Gruppe gesungen hatte.
Seine Liebe zu den Kulturen der Welt und sein Enthusiasmus für globale Politik führten zu seiner aufrichtigen und lebenslangen Passion, verschiedene Musikrichtungen und Kulturen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Neben seinem Einsatz für Amnesty International gründete er auch WITNESS, eine gemeinnützige Organisation, die lokal operierende Einrichtungen auf der ganzen Welt ausrüstet, ausbildet und dabei unterstützt, Video und Internet zur Verteidigung der Menschenrechte einzusetzen. Er beriet Nelson Mandela, traf sich und diskutierte mit anderen Staatsmännern und -frauen und wurde 2006 von den Friedensnobelpreisträgern als „Man Of Peace“ ausgezeichnet. 2007 war er mitbeteiligt an der Gründung von The Elders – gemeinsam mit Desmond Tutu, Jimmy Carter, Kofi Annan sowie Nelson Mandela.
Gabriel ist fähig, Talente aufzubauen, und in der Lage, mit den Besten auf ihren jeweiligen Gebieten zusammenzuarbeiten, was zu ein paar bemerkenswerten Kollaborationen in der Musik, der Kunst, der Politik, der Wohltätigkeit und der Technologie führte. Sein minutiöser Blick auf Details garantiert die höchsten Qualitätsstandards, wann immer ein Projekt mit seinem Namen verbunden ist. Seinen Einfluss hört man bei modernen Gruppen wie Vampire Weekend (die ihn in ihrer Single „Cape Cod Kwassa Kwassa“ erwähnen), Elbow und Hot Chip.
1992 beschrieb der Rolling Stone ihn auf unwiderstehliche Weise: „Keine Frage, Peter Gabriels Metamorphose vom spitzfindigen, theatralischen Kult-Künstler zum pfiffigen, minimalistischen Popstar ist eine der beeindruckendsten Verwandlungen der Pop-Geschichte.“ Seine faszinierende Neuerfindung als Avatar des Post-Punks im Großbritannien der späten Siebziger hatte zur Folge, dass sich Gabriel – als Trouser Press, jenes Rock-Magazin, das sich auf den amerikanischen Underground spezialisiert hat, ein Nachschlagewerk zu Veröffentlichungen abseits des kommerziellen Mainstreams veröffentlichte – darin mit So wiederfand, aber kein einziger Eintrag aus dem Genesis-Katalog aufgenommen wurde.
Gabriel arbeitet mit atemberaubender Würde. Gemeinsames Schaffen bringt ihn zum Erblühen. Er war immer der erste, der das betonte. Angefangen mit der Partnerschaft mit Tony Banks in der Schule über die Unterstützung, die er in Person von Tony Stratton-Smith bei Charisma Records erfuhr, bis hin zur Zusammenarbeit mit Robert Fripp, David Lord, Daniel Lanois und später dem Team von Real World – Gabriel arbeitete mit ein paar der bestechendsten Könner, die wiederum seine eigene akribische Kreativität befeuerten.
Die Plattenfirma Charisma, „ein organischer, vulkanischer Schmelztiegel, der vor irdischer Lust und ätherischen Höhen nur so überschäumt“, und Stratton-Smith waren 1970 der wahre Ausgangspunkt für Gabriels bevorstehende Blüte. In einer Atmosphäre des Ansporns und der Anteilnahme entwickelte sich Gabriel zu einem der ersten großen Frontmänner des Progressive Rock, der sich bei Film, Theater, Slapstick und der bildenden Kunst bediente, um eine Bühnenfigur wie aus einer anderen Welt zu erschaffen. Es gibt Leute, die diese Bilder nie mehr aus ihren Köpfen bekommen werden. Diese Grundausbildung, die er in den britischen Schlafstädten, den Ballsälen Italiens und den amerikanischen Clubs erfahren hatte, hat Gabriel zu einem der spektakulärsten Live-Acts werden lassen – egal ob er auf der Bühne von einer konventionellen Rockband oder aber wie 2010 und 2011 von einem 48-köpfigen Orchester begleitet wird.
Es ist nicht einfach, genau auszumachen, warum Gabriels Musik so emotional ist, da sie sich methodisch auf Sounds und Atmosphäre anstelle von Gefühlen zu konzentrieren scheint. Und doch ist er der Verfasser oder zumindest Co-Schreiber einiger der berührendsten Stücke der Popmusik: „Supper’s Ready“, „The Carpet Crawlers“, „Solsbury Hill“, „Don’t Give Up“, „Washing of the Water“ und „Father, Son“ sind nur ein paar wenige von ihnen.
