Hanspeter Künzler

Der Thriller um Michael Jackson


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Weg. Wir sind auf dem Weg. Ich gebe diese Fragen bloß an die Rettungssanitäter weiter, die sich auf dem Weg befinden, Sir.

      Anrufer: Danke, Sir. Er pumpt, er pumpt seinen Brustkasten, aber er reagiert auf nichts, Sir. Bitte!

      Zentrale: OK, OK, wir befinden uns auf dem Weg. Wir sind nicht einmal mehr eine Meile entfernt und werden gleich da sein.

      Anrufer: Danke, Sir, danke.

      Zentrale: OK, Sir. Rufen Sie noch mal an, wenn Sie weitere Hilfe brauchen. Danke Ihnen.

      Um 12:26 Uhr, also bloß fünf Minuten nach dem Notruf, fuhr der Krankenwagen vor dem Haus im North Carolwood Drive vor. Die Sanitäter trafen dort Jacksons Leibarzt Dr. Conrad Murray an, der sich verzweifelt bemühte, seinen Patienten wiederzubeleben. Die Rettungssanitäter verbrachten 42 Minuten in dem Haus und führten ihrerseits intensive Wiederbelebungsversuche durch. Dr. Murray gab an, im Kontakt mit Ärzten in der UCLA-Klinik zu stehen. Deren Rat folgend, wurde Jackson eine Dosis Adrenalin direkt ins Herz gespritzt. Später sagte Dr. Murray aus, er habe bei Jackson noch einen Puls feststellen können, als er schließlich in die Ambulanz gebracht und zum Hospital gefahren wurde. Ein Sprecher des Notfalldienstes ließ dagegen verlauten, Jackson habe bereits beim Eintreffen der Sanitäter kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben, und an seinem Zustand habe sich danach nichts mehr geändert.

      Michael Jackson wurde um 13:14 Uhr im Krankenhaus eingeliefert. Ein Team von Ärzten bemühte sich noch eine ganze Stunde lang, seinen Kreislauf irgendwie wieder in Gang zu bringen. Um 14:26 Uhr wurde der Patient von den Ärzten offiziell für tot erklärt. Bereits sechs Minuten vorher waren die Leser der Klatsch-Website www.tmz.com im Bilde: „Wir haben soeben erfahren“, wurde dort um 14:20 Uhr gepostet, „dass Michael Jackson verstorben ist. Er war fünfzig Jahre alt.“ Es hieß weiter, Jackson sei bei der Ankunft der Sanitäter bereits tot gewesen und habe auf keinerlei Wiederbelebungsversuche reagiert. Weiter: „Eine Quelle aus dem Krankenhaus berichtete uns, dass dort nach dem Eintreffen von Jackson ein absolutes Chaos ausgebrochen sei. Die Leute, die mit Jackson ankamen, schrien: ,Ihr müsst ihn retten! Ihr müsst ihn retten!‘“

      Ein Dutzend Angehörige, darunter Michaels Kinder Prince Michael Joseph, 12, Paris Michael Katherine, 11, Prince Michael Jackson II (alias Blanket), 7, waren in zwei SUVs zum Krankenhaus nachgefolgt. Wenig später kamen Michaels Schwester LaToya und sein Bruder Jermaine an, dann Brian Oxman, der Anwalt der Jacksons, und Randy, der jüngste Bruder von Michael. Mutter Katherine eilte aus dem Familiensitz in Encino herbei. Die traurige Pflicht, den Kindern den Tod ihres Vaters mitzuteilen, fiel Frank Dileo zu. Dileo war einst bei Epic Records für die Vermarktung von „Thriller“ zuständig gewesen und auf Grund seines Erfolges von Jackson als Manager verpflichtet worden. 1989 musste er abrupt den Hut nehmen, weil er in den Augen von Michael schuld daran war, dass in der Öffentlichkeit das Image von „Wacko Jacko“ entstanden war. Wochen vor seinem Tod hatte Michael Dileo ebenso wieder angeheuert wie John Branca, den Rechtsanwalt, der ihn über seine besten Jahre hinweg begleitet hatte. Die Verpflichtungen waren von den Beobachtern im Musikgeschäft als ein Zeichen gewertet worden, dass es Jackson ernst meinte mit dem Versuch, seine Geschäfte in den Griff zu bekommen. „Ich war nicht allein, als ich es den Kindern sagen musste“, berichtete Dileo am nächsten Tag im NBC-Programm „Today“. „Ein Arzt war da und ein Sozialarbeiter, dazu die Kinderschwester und Dr. Murray, Michaels Leibarzt. Ich kann gar nicht anfangen, die Emotionen zu beschreiben, die in dem Moment aus diesen Kindern stürzten.“

      Am Spiegel im Zimmer von Michael Jackson wurde ein Post-it-Sticker gefunden. Darauf stand in dessen Handschrift geschrieben: „I am the conductor of miracles“.

