das so vielfältig ist wie die menschliche Erotik! Ist das eigentlich nicht ein wenig anmaßend? Für dieses Buch hier habe ich mehrere Dutzend Leute befragt, die alle auf unterschiedliche Art und Weise in diesem Bereich als Experten gelten können: Sei es, dass sie selbst seit langen Jahren in einer entsprechenden Beziehung leben, sei es, dass sie professionell als Domina tätig sind, sei es, dass sie speziell Sadomasochisten für telefonische Beratung und Betreuung zur Verfügung stehen. Auf den folgenden Seiten werden Sie also ein gesammeltes Fachwissen über erotische Unterwerfung entdecken wie nirgendwo sonst.
Insbesondere Leute wie ich selbst, die auf Schmerzen dankend verzichten können, aber nicht auf das Abenteuer, können durch dieses Buch lernen, wie man ein solches Abenteuer lustvoll-prickelnd gestaltet und trotzdem noch im Rahmen des Verantwortbaren bleibt, damit es möglichst keine »Abstürze« gibt, keine seelischen Schädigungen und keine Beziehungskrisen. Auch ohne eine Streckbank in der Garage oder Peitschenstriemen auf der Schulter sollten Sie mit diesem Buch als Reiseführer neue erotische Bereiche betreten können, die Ihr sexuelles Leben noch aufregender werden lassen.
Dabei sind alle Hinweise und Tipps, die meine Informanten und ich Ihnen in diesem Buch vorstellen, nichts weiter als Vorschläge. Eben dass zu einer Frage manche Fachleute unterschiedlicher Ansicht sind, zeigt, dass es so etwas wie richtig oder falsch bei unserer Sexualität nur zum Teil geben kann. Sie müssen für sich und Ihren Partner letztlich selbst entscheiden, was Ihnen zusagt, welche Grenzen Sie ziehen und welche der hier vorliegenden Auskünfte Sie so zuschneidern möchten, dass Sie Ihnen am besten passen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls sowohl beim Träumen als auch bei der Durchführung alles erdenkliche Vergnügen!
Die interviewten Personen
Im Verlauf dieses Buches werden Sie die Erkenntnisse, Einschätzungen und Ratschläge von sehr unterschiedlichen Personen erhalten. Bei solchen Äußerungen ist es oft hilfreich, im Auge zu behalten, von wem sie kommen. Eine professionelle Domina etwa wird vermutlich andere Antworten geben als ein therapeutisch erfahrener Ansprechpartner in Krisensituationen. Ihr Expertenwissen ist in unterschiedlichen Bereichen unterschiedlich ausgeprägt. Deshalb erhalten Sie hier eine kleine Liste derjenigen Personen, die ich für dieses Buch interviewt habe:
Alexander ist dominanter Sadomasochist.
Andrea, 37, aus Süddeutschland, bewegt sich seit einigen Jahren in der SM-Szene und engagiert sich beim Christopher Street Day (CSD).
Angela, 40, lebt seit einigen Jahren mit mehreren Partnern genussvoll sowohl ihre masochistischen als auch ihre sadistischen Bedürfnisse aus. »Ich bin manchmal schon recht fies … und eine gewisse Schmerzgeilheit erfordert der Umgang mit mir auf jeden Fall!« Ihrer eigenen Darstellung nach ist sie »sehr verspielt, aber eigentlich ganz lieb«.
Lady Antigone, 29, hat Dominanz und Unterwerfung vor vier Jahren kennengelernt. Inzwischen arbeitet sie als Domina und hat in ihrer privaten Beziehung für sich persönlich den »perfekten Sklaven« gefunden.
Arlene hat ihr Faible für SM vor 16 Jahren entdeckt, ist Mitbegründerin der »Interessensgemeinschaft BDSM Schweiz« und hostet eine eigene Website unter www.arlene.beep.de.
Arne ist Mitglied der Gesprächsgruppe Small-Gießen, war im Chat in der Einsteigerberatung tätig und hat mit www.BDSM-HowTo.de eine vielgelobte Website mit Ratschlägen und Erkenntnissen zu diesem Thema erstellt.
Beate leitet BDSMayence. Die von ihr verwendeten Texte wurden erstmals von dem Mainzer Lokalsender RadioX unter dem Motto »Traut euch, haut euch« oder »Kann das wirklich Liebe sein?« ausgestrahlt.
