namens Dennis Laughlin, der ein alter Freund von mir war und die Band managte, ob ich einen Job bei einer Rock-’n’-Roll-Band annehmen würde. Da dachte ich mir [mit greisenhafter Stimme]: ‚Ich weiß nicht, ob ich das tun kann. Die sehen ja alle ziemlich jung aus.‘ Ich bin ja schließlich schon fast so eine Art Opa … Und plötzlich war ich in dieser Band und machte mir richtig Sorgen, weil diese Jungs erst neunzehn, zwanzig Jahre alt waren und ich mich richtig ranhalten musste, um mithalten zu können. Also kaufte ich mir ein paar ‚Muntermacher‘, und na ja … wir trafen uns und ich konnte tatsächlich mithalten. Ich schleifte sie hierhin und dorthin und zog sie, na ja, runter [lacht].“
Laughlin lud ihn zu einem AC/DC-Gig im Pooraka Hotel in Adelaide ein.
„Die Band betrat in knitterfreien Hemden und so die Bühne. Und da war noch dieser alberne kleine Bastard in Schuluniform [lacht]. Ich stand die erste halbe Stunde, die sie auf der Bühne waren, einfach nur da und lachte.“
Er war ganz „geplättet“ von dem Spektakel, das sich vor seinen Augen abspielte. Allerdings missfiel ihm die Musik: „Mir gefiel nicht, wie sie gespielt wurde.“
Bon räumte ein, „echt heimtückisch“ gehandelt zu haben, und „organisierte einen Hinterhalt“ im Proberaum seines Bandkollegen bei Fraternity, Bruce Howe, in der Prospect Road, „weil die da Ausrüstung im Keller aufgebaut hatten“. Bon spielte Drums, Howe den Bass „und wir hatten den unglaublichsten Jam, weißt du? Es war echt gut“.
Bon, der für eine Agentur, die von Vince Lovegrove betrieben wurde, als Fahrer arbeitete, sagte, dass er sich AC/DC „auf Tour ansah, um herauszufinden, wie sie wirklich waren“, und beschloss schließlich, dem Ganzen eine Chance zu geben. Die Youngs fragten ihn, doch er gab ihnen trotz allem einen Korb und nahm stattdessen einen Job bei Port Adelaide Fertilisers an. Sein medizinisches Attest ergab, dass er sich bester Gesundheit erfreute. Bon sollte gleich am nächsten Tag anfangen, kam aber doch zu dem Schluss: „Nein, das kann ich nicht machen. Ich rief also Dennis an und fragte ihn, ob der Job bei der Band immer noch zu haben wäre [lacht]. Er sagte Ja und ich erklärte ihm, dass er mir 60 Dollar für den Flug schicken sollte, dann würde ich morgen kommen.“
Ihren ersten Sänger Dave Evans durch Bon zu ersetzen, so Grahame Harrison, war die klügste Entscheidung, die die Youngs hätten treffen können.
„Dave Evans war nie der Richtige für die Band. Er strahlte vorne die falsche Art Arroganz aus. Bon war ein vorwitzig-arroganter Partyboy. Brian Johnson wiederum ist ein Autoliebhaber, der einfach nur dasteht und singt und vielleicht mal ein bisschen über die Bühne hüpft. Das ist aber auch schon alles. Dave Evans hingegen war hingegen ein Gockel. Ein richtiger Gockel vorne in der Mitte. Ausnahmslos nach jedem Gig tat Dave, was er wahrscheinlich immer noch am besten kann: Er machte sich zum Vollidioten, indem er sich ein paar Drinks an der Bar gönnte und dann wie ein verdammter Gockel umherstolzierte. Alle dachten sich, was für ein Wichser er wäre. Er war so ein Typ, der dich zwar nicht beleidigte oder so, aber total nervte, indem er einfach nur da war. Mittlerweile nennt er sich ‚Badass‘ Dave. Das ist die Art von Vollarsch, die er nun einmal ist. Von Anfang an, als ich sie das erste Mal sah, war ich der Meinung, dass er sich nicht halten würde. Weil schon damals ziemlich klar war, dass die Band unter der Kontrolle der beiden Gitarristen stand.“
Bon teilte Harrisons Vorbehalte gegenüber Evans: „Er brachte es einfach nicht und außerdem war er irgendwie ein Arsch.“
* * *
Drei Jahre später ruhte sich Bon gerade in einem New Yorker Hotelzimmer aus. Der Malocher-Job, den er bei Port Adelaide Fertilisers hätte antreten können, muss ihm unendlich weit weg vorgekommen sein – weil dem schließlich so war. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen, selbst wenn der Starruhm und die damit verbundene finanzielle Sicherheit ihm noch verwehrt blieb.
AC/DCs Touren in Großbritannien und auf dem europäischen Festland waren erfolgreich verlaufen. Ihr aktuelles Album enterte die UK-Charts am 12. November 1977 auf Position #42. Bis zum 10. Dezember war es bereits bis auf Platz #37 gestiegen, womit die Band zum ersten Mal die Top 40 knacken konnte. Allerdings rutschte es anschließend noch vor Weihnachten wieder ab.