      Die Fans:

      „Welches sind Deine liebsten Werke von Michael Jackson?“

      „Earth Song“ wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Durch diesen Song wurde ich zum Fan. Er hat mein Interesse für Michael Jackson und für die englische Sprache geweckt. Mit zehn Jahren habe ich auf meinen Wunsch hin mein erstes Deutsch-Englisch-Wörterbuch bekommen und angefangen, mühsam und Stück für Stück den Song zu übersetzten. Heute studiere ich Anglistik. Abgesehen davon spricht Michael in diesem Song genau das an, was auch mir am Herzen liegt: der Erhalt dieses Planeten, die Beendigung von Krieg, Hunger, Armut etc. Auch wenn ich damals als 10-jähriges Mädchen noch nicht verstanden habe, worum es in diesem Song ging, spürte ich, dass es um etwas Wichtiges ging.

      Gabriele Hüben, 25, Studentin der Anglistik, Germanistik, Duisburg

      Seine Meisterstücke sind meiner Meinung nach „Bad“ und „Dangerous“, wobei mir „Is It Scary“ und „Morphine“ von „Blood on the Dance Floor“ eigentlich genauso lieb sind. Die Alben vielleicht deswegen, weil sie mich doch einen Großteil meines Lebens begleitet haben und sozusagen mein „Einstieg“ waren. „Bad“ und „Dangerous“ stehen irgendwie sinnbildlich für Michael Jackson.

      Patricia, 32, Industriekauffrau, St. Ingbert

      Ich liebe alles, was Michael erschaffen hat, aber ganz besonders liebe ich das „Thriller“-Video mit dem Zombie-Dance. Es ist einfach so cool, wie sie tanzen. Besonders gern habe ich auch das Lied „Heal The World“. Es ist eine Botschaft an die Welt, dass wir ändern müssen, wie wir leben. Ich bewunderte Michael immer für das, was er für die Umwelt und die ärmeren Menschen tat.

      Celine Wittwer, 14, Schülerin, Bern

      Die beiden Lieder „Heal The World“ und „Man In The Mirror“ sind seit jeher meine Lieblingssongs. In meinen Teenager-Jahren habe ich mich aktiv für Friedenspolitik engagiert. Heute lebe ich mein soziales Engagement im Beruf aus. In beiden Liedern werden die Menschen dazu aufgefordert, mitzuhelfen, die Welt zu verbessern, sich für Gerechtigkeit und gegen Gewalt einzusetzen und im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten Gutes zu bewirken. Das Tolle an der Musik, insbesondere an der Musik von Michael Jackson ist, dass sie eine globale Sprache spricht und Menschen rund um den Globus erreicht und bewegt.

      Olivia Maria Sanchez, 28, Sozialarbeiterin und Lehrerin, Bern

      Schwierige Frage. „Thriller“ wäre wohl die logische Wahl, denn ich LIEBE das Album, und es hat mich jahrelang jeden Abend in den Schlaf begleitet. Trotzdem sage ich jetzt „HIStory“, denn es ist eines seiner persönlichsten Alben, und weil darüber hinaus eine „Greatest Hits“-Sammlung dazu gehört, bringt es mich erst noch in den Genuss von vielen der besten Songs von den restlichen Alben.

      Mark Wittenberg, 32, Versicherungsagent, Haarlem,

      „ABC“ und „The Love You Save“ verbinde ich mit meiner unbeschwerten Kindheit, in der noch alles möglich war … ich fühlte mich sicher, unsterblich, wie alle Kinder in diesem Alter, und war davon überzeugt, eines Tages alles erreichen zu können, von dem ich träumte. Dann auch „Thriller“, „Billie Jean“ und „Beat It“, das waren meine treuen Begleiter beim Lernen für meine Abi-Prüfungen und liefen auch bei den legendären Wochenendpartys in unserer Clique rauf und runter.

      Tink, 46, Nordseeküste

      Thriller“ erinnert mich heute sehr an die Teenie-Zeit, als wir nachts über die Friedhöfe schlichen … grusel grusel. „Smile“ fällt mir hin und wieder ein, wenn ich meine eigenen Gefühle verbergen muss. Manche Lebenssituationen erfordern das leider. „They Don’t Care About Us“ (mein Lieblingslied). Wut und Ohnmacht, wenn mal wieder alles schiefläuft.

      Anita Pawlik, 49, Altenpflegerin, Grebenstein bei Kassel

      „Heal The World“, „Man In The Mirror“: die Botschaft für die Menschen, an die Liebe zu glauben und die Welt damit zu verbessern. Bei sich selbst damit anzufangen und nicht zu warten, bis es die anderen tun. „Invincible“: weil es nicht so perfekt ist. Es zeigt die Ecken und Kanten des Menschen MJ. Gefühlvolle Songs kombiniert mit aggressiven Liedern. „Dangerous“: weil es so perfekt ist. Eine Einheit von der ersten bis zur letzten Note. Das Konzert in Brunei, 1996: die Zurückhaltung bei den Moves (z.B. kein Griff in den Schritt) aus Achtung vor den Zuschauern.