Betty ist die Ansprechpartnerin für Frauen in der Region Münster bei der größten deutschen Regionalgruppe für Sadomasochisten, SMart Rhein Ruhr (www.smart-rhein-ruhr.de). Seit neuestem übernimmt sie auch die Anfragen der Männer.
Chris, 36, aus Köln ist Mitbegründer der SM-Notfallhilfe »Mayday« und unterhält seit etwa zehn Jahren Kontakt zur SM-Szene.
Claudia, 44, lebt in Bayern seit mehreren Jahren in einer Unterwerfungsbeziehung mit ihrem Partner. »Seit August 2002 bin ich nun seine ›Sklavin‹.« Claudia hostet eine Website zu diesem Thema unter www.stolz-und-sklavin.de.
Deidra lebt seit mehreren Jahren in unterschiedlichen SM-Beziehungen.
Enris, 35, ist einer der führenden deutschen Experten, wenn es um Fesselungen insbesondere mit dem Schwerpunkt Metallfesseln geht. Entsprechende Kenntnisse hat er sich in den letzten zwanzig Jahren auf verschiedenste Weise angeeignet. Inzwischen umfasst seine Sammlung über 100 Hand- und Fußschellen. Bei Recherchen zu bestimmten Modellen oder Einzelstücken gehen Mails auch schon mal rund um die Welt. Die gesammelten Informationen zu diesem Thema findet man auf seiner Website www.handschellen.org.
Eva, 27, lebt derzeit in einer festen SM-Beziehung. Sie leitet eine lokale SM-Gruppe, ist im Vorstand der deutschen Bundesvereinigung Sadomasochismus und engagiert sich ebenfalls bei der Beratungsstelle Mayday.
Felix ist auf dem Gebiet der Krisenberatung tätig und bietet im Internet unter www.sm-beratung.de kompetenten Rat. Dabei geht es ihm weniger um technische Einzelheiten dieser Praktiken, sondern »vielmehr um Klärungsprozesse, um Coming-out-Fragen, um Probleme durch mangelhafte Kommunikation, auf die sich der überwiegende Teil von Partnerschaftsproblemen zurückführen läßt – und bei denen Paare Schwierigkeiten haben, an die Unvoreingenommenheit von Psychotherapeuten zu glauben. Ratschläge gebe ich selten. Meine Gesprächsführung knüpft immer beim Klienten an und zeigt vielleicht mögliche Alternativen oder Gefahren auf, aber ohne etwas direktiv zu empfehlen: ›Tun Sie mal das oder das.‹«
Frank, 34, lebt seit rund vier Jahren mit seiner Lebensgefährtin Martina und drei Kindern in einer festen SM-Beziehung zwischen Bremen und Hamburg auf dem Land. Zusammen mit seiner Freundin ist er Betreiber von SM-Base.de, SM-Shop.com und Ero-Aktiv.de sowie vielen weiteren Projekten.
Günter, 34, lebt in München als Programmierer und ist dort Mitorganisator des etwa 200 Mitglieder umfassenden SM-Stammtisches »Smigo«. Im Internet tritt er in Anlehnung an den gleichnamigen Film unter dem Pseudonym »Atame« auf. Das Einstiegsportal findet man unter www.euro-bdsm.de.
Harald ist devoter Sadomasochist mit einem besonderen Faible für psychologische Unterwerfung.
Julia lebt seit zwei Jahren in einer Partnerschaft, in der sie im Zusammenhang mit Unterwerfungsspielen die verschiedensten Praktiken ausprobiert hat, darunter Fesseln, erotische Schläge, Objekt-Werden, Demütigung, Wachsspiele und eine Ausbildung zur Sklavin.
Marion vergnügt sich seit acht Jahren mit SM, sowohl in der sadistischen wie der masochistischen Rolle. Sie engagiert sich ebenfalls in der Primärintervention von Mayday.
Martina, 32, ist Franks Lebenspartnerin und Mitgestalterin von www.sm-base.de.
Max lebt mit seiner Frau seit einem guten Dutzend Jahren in einer SM-Beziehung, hat es währenddessen gelernt zu piercen und im Laufe der Zeit an die hundert Piercings angefertigt.
Natalia, 28, bezeichnet sich als »Femdom«, eine dominante Frau, die es liebt, erotische Macht über Männer auszuüben – einvernehmlich und rein privat. Sie ist die Moderatorin eines Chatrooms, in dem sich dominante Frauen und unterwürfige Männer austauschen,