sollte ich nicht klar kommen? Liebes-Szenen sind doch nichts Außerordentliches. Ich war nur etwas überrascht, dass Sie hinter dem Pseudonym stecken.«
Nun verstand sie auch das Dokument und die ganze Geheimniskrämerei.
»Haben Sie schon gegessen?«
Adele verneinte.
»Kommen Sie mit.«
Auf der Terrasse war der Tisch mit allerlei Köstlichkeiten gedeckt. Als Dessert gab es Mille-Feuille mit vielen Beeren und Sahne.
Weshalb fühlte sie sich von Julien beobachtet, als sie die Gabel mit einer Beere zum Mund führte?
Auch wenn es das normalste der Welt war, was in Valerie Hearts a.k.a. Julien Rouxs Buch vorkam, schweiften ihre Gedanken immer ab. War er ebenso leidenschaftlich, wie die Alphahelden in seiner Romance? Was würde sie fühlen, wenn er sie berührte? Adele, bist du nun übergeschnappt, schrie sie sich in Gedanken an. Prompt begannen ihre Wangen erneut zu glühen.
»Was denken Sie gerade? Ihre Wangen haben nun die gleiche Farbe wie die Beeren.«
Juliens Augen funkelten. Die undefinierbare Farbe des einen Auges veränderte sich. Kleine goldene Punkte blitzten nun immer wieder auf und er wirkte noch ungewöhnlicher, als er schon war.
»Sie scheinen doch irritiert vom Inhalt des Kapitels zu sein?«
Es hatte wohl keinen Sinn zu leugnen.
»Ich habe ganz und gar nicht mit diesem Genre gerechnet und ich bin kein Eisblock. Außerdem, wenn ihr Geschriebenes nicht auf den Leser wirken würde, wäre das sehr verhängnisvoll.«
Er lachte wieder, tauchte eine Beere in die Sahne und es sah aus, als ob er sie essen wollte, doch dann näherte er sich mit der Frucht ihrem Mund.
»Guten Appetit. Ich muss los, Adele. Nenn mich Julien und vergiss bei aller Sinnenfreude nicht auf mein Manuskript. Der Termin zur Abgabe ist bald.«
o
Zwei Monate, gefüllt mit Arbeit, waren vergangen und Adele genoss die Zusammenarbeit mit Julien, die sich wundervoller gestaltete, als sie gedacht hatte. Julien fuhr einmal in der Woche weg und so nutzte sie auch ihre freien Tage kaum. Sie fragte sich wohin er fuhr. Gab es eine Frau, die er liebte? Natürlich gab es eine, wie sollte es anders sein. Sie merkte, dass sie dieser Umstand betrübte. Verdammt Adele, das ist Julien Roux. Weshalb sollte er sich für sie interessieren? Sie war schlank und zählte zu den großen Frauen, ihr langes helles Haar, das sie seit zwei Monaten hochgebunden hatte, waren schon immer bewundert worden, genau wie ihre leuchtenden Augen und die vollen Lippen. Wie du weißt Adele, ist Aussehen nicht das Wichtigste, rügte sie sich. Man muss Charme haben, eigenständig, warmherzig, intelligent und sexy sein. Sie erfüllte doch alles, oder nicht? Sexy sahen ihre Frisur, ihr ausgeleiertes T-Shirt und die weite Hose absolut nicht aus, fand sie. Plötzlich wurde sie von einer Unruhe erfasst. Julien war heute wieder weggefahren und würde bald zurück sein. Er aß nach seiner Rückkehr meist mit ihr zu Abend. Ja … heute sollte etwas anders sein.
Adele duschte ausgiebig und zog danach ihr weißes kurzes Kleid an, das ihre langen Beine zur Geltung brachte und bürstete ihr Haar bis es seidig glänzend über ihre Taille fiel. Der Duft des Parfüms, von dem sie einige Tropfen auf die Haut gab, beduftete auch den Raum. Sie blickte in den Spiegel. Was tust du da nur, Adele? Nichts, gar nichts. Ihre Zwiesprache brachte auch nichts. Sie konnte sich nicht mehr selbst täuschen. Dass sie sich in ihn verlieben würde, war nicht vorgesehen gewesen und dementsprechend unpassend. Julien zeigte keine Ambitionen sie als Frau zu sehen. Sie sollte sich schleunigst wieder umziehen, bevor er sie so sah. Doch es war zu spät. Julien stand bereits im Raum.
