Adresse?«
»Die haben Sie gestern als meine Patientin in der Praxis hinterlassen.«
»Ja, natürlich.« Ivy pustete eine Locke aus ihrem Gesicht.
»Also, was führt sie zu mir? Haben Sie ein Problem, bei dem ich Ihnen helfen kann?«
Jim setzte sich.
»Vielleicht … ich habe gestern eine hübsche … eine sehr hübsche Frau zum Essen eingeladen, aber sie ist nicht gekommen, obwohl ich in ihren Augen gelesen habe, dass sie von meinem Vorschlag sehr begeistert war. Was meinen Sie, hat dazu geführt, dass sie nicht mehr wissen wollte, ob Professor Lengs Erzählung stimmt?«
Ivy verschränkte die Hände und blickte ihn ärgerlich an. Wenn er nur nicht so verdammt nett aussehen würde.
»Ich war da, das Gartentor stand offen, aber sie waren mit einer Diskussion so beschäftigt, dass ich es vorzog wieder zu gehen.«
»Das verstehe ich nicht. Sie waren da? Warum sind Sie wieder gegangen?«
Ivy glaubte es nicht, entweder war dieser Mann ein abgebrühter Casanova, oder er brauchte tatsächlich psychotherapeutische Hilfe.
»Nun, sehen Sie Dr. Brisbay, es gehört einfach nicht zu meinen Gepflogenheiten mit verheirateten Männern auf einer romantischen Terrasse zu speisen. Dies mag Ihnen altmodisch erscheinen, aber in dieser Hinsicht habe ich eben andere Vorstellungen.«
»Ich begrüße Ihre Einstellung, sie deckt sich voll und ganz mit meiner, aber was hat das mit mir zu tun?«
Jetzt platzte Ivy der Kragen, sie erhob sich abrupt.
»Jetzt reicht es aber. Wollen Sie etwa leugnen, dass die Frau auf der Terrasse Ihre Frau war? Ich hörte, wie Sie ihren Namen sagten und dass es Kinder gibt. Also spielen sie mir nichts vor … und überhaupt, ich weiß gar nicht warum ich mir das anhöre.«
Jim Brisbay lachte schallend und konnte sich gar nicht fangen.
»Was … was gibt es da zu lachen?«
»Lauren ist Ärztin und die Frau meines Bruders, sie hat während meiner Abwesenheit meine Landpraxis in Australien übernommen. Da sie mit ihrer Familie in Adelaide lebt, muss sie eine ziemlich lange Fahrt in Kauf nehmen und ist oft ein paar Tage von ihrer Familie fern, weil es die Lage so erfordert. Sie hat einen Ärztekongress genutzt um hier her zu kommen, damit sie mich persönlich nach Hause bitten kann. Es ist ihr zu viel geworden.«
Ivy senkte den Kopf. Du bist doch eine dumme Pute Ivy Ward. Es klopfte und gleichzeitig wurde die Tür geöffnet.
»Ein paar Minuten noch Frau Wilson«, versprach Ivy und wandte sich wieder Jim zu.
»Du hast in meinen Augen richtig gelesen, ich wollte sehr gern zum Essen kommen und ich will ganz dringend erfahren was es mit den Träumen unter den Glyzinien auf sich hat. Können wir noch mal vorn vorne beginnen?«
Jim Brisbay erhob sich und kam näher.
»Ich habe gehofft, dass du das sagst.«
o
Der betörende Duft der Glyzinien streifte Ivys Nase und ihr Blick wanderte zu dem grünen Kleid, das wie die hübschen Dessous auf einem dunklen Anzug lag.
Sie kuschelte sich wieder in Jims Arme und atmete noch einmal den süßen Duft der blaulila Blüten ein.
Es würde ihr letzter Frühling hier sein, aber sie würde einen Frühling nach dem anderen in einer Landpraxis im fernen Australien erleben …
Sylvie C. Ange
Witches Magic
Short Vintage Romance
Ich wusste es schon eher als du,
denn ich wollte dich von Anfang an
und ich will dich immer in meiner Nähe haben,
nicht nur eine Nacht.
Übersetzerin mit außergewöhnlichem Allgemeinwissen und elegantem Sprachgefühl für unseren Klienten gesucht.