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Musik, dem Leben und der Kunst des Peter Brian Gabriel. Wie viele Prog-Rock-Frontmänner können schon von sich behaupten, irgendwann eine Vereinigung, die sich mit den Belangen der Welt auseinandersetzt, gegründet zu haben? Seine Freunde, andere Musiker und sonstige Kollegen stehen nicht grundlos felsenfest zu ihm. Viele sehen in ihm einen der gütigsten und verlässlichsten Menschen überhaupt. Nile Rodgers, der einige Male mit ihm zusammengearbeitet hat, spricht nicht nur für sich, wenn er sagt: „Gabriel und ich teilen uns eine etwas ätherischere Welt und für mich als Künstler ist es interessant, einen Freund wie ihn zu haben, der sich wie ein echter Freund anfühlt. Ich sehe ihn zwar nicht so häufig, aber wenn, dann ist es magisch und besonders – und das wird immer so sein. Es ist wie mit den Planeten im Universum. Sie sind da draußen und ziehen ihr Ding durch und immer wieder einmal nähern sie sich einander an. Peter ist der anständigste Gentleman, den ich im Rock’n’Roll je kennengelernt habe. Genau das ist er.“
„Meine Familie kam von Spanien zur Zeit der Armada in dieses Land. Es heißt, sie wären von Bauern aus Cornwall adoptiert worden.“
– Peter Gabriel, 1974
„Mein Dad ist Elektroingenieur. So eine Art Erfinder, sehr reserviert, scheu, analytisch. Meine Mum ist eher instinktiv, sie lässt sich vom Moment leiten. Musik ist genau ihr Ding. Und ich trage beides in mir.“
– Peter Gabriel, 2000
Als Peter Gabriel 1974 in Genesis’ „The Chamber Of 32 Doors“ sang, dass er eher einem Landbewohner als einem Städter vertrauen würde, könnte er eventuell von seinen eigenen Wurzeln gesprochen haben. In seinen 64 Lebensjahren hat Gabriel weniger als ein Jahrzehnt in der Stadt gelebt. Obwohl er ein Haus in West London besitzt, lebt er in rustikaler Pracht in seinem Eigenheim neben seinem Studio in Box in der Nähe von Bath in Wiltshire, nicht unähnlich dem ländlichen Idyll seiner Kindheit in Surrey. Sein Ursprung könnte als Metapher für seine eher distanzierte Beziehung zum Showgeschäft dienen – nahe genug, aber doch weit weg. Surrey ist weniger als eine Stunde von London entfernt. Sein jetziges Haus liegt auch nur etwas weniger als 15 Minuten außerhalb der betriebsamen Innenstadt von Bath. Falls notwendig, kann er sich also sehr schnell ins Geschehen stürzen. Trotzdem befindet er sich etwas abseits. Eben nicht ganz unähnlich seinem Verhältnis gegenüber dem Mainstream der Popmusik.
Jedes Mal, wenn sich Gabriel der großen Show – der Big Time – annäherte (wie etwa mit seinem Hit von 1986 „Big Time“), verblieb er dort gerade lange genug, um Kritikerlob einzuheimsen und mitunter umwerfende kommerzielle Erfolge zu erzielen, nur um sich im Anschluss wieder in die Anonymität zurückzuziehen. In dieser distanzierten Atmosphäre fühlt er sich wohl und schafft Werke von nachhaltiger Wirkung. Er hat sein Leben bestritten, indem er – in den Worten seiner Hit-Single „Steam“ von 1992 – „dem Traum dieses Träumers“ gefolgt ist. Seine Familie, so wie viele aufblühende Familien der britischen Mittelklasse in den Nachkriegsjahren, hat ihn ermutigt, seine Träume zu verfolgen, solange sie tatsächlich in die Realität umsetzbar waren und ein ordentliches Ausmaß an harter Arbeit voraussetzten.
Peter Brian Gabriel kam am 13. Februar 1950 im Krankenhaus von Woking zur Welt. Er wuchs im Haus seiner Familie, Deep Pool Farm, in Coxhill, knapp außerhalb von Chobham in Surrey auf. Seine frühe Kindheit überschnitt sich mit der grauen Tristesse des Wiederaufbaus – erst wenige Jahre waren vergangen, nachdem die Alliierten den Zweiten Weltkrieg für sich entschieden hatten. Sein Vater war zwar bei der Royal Air Force gewesen, trotzdem schien es aber, als hätte der Krieg ganz woanders stattgefunden. Das Surrey, in das Gabriel hineingeboren wurde, war friedlich, grün und wohlhabend. Chobham war der Inbegriff einer Satellitenstadt südwestlich von London, die sich gut vom Krieg erholte. Ursprünglich hieß die Stadt Cebeham und wurde von der nahegelegenen Abtei Chertsey aus regiert. Noch im 20. Jahrhundert war hier alles einigermaßen ländlich und rückständig, ganz anders als die nahe Stadt Woking, die zu florieren begonnen hatte, als sie 1834 an das südwestliche Bahnnetz angeschlossen wurde. Mit den Grünflächen, Pubs und dem Fluss Bourne, der gelegentlich für Überschwemmungsalarm sorgte, ähnelte Chobham einer idealisierten Version eines britischen Dorfes.
Zur Zeit seiner Geburt war Gabriels Mutter, Edith Irene Allen, schon drei Jahre mit Ralph Parton Gabriel verheiratet