werden» lassen. Diese Worte klangen immer wieder in den Vorträgen an, sodass wir sie dann als Buchtitel auswählten.10 In seiner Vorbereitung für den dort veröffentlichten Vortrag am Palmsonntag 1964 in Föhrenbühl schrieb Karl König am Ende seiner Notizen:

      Nun aber erkennen wir: Die Christus-Kräfte, die im kleinen Kind das Gehen, Sprechen und Denken ermöglichen, sie wandeln sich in den drei obersten Sinnesorganen zu den Kräften des Heiligen Geistes um. Dieses aber ist die Sphäre des sozialen Lebens.11

      Studien zu den zwölf Sinnen, etwa 1945

      Studien zu den 12 Sinnen, etwa 1945

       Zur Editionsarbeit und eine Danksagung

      Es ist mir nun ein Anliegen, ein Wort über den Freund zu schreiben, der die Editionsarbeit mit großem Interesse begleitet hat: Peter Matthiessen, Neurologe, Psychiater, Professor für Medizintheorie und Komplementärmedizin und Mitgründer der Universität Witten-Herdecke, hat eine Einführung für die Bände verfasst und plante, einige weiterführende Notizen zu Königs Forschungen auszuarbeiten. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen, da er drei Wochen nach unserer letzten Besprechung, am 30. April 2019, in seine geistige Heimat zurückgekehrt ist. Es war immer etwas sehr Besonderes, mit Herrn Matthiessen gemeinsam die Texte zu studieren – einerseits weil er als Experte auf diesem Gebiet seine Erfahrung und sein weites Wissen anbringen konnte, andererseits war es deswegen eine Freude, da er jedes Mal seine Begeisterung für Karl Königs Art der Beschreibung zum Ausdruck brachte. So vertrat er die Meinung, dass König einen sehr künstlerischen Zugang zu den Fragen der Sinne schaffen konnte, der wesentlich dazu beitragen kann, unser Verständnis für die spirituelle Bedeutung der Sinnesvorgänge zu wecken. Persönlich bin ich immer von den Gesprächen bereichert nach Hause gegangen, dabei beteuerte er jedes Mal mit Bescheidenheit, selbst hinzugelernt zu haben. Es waren Begegnungen, für die ich sehr dankbar bin. Noch in den letzten Wochen seines Lebens hat er die einleitenden Texte fertiggestellt, und ich bin sicher, dass er unsere Arbeit weiter begleiten wird. Sein ausgesprochener Wunsch war es, dass der Aufsatz «Die Zwölfheit der Sinne – Ich-Entwicklung und Gemeinschaftsbildung», den ich während der Zeit unserer Zusammenarbeit schrieb, in den zweiten Band aufgenommen wird. Der Hinweis auf den Zusammenhang der «oberen» Sinne mit dem Sozialen – also auch das Einbeziehen von Königs Ausführungen in dem Band Mensch unter Menschen werden – war ihm sehr wichtig; so sollte ein Bogen gespannt werden von Königs frühen Arbeiten zum Wesen der Tiere, die ihn von Jugend an begleiteten, bis hin zu den Anliegen im Sozialen, die seine eigene Biographie immer mehr prägten.

      An dieser Stelle darf ich auch einen Dank an Konrad Schily richten, der lange mit Peter Matthiessen zusammengearbeitet hat und sich schon länger für Karl Königs Werk einsetzt. Er hat die fachliche Begleitung der Editionsarbeit in der Schlussphase zu Ende geführt. Ein Dank soll ebenfalls an Angela Stintzing gehen, da sie nach dem Tod von Herrn Matthiessen wesentlich dazu beigetragen hat, die Literaturangaben und Fußnoten zu rekonstruieren, die er für diese beiden Bände vorgesehen hatte.

       Zu den Vorlagen für diese zweibändige Ausgabe

      Wenn auch die Texte aus den beiden längst vergriffenen Publikationen Der Kreis der zwölf Sinne und die sieben Lebensprozesse und Sinnesentwicklung und Leiberfahrung den Kern dieser zwei Bände ausmachen, so sind einige Texte neu hinzugefügt worden, die noch nicht veröffentlicht wurden. Diese haben teils redaktionelle Arbeit benötigt, da es sich (im ersten Band bei den Wiener Vorträgen und bei dem Vortrag in Stuttgart) um lückenhafte Hörernotizen handelt. Alle Vortragstexte sind aber weitgehend so belassen worden, wie sie aufgenommen wurden, um den persönlichen lebendigen Stil seines Vortragens so weit als möglich zu erhalten. Lediglich an einigen Stellen wurde der Text des lesenden Verständnisses wegen etwas redigiert. In wenigen Fällen werden heute übliche Begriffe verwendet, um es dem Leser leichter zu machen – die damals übliche Bezeichnung «Mongolismus» zum Beispiel wurde mit «Down-Syndrom» ersetzt.

      Beim Wiener Kurs haben wir Zeichnungen in Faksimile aus Königs Vorbereitungsnotizen in die Texte eingefügt, da die Tafelzeichnungen nicht aufgehoben wurden – allerdings waren nicht alle Zeichnungen von ihm vorbereitet worden, und so liegen von den spontanen Tafelzeichnungen leider keine Abbildungen vor.

      Die Seminarinhalte, die wir in den zweiten Band eingegliedert haben, sind nicht mitgeschrieben worden, folglich haben wir einige seiner Vorbereitungsnotizen aufgenommen, von denen wir annehmen, dass König selbst plante, eine Schrift daraus anzufertigen. Die Londoner Vorträge, 1952/53,