Die Beschäftigung in Südfrankreich ist auf 1 Jahr befristet.
Voranmeldung: Agentur Chevallier - die Agentur für exquisites Personal -
»Das klingt doch unglaublich wundervoll, nicht wahr?«
Adele sah am Gesichtsausdruck ihrer Freundin, dass sie gleich etwas Gegenteiliges sagen würde.
»Du antwortest doch nicht auf die Anzeige?« Gabrielles Blick war bedeutungsvoll.
»Warum nicht? Ich brauche dringend einen Job und dieser scheint für mich passend. Ich bin eine sehr gute Übersetzerin und mein Allgemeinwissen ist doch ganz in Ordnung. Im Augenblick gibt es nicht so viel Auswahl an gut bezahlten Jobs, oder kannst du mit ein paar hundert Euros im Monat leben, wenn schon die Miete so viel kostet? Du mit deinem exklusiven Job kannst dir das wohl nicht vorstellen.«
Gabrielle verdrehte die Augen.
»Du hast ja recht … aber das klingt fast zu perfekt. Es gibt sicher einen Haken. Wer ist dieser Klient und was wird bezahlt? Das steht hier nicht, obwohl es das sollte. Ein Schlechtpunkt für die Agentur. Adele, du wirst vielleicht verschleppt und landest wer weiß wo.«
Adele lachte.
»Ich glaube, du hast in letzter Zeit zu viel deiner geliebten Romane gelesen. Hast du schon vergessen: Wer bizarre Gedanken hegt, zieht sie auch an. Auf so einen Gedanken wäre ich gar nicht gekommen.«
»Du hast dich also schon entschieden.«
»Ja, der Zeitpunkt ist genau richtig, das ist ein Zeichen.«
Gabrielle zog die Stirn kraus.
»Welches Zeichen dies tatsächlich ist, wird sich bald herausstellen.«
o
Adele war fasziniert von dem malerischen Dorf, in dem sie angehalten hatte. Die Straßen waren so schmal, sodass sie sich manchmal fragte, ob sie hier überhaupt fahren durfte. Die typischen Steinhäuser, die eine traditionelle Atmosphäre ausstrahlten, sahen aus, als ob sie einem Gemälde entsprungen waren. Es gab so viele Sehenswürdigkeiten, für die sie aber im Moment keine Zeit hatte. Sie musste ihren Termin einhalten und wenn sie weiter damit liebäugelte, sich die Gärten mit üppigen Lavendelbüschen anzusehen, würde sie mit Sicherheit zu spät kommen. Seufzend startete sie den Mietwagen und fuhr weiter.
Noch immer wusste sie nicht, was sie erwarten würde. Die Agentur, gelegen in einem riesigen Gebäude, mit exklusivem Büro und noch exklusiveren Personal, hatte sie ausgiebig geprüft, ihr mitgeteilt, dass sie geeignet für den Job sei und ihr ein Dokument zum Unterschreiben gegeben, welches Regeln zur Diskretion enthielt. Unter anderem durfte sie niemanden ihren Aufenthaltsort mitteilen. Das Gehalt war unglaublich außergewöhnlich, doch Auskunft über den Arbeitgeber wurde nicht gegeben.
Laut Navigationsgerät musste sie sich ganz in der Nähe ihres Zieles aufhalten. Vielleicht hatte Gabrielle recht gehabt und alles war ein großes Fiasko. Nur keine negativen Gedanken, rügte sie sich. Enttäuscht sah Adele auf die Nummer. Das Bistro war malerisch wie die Steinhäuser, aber hier war sie sicher nicht richtig, oder doch?
Zögernd ging sie hinein. Sie war froh, dass sie nicht wie sonst, ihr weißes Sommerkleid trug, sondern sich für Jeans und Shirt entschieden hatte und ihre helle Haarflut zu einem Zopf gebunden hatte. Aber sie blieb nicht unbemerkt. Sie wurde mit neugierigen Blicken bedacht.
»Adele Nouvel?«
Ein liebenswürdig blickender Mann mit grauem Haar stand plötzlich vor ihr.«
»Ja, aber woher wissen Sie wer ich bin?«
»Die hier ansässigen Leute fahren nicht so einen Mietwagen. Mein Name ist Seraphin Gaspard. Ich bin