Während Earth, Wind & Fire das 35.000 Zuschauer fassende Capital Centre in Landover, Maryland, füllten, machten sich AC/DC auf den Weg, um den winterlichen Abschnitt ihrer Let There Be Rock-Tour zu absolvieren, auf dem sie als Vorband in kleineren Konzertsälen im Nordosten, Südosten und Mittleren Westen auftraten. Im Anschluss daran kehrten sie nach New York zurück, wo sie Live From The Atlantic Studios aufnehmen sollten, einen ausschließlich als Promo gedachten Release, der 1978 kurz vor der Veröffentlichung von Powerage ausgeliefert wurde, in der Hoffnung, Radiosender würden die Scheibe komplett spielen.
Silver Smith verbrachte etwas Zeit mit Bon auf Tour in den USA, bevor sie sich 1978 im Motel Coogee in Sydney trennten. Es war ihre Entscheidung und Bon war nicht sonderlich glücklich darüber.
„Ich wollte ein Leben. Ich hatte keine Lust, irgendjemandes Aufpasser zu sein. Mit Bon fühlte man sich nie auch nur annähernd sicher. Man konnte nie voraussehen, was er tun würde. Irgendein Scheiß würde passieren, der einem vermutlich gar nicht recht wäre. Ab und an tat er einfach dumme Dinge und konnte nicht erklären, warum. Ihm war der Schaden, den er anrichtete, durchaus bewusst. Ich hatte bereits unter den Dingen zu leiden, die Bon ohne zu trinken tat und die ziemlich ernste Konsequenzen nach sich zogen. Er war ja nicht die ganze Zeit so. Man wusste einfach nie, wann er etwas richtig Saudummes anstellen würde, dass er nicht erklären konnte. Er konnte dir keinen Grund nennen und es ließ sich nicht leugnen, dass es ziemlich katastrophal war. Diese Dinge konnten Auswirkungen auf dein Leben haben. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es funktionieren sollte. Nicht so, wie ihm das vorschwebte. Es war einfach nicht machbar. Ich wollte bloß mein eigenes Leben zurück und herausfinden, ob es das war, was ich mir wirklich wünschte. Ob ich bereit war, das in Angriff zu nehmen. Für Irene muss es dasselbe gewesen sein. Richtig schwierig eben. Du versuchst, all die schwierigen Dinge zu erledigen, normales Zeug eben, und Bon tat einfach das, wofür man ihn kannte [lacht]. Er wollte mir zwölf Monate Raum für mich geben und ich ihm auch. Aber natürlich gab er mir dann doch keine zwölf Monate. Nicht einmal drei [lacht]. Als ich nach London zurückkehrte, war er bereits einen Monat dort und hatte auf der Suche nach mir jeden, den ich kannte, in den Wahnsinn getrieben. Ich fühlte mich verfolgt und blamiert und wollte mich nur noch verstecken.“
Sie schätzte, dass Bon ihr insgesamt „dreihundert oder vierhundert Briefe sowie fünfzig oder sechzig Telegramme“ schrieb, die leider alle verloren gegangen sind.
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Bon, dem lediglich ein geringfügiges Taschengeld zur Verfügung stand, konnte es sich nicht leisten, Silvers Reisekosten für die Tour durch Amerika zu stemmen – und die Youngs trugen sicherlich nichts dazu bei. Sie standen ihr misstrauisch, wenn nicht sogar feindselig gegenüber. Also zahlte sie selbst.
Von New York aus reiste sie nach Milwaukee, wo sie Pattee Bishops Freundin und Cliff Williams’ Geliebte, die inzwischen verstorbene Candy Pedroza traf: „Ein halb mexikanisches, halb italienisches Knallbonbon … ein heißer Feger.“
Von Candy, der Exfreundin von Ken Jones, dem Tourmanager der Kinks, sowie Steve Marriott von Humble Pie, wusste man, dass sie Heroin konsumierte. Nach ihrem ersten Treffen mit Cliff in Florida hatten sich die beiden in Chicago wiedergetroffen. Candy und Silver verbrachten danach ein paar Tage zusammen in Chicago, bevor Silver widerwillig nach Manhattan zurückkehrte, das „damals ein echtes Scheißkaff war“. Bon und sie stiegen an ihrem letzten gemeinsamen Abend in New York im Holiday Inn in der West 57th Street ab und beschlossen, das Nachtleben der Stadt zu erkunden.
„Bon und ich versuchten in der eisigen Kälte das CBGBs zu finden, wo sechs traurige Säufer an der Bar abhingen.“
Im Mid-South Coliseum in Memphis, Tennessee, eröffneten AC/DC für die angesagteste Live-Attraktion des Landes, Kiss, den Abend vor 12.000 Zuschauern. Das taten sie auch am darauffolgenden Abend in Indianapolis, Indiana, wo auch Silver im Publikum saß, bevor sie sich via Kalifornien nach Australien begab, sowie noch ein drittes Mal in Louisville, Kentucky. Für die Shows in Indianapolis und Louisville erhielt die Band jeweils 1000 Dollar. Der lokale Radiosender WLRS bewarb das Konzert in Louisville