»Wen willst du verzaubern", fragte er geradeheraus.
»Was meinst du?«
»Adele, meine Sehkraft ist ausgezeichnet. Also, was willst du damit bezwecken?«
Er kam näher und Adele ging ein paar Schritte zurück. Sein Blick veränderte sich wieder, wurde durchdringend und die Punkte in seinen Augen tanzten wild.
»Julien, es tut mir leid, ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Ich denke, ich wollte einfach mal gut aussehen, verstehst du?«
Sie versuchte zu entwischen, doch Julien hielt sie am Arm fest und dann landete sie an seiner Brust. Er strich langsam über ihre Wange hinab zum Kinn und hob es an.
»Adele, du machst deine Arbeit bei mir ausgezeichnet, aber lügen kannst du eindeutig nicht. Du wirst mir jetzt sagen, warum du dieses überaus reizende Kleid angezogen hast.«
Er hielt sie weiter fest.
»Ich wollte mich einmal für das Abendessen hübsch anziehen.«
Er zog sie näher an sich.
»Für das Abendessen?«
»Julien, ich habe …«
»Was hast du?«
»Gut, ich sage es dir. Ich habe mich in dich verliebt. Ja, ich weiß, das ist dumm von mir.«
»Weshalb ist das dumm? Ich finde diese Tatsache sehr reizvoll.«
Julien, bitte. Ich bin zu weit gegangen, denn mir wird gerade klar, dass ich nicht nur eine erotische Nacht mit dir verbringen möchte. Außerdem will ich unsere Arbeit nicht frühzeitig beenden müssen.«
»Du gibst dich also nur für mehrere Nächte in Liebe hin?«
»Machst du dich über mich lustig?«
»Nein Adele, das würde ich mir nicht erlauben. Liest du mein Manuskript nicht genau? »Die Liebe ist immer existierend, in meinen Romanen und in der Wirklichkeit. Ich wusste es schon eher als du, denn ich wollte dich von Anfang an und ich will dich immer in meiner Nähe haben, nicht nur eine Nacht.«
Er strich langsam ihren Hals entlang, hinab zu …
Zeit und Raum verschwanden, lösten sich auf und er hinterließ zuckersüße Spuren auf ihrer Haut. Adele lächelte. Ja, er war leidenschaftlich, gefühlvoll und es war überirdisch magisch mit ihm …
Sylvie C. Ange
Frei wie der Wind
Short Vintage Romance
Wovor hast du Angst?
Glaubst du mir nicht, dass ich dich schon immer geliebt habe?
Catherine betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Es zeigten sich die ersten kleinen Lachfältchen um die Augen, aber sonst war die porzellanfarbene Haut ebenmäßig, die ungewöhnlichen azurblauen Augen leuchteten und passten hervorragend zu dem halblangen hellen Haar. Sie strich die Taille entlang und glättete die hochgeschlossene weiße Spitzenbluse. Sie atmete tief durch.
Was sollte sie bloß tun?
Es waren viele Jahre seit der letzten Begegnung vergangen Sollte sie überhaupt hingehen? Sie könnte krank werden, einen unerklärlichen Migräneanfall haben, einen dringenden Termin haben … Unsinn.
Louise würde ihr nie verzeihen, wenn sie nicht zu ihrem vierzigsten Geburtstag kommen würde. Catherine hob die Schultern und seufzte hörbar auf.
Louise war ihre beste Freundin, mit ihr hatte sie viel erlebt, viel gemeinsam und jetzt waren sie plötzlich beide vierzig. Sie hatten sich lange nicht gesehen, aber sie schrieben sich regelmäßig E-Mails.
Sie musste hingehen, dies stand fest.
Vielleicht war er gar nicht da.
Natürlich wird er da sein, er war Louises Bruder, also nur keine Illusionen, Catherine. Du wirst ihm, um einige Jahre älter, gegenübertreten müssen. Ihre Gedanken spielten verrückt.
Sie drehte sich noch mal zum Spiegel. Sah doch alles passabel aus, und außerdem war es egal was er denken würde.